Grünes Unternehmertum: Ein Spagat zwischen Profit und Idealismus

Patrick Gregori untersuchte umweltorientierte Gründer*innen. Sie brennen für ökologische Ziele, tun sich aber gleichzeitig schwer, diese mit der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens unter einen Hut zu bringen. Ein Forschungsteam, dem auch Gregori angehört, ist zu interessanten Handlungsempfehlungen für Ecopreneur*innen gelangt.

Wir stehen vor großen Herausforderungen wie Klimawandel, Umweltbelastungen und auch sozialen Ungleichheiten. Der Wunsch, die Natur zu schützen und Nachhaltigkeit zu fördern, trifft in der grünen Gründerszene auf fruchtbaren Boden. „Grüne Gründer*innen“ wollen diesen Herausforderungen begegnen und für die Umwelt einen Beitrag leisten und schlagen so neue unternehmerische Wege ein. Aus Ideen erwächst ein Geschäftsplan, der dann in Form einer Unternehmensgrün-dung umgesetzt wird. Gründungen im Umweltbereich sollen einen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit leisten und auf Grundlage finanzieller Tragfähigkeit bewusst ökologische Werte schaffen. Es liegt nahe, dass den so genannten Ecopreneur* innen ein großer Erfolg zugeschrieben werden kann. Dem ist aber nicht immer so, wie Patrick Gregori vom Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung gemeinsam mit Patrick Holzmann und Malgorzata Wdowiak in ihren Forschungen festgestellt hat. „Die persönliche Entwicklung von Umweltaktivist* innen hin zu einer umweltorientierten Unternehmer*in ist doch ein Schritt, der nicht so einfach ist, wie sich viele das vorgestellt haben“, hält Patrick Gregori fest.

Ecopreneur*innen haben eines gemeinsam: Es treibt sie primär voran, was die Konsequenzen von unternehmerischem Handeln für die Gesellschaft und die Umwelt sind. Aber sie stehen den gleichen Hürden wie traditionelle Gründungen gegenüber, vor allem was die Finanzierung betrifft. „Die größte Herausforderung ist es, die ökologischen Werthaltungen mit den kommerziellen Aspekten in Einklang zu bringen“, fasst Patrick Gregori zusammen.

Das Forschungsteam führte in der Anfangsphase 26 Interviews mit Unternehmensgründer* innen in Österreich durch, die in der Umweltbranche tätig sind. Interviewpartner* innen ausfindig zu machen, war gar nicht so einfach. Auf bestehende Datenbanken konnte das Team nicht zurückgreifen, weshalb Wettbewerbe und Andockungspunkte wie Greenstart, eine Plattform für klimarelevante Businessideen, hier sehr hilfreich waren. So konnten umweltorientierte Gründer*innen identifiziert und befragt werden. Bei den Untersuchungen ging es vor allem darum, die Identitätskonstruktionen der grünen Gründungen zu beleuchten.

Danach gefragt, in welchen Branchen die Ecopreneur*innen tätig sind, antwortet Gregori: „Das ist sehr unterschiedlich und erstreckt sich über viele Bereiche. Die Projekte sind so verschieden und reichen zum Beispiel von einer Online-Plattform für grüne Unterkünfte, wo der CO2-Wert oder die Energiequelle angegeben wird, über ein ökologisches Kompostiersystem mit Würmern für den Haushalt bis hin zu einer Bio-Mobiltoilette.“ Die Ergebnisse der Befragungen wurden 2021 im Journal of Business Research veröffentlicht. Diese zeigen, dass Unternehmer*innen es verstehen sollten, sowohl ökologische als auch kommerzielle Aspekte zu vereinen. „Viele Unternehmer*innen identifizieren sich sehr stark mit den Zielen ihrer Tätigkeit, während die ökonomische Logik vernachlässigt wird. Sie distanzieren sich von den typischen Werten klassischer Unternehmungen, die auf Profit, Wachstum und eigennütziges Handeln ausgerichtet sind“, fasst Gregori zusammen. Dadurch befinden sie sich in einem Wechselspiel zwischen Identität, Sinnhaftigkeit und Emotionen. Gründer*innen sind in erster Linie durch den Wunsch motiviert, „die Natur zu schützen, haben eine Verbundenheit zur Natur und sehen sie als höchstes Gut“. Die Sinnhaftigkeit ihres Tuns fußt darauf, ihre Umweltwerte umzusetzen. „Sie schaffen es, sich auf privater Ebene einzuschränken, da sie viel Sinn aus ihrer Unternehmenstätigkeit ziehen können“, sagt Gregori. Er hält fest, dass dies im starken Kontrast zu den kommerziellen Unternehmenswerten steht.

Selbstaufopferung, lange Arbeitszeiten und finanzielle Notlagen werden in Kauf genommen.“ (Patrick Gregori)

Die untersuchten Unternehmungen gaben an, stark an ihre Belastungsgrenzen gegangen zu sein, haben sich aufgeopfert und sich selbst stark zurückgenommen, damit das Unternehmen wachsen kann. Letztlich führte diese Selbstaufopferung zu Frustration, Unzufriedenheit, Traurigkeit, Entsetzen und Wut auf Werte und Praktiken der kommerziellen Logik wie z. B. Wachstum und Profit. Die Ergebnisse zeigten, dass die unterschiedlichsten Formen der Selbstaufopferung wie lange Arbeitszeiten, unbezahlte Arbeit und finanzielle Notlagen von einigen Unternehmer*innen bewusst für das Allgemeinwohl, wie z. B. die Erhaltung der Natur, in Kauf genommen wurden. Daraus erschließt sich, dass, wenn die unternehmerische Tätigkeit als sinnvoll und in hohem Maße erfüllend empfunden wird, die Grenze zwischen Privatleben und unternehmerischen Bestrebungen verschwindet. Gregori meint, dass ein Wandel ihres Selbstverständnisses von „unternehmerischen Umweltschützer*innen“ zu „Umweltunternehmen“ ratsam sei. Durch offene Diskussionen können Umweltunternehmer*innen lernen, die kommerzielle Logik nicht von vornherein abzulehnen und positive Aspekte zu erkennen, mit denen sie sich identifizieren können. „Eine gewisse Grundoffenheit gegenüber kommerziellen Aspekten kann zu einem starken Antrieb führen, das eigene Unternehmen voranzubringen, und ist der Weg, wie man einen unternehmerischen Impact generieren kann.“

Patrick Gregori führt ein Unterstützungssystem für soziale und umweltorientierte Gründungen an, wie das vom Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung initiierte Projekt „Social Innovation Lab Carinthia“.

 

Zur Person



Patrick Gregori ist Senior Lecturer am Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung. Er promovierte 2021 und befasste sich in seiner Dissertation mit Sustainable Entrepreneurship. Seine Forschungsinteressen liegen in Entrepreneurship, Sustainability und Business Models.

für ad astra: Lydia Krömer