10. DoktorandInnen-Symposium der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie

Das Institut für Philosophie und die Österreichische Gesellschaft für Philosophie veranstalten vom 6. – 8. Dezember 2018 an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt das

10. DoktorandInnen-Symposium der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie

 

Ziel des Symposiums ist eine möglichst umfassende Darstellung der deutschsprachigen Forschungslandschaft im Nachwuchsbereich. Es will eine Plattform für den Dialog verschiedener philosophischer Richtungen bieten. Fünfzehn Vortragende sind daher Dissertantinnen aller philosophischen Disziplinen in Österreich und auch darüber hinaus. Sie präsentieren über diverse Themen von der Leibphänomenologie bis zur Bedarfsgerechtigkeit. Die Veranstaltung ist öffentlich und auch von Interesse für (Doktorats-)Studierende anderer kulturwissenschaftlicher Richtungen. Der Plenarvortrag wird von Frau Professorin Andrea Kern aus Universität Leipzig gehalten, wer über die unterschiedlichen neo-aristotelischen Interpretationen des Formbegriffes vortragen wird.

Näheres entnehmen Sie bitte dem Programm_Diplomandinnensymposium2018

 

Vortrag: Andrea Kern „Menschliches Leben und Selbstbewusstsein. Eine Diskussion dreier Spielarten des Neo-Aristotelismus“

Vortrag von Frau Andrea Kern

„Menschliches Leben und Selbstbewusstsein. Eine Diskussion dreier Spielarten des Neo-Aristotelismus“

am Donnerstag, 6. Dezember, um 18.00 Uhr im Z.1.09.

 

Zeitgenössische Neo-Aristoteliker eint der Gedanke, dass der Unterschied zwischen Menschen und allen anderen Lebewesen nicht darin besteht, dass der Mensch eine weitere Fähigkeit hat, die zu jenen Fähigkeiten einfach hinzukommt, die er mit den anderen Lebewesen teilt, sondern darin, dass sein ganzes Leben eine andere „Form“ hat. Die anthropologische Differenz ist eine formale Differenz. Nennen wir das die Form-Differenz-These (FD). Ebenso eint alle Neo-Aristoteliker der Gedanke, dass kleine Kinder noch keine jener Tätigkeiten aufweisen, durch die wir verstehen, was es bedeutet, ein rationales, selbstbewusstes Wesen zu sein, nämlich Denken und Urteilen, das Sprechen einer Sprache, das Angeben und Fordern von Gründen. Nennen wir das die Kinder-Differenz-These (KD). Wie können wir beide Thesen miteinander vereinbaren?

In der zeitgenössischen Philosophie können wir zwischen drei Spielarten des Neo-Aristotelismus unterscheiden, die sich darin unterscheiden, in welcher Weise sie diese Frage beantworten: 1. Ein naiver Neo-Aristotelismus (u.a. Thompson, Foot), ein anspruchsvoller Neo-Aristotelismus (u.a. McDowell), und ein logischer Neo-Aristotelismus (Hegel). Wie wir sehen werden, gehen alle drei Spielarten des Neo-Aristotelismus mit einer jeweils unterschiedlichen Deutung des Gehalts sowohl von FD als auch KD einher. In meinem Vortrag werde ich diese Unterschiede herausarbeiten und dafür argumentieren, dass der logische Neo-Aristotelismus in der Lage ist, die Probleme aufzulösen, mit der die beiden anderen Spielarten konfrontiert sind, indem er die These einer formalen Differenz zu Ende denkt. Hegel stößt dabei auf den Gedanken, dass der Begriff der Erziehung und der Begriff des Selbstbewusstseins logisch aufeinander verweisen. Daraus folgt für Hegel, dass der Gehalt der Rede von Fähigkeiten, die ein Wesen „von Natur“ aus hat, logisch abhängig ist von der jeweiligen Lebensform, zu das fragliche Wesen gehört. Es bedeutet nach Hegel etwas anderes, von einem Tier zu sagen, es habe bestimmte Fähigkeiten von Natur aus, als von einem Mensch zu sagen, er oder sie habe natürliche Fähigkeiten.

TERMINVERSCHIEBUNG: Vortrag Prof. Oksana Bulgakowa: Das Fremde als Eigenes. Körperbilder und Körpergedächtnis in der Zeit der Bilderwanderung

ACHTUNG: TERMINVERSCHIEBUNG!!!

ATTENTION: NEW DATE!!!

Das Institut für Philosophie, in Kooperation mit dem AK Visuelle Kultur und dem Institut für Slawistik, Fakultät für Kulturwissenschaften der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt lädt ein zum

 

Vortrag von Prof. Oksana Bulgakowa

 Das Fremde als Eigenes. Körperbilder und Körpergedächtnis in der Zeit der Bilderwanderung

 Mittwoch, 28. November 2018, 18:00 Uhr, I.1.71

 

 

Früher wurde die Sprache der Gesten von Erwachsenen an Kinder, von Erziehern an Schüler weitergegeben, in Büchern über gutes Benehmen festgehalten, in Tanzstunden eingeübt. Was passiert mit dem Körpergedächtnis, wenn die nationale Tradition neu bewertet wird, weil die Menschen Filme, die sich über nationale und soziale Grenzen hinwegbewegen, in ihre Alltagserfahrung einschließen?

 

Der Film entwickelte sich rasch – nicht nur als erstes Medium, das Körpersprache, Gestik und Mimik in der Bewegung konservierte, sondern er modellierte erstmalig auch Körperbilder und be­einflusste die Veränderungen in der Körpersprache der Zuschauer, da er als Apparat für die Fixierung der Bewegung – so hatten es Physiologen, Psychologen, Psychoanalytiker, Anthropologen, Soziologen, Arbeitswissenschafter und Kulturphilosophen beobachtet – die Nachahmungsfähigkeiten der Zuschauer in Bezug auf die Motorik schärfte und trainierte. Das amerikanische Programm zur „re-education of Germany“ wurde von Psychologen, Anthropologen und Politikern ausgearbeitet, und Filme spielten nach dem Dritten Reich eine nicht unwichtige Rolle bei der Erziehung der Deutschen – diesmal zur Demokratie. Hollywood wollte sein Geschäft machen, Politiker verfolgten ihr ideologisches Programm und stützten sich dabei auf anthropologische Forschungen von Margaret Mead sowie auf Vorschläge von Psychiatern wie Richard Brickner. Amerikanische Unterhaltungsfilme wurden nicht im Rahmen dieses Programms gesehen, aber auch sie sollten die „Germans in the gestures, speech and affect of democratic sociality (schulen). Germans could develop a politically enlightened culture if they could learn to act like Americans or like actors portraying Americans“, wie der OWI-Fachmann für Deutschland formulierte. Die Veränderungen in der Körpersprache und im Verhal­ten, wie sie in ihrer medialen (italienischen, französischen, deutschen, sowjetischen) Dimension in den frühen 1950er-Jahren unter dem Einfluss fremder medialer Bilder ausprobiert wurden, führten nur ein Jahrzehnt später zu realen Auswirkungen: zur Destabilisierung der Hierarchien – in alternativen Lebensweisen, neuen politischen Parteien und Erziehungsmodellen.

 

Oksana Bulgakowa ist Professorin für Filmwissenschaft an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Sie studierte an der Moskauer Filmhochschule und promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie hat zahlreiche Bücher über das russische und deutsche Kino verfasst und herausgegeben, bei Filmen Regie geführt, Ausstellungen kuratiert und Multimediaprojekte entwickelt (oft zusammen mit Dietmar Hochmuth). Derzeit ist sie IFK_Senior Fellow und arbeitet an einem Buch über die Lesbarkeit der Körpersprache im Film.

Publikationen (u. a.): gem. mit Dietmar Hochmuth (Hg.), Sergej Eisenstein. Das Ur-Phänomen: Kunst, Berlin 2016, engl. 2017; Das sowjetische Hörauge, Moskau 2010; Stimme als kulturelles Phänomen, Moskau 2015; Die Sinn-Fabrik/Fabrik der Sinne, Berlin 2015; (Hg.), Eisenstein. Metod/Methode, 4 Bd., Berlin 2009; Fabrik der Gesten, Moskau 2005; Sergej Eisenstein. Eine Biographie, Berlin 1998, engl. 2002, russ. 2017; Sergej Eisenstein: drei Utopien. Architekturentwürfe zur Filmtheorie, Berlin 1996; (Hg.), Die ungewöhnlichen Abenteuer des Dr. Mabuse im Lande der Bolschewiki, Berlin 1995.

INTERDISZIPLINÄRE FACHKONFERENZ „THE EXERCISE OF JUDGMENT IN THE EARLY MODERN PERIOD“

Von 15. bis 17.11.2018 findet die internationale Fachkonferenz im Rahmen des gleichnamigen HRSM-Projekts zum Thema „The Exercise of JUDGMENT in The Early Modern Period“ statt.

Genauere Informationen, Kontaktdaten und den Programmablauf finden Sie im Programm_Judgment