Online-Ringvorlesung „No War – Bildung als Praxis des Friedens“

Im Rahmen der interuniversitären und interdisziplinären Ringvorlesung „No War – Bildung als Praxis des Friedens“, mit initiiert von Caroline Schmitt, sprechen Hans Karl Peterlini (zu Global Citizenship Education, 10.12.) und Claudia Brunner (zu epistemischer Gewalt, 19.12.). Wir freuen uns, Studierende und Angehörige der AAU sowie weitere interessierte Personen im virtuellen Raum der Fachhochschule Erfurt zu treffen!

Seit dem 24. Februar 2022 erleben wir mit dem Beginn des Überfalls Russlands auf die Ukraine eine bis dahin nicht vorstellbare Steigerung des „Katastrophischen“ in unserer Zeit.
Zum Klimawandel und der noch immer grassierenden Pandemie kommt nun auch noch ein weiterer Krieg.
Gerade dieser zeigt noch einmal die Fragilität unserer globalisierten Welt und die darin liegenden Interdependenzen; Selbstverständlichkeiten bröckeln weiter und Eindeutigkeiten gehen verloren.
Begriffe wie „Zeitenwende“ oder „Epochenbruch“ versuchen das Außergewöhnliche zu beschreiben.

Auch zeigt sich erneut die Vielfalt der Probleme in dieser globalisierten Welt wie in einem Brennglas:
Abhängigkeiten von Öl, Gas, Kohle; Lieferketten- und Versorgungsprobleme.
Soziale und Globale Ungleichheit wird sich weiter verfestigen und Vulnerable, wie auch im Klimawandel und der Pandemie, sind die „Verliererinnen“.
Es stellen sich angesichts dessen viele Fragen, u.a.:

  • Was ist eigentlich Frieden?
  • Kann Soziale Arbeit das ignorieren?
  • Welche Rolle kann oder soll sie darin spielen?

In der Ringvorlesung wird Folgendes diskutiert: Als Menschenrechtsprofession muss Soziale Arbeit Position beziehen und sich zugleich als Akteurin der Friedensbildung verstehen
und einen Begriff von Frieden konzipieren. Dabei kann und muss sie vielfältige internationale Erfahrungen im Kontext von „peacebuilding“,
in denen sie als Profession schon länger involviert ist, aufarbeiten, reflektieren und weiter denken.

Zum Kriegsgeschehen Position zu beziehen, bedeutet, sich als international agierende Profession zu verstehen, die Verwobenheit von lokalem Handeln und globaler Vernetzung
und Solidarität zu sehen, sich dem guten Leben aller verpflichtet zu fühlen und sich als kritische und reflexive Menschenrechtsprofession zu entwerfen, die gleichzeitig transformativ wirken will.

Dies beinhaltet auch, Frieden nicht nur als Abwesenheit von Krieg zu verstehen – das wäre negativer Frieden -, sondern Vorstellungen und Bedingungen eines positiven Friedens zu skizzieren
und daran zu arbeiten. Positiver Frieden meint die Reduktion struktureller Gewalt; er ist ein Prozess, der auf den Abbau von Ungerechtigkeit und Ungleichheit zielt und
zugleich Toleranz und die Akzeptanz von Vielfalt fördert sowie Gleichheit und die Entfaltung eines guten Lebens Aller will.

Ein positiver Friede bedarf der Friedensbildung und somit der Gestaltung von Bildungsprozessen. Darin liegt auch eine Aufgabe Sozialer Arbeit,
insbesondere da diese mit Bildungsprozessen verknüpft ist.
Insofern ist der Titel der Reihe programmatisch: Bildung kann zur Herstellung eines positiven Friedens beitragen.
Hierzu sollen die Beispiele und Beiträge der Ringvorlesung Anregungen bieten und Diskussionen ermöglichen.

Programm

Link zur online-Teilnahme

Forschungstag und Antrittsvorlesung: Solidarität und Transformation

Am 23. Juni 2022 fand der Forschungstag des Instituts für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung an der Universität Klagenfurt statt. Im Rahmen des Programms absolvierte Caroline Schmitt ihre Antrittsvorlesung unter dem Titel „Solidarität inklusiv denken“.

Caroline Schmitt ist seit März 2021 Professorin für Migrations- und Inklusionsforschung am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung an der Fakultät für Kulturwissenschaften.

Caroline Schmitt, geboren 1984, studierte Erziehungswissenschaft mit den Nebenfächern Soziologie und Psychologie sowie das Zusatzzertifikat Europäische Studien an der Universität Trier. Von 2010 bis 2013 war sie Stipendiatin am interdisziplinären Forschungszentrum Social and Cultural Studies Mainz (SOCUM). Ab 2013 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, leitete dort u. a. ein Jahr lang den interdisziplinären Studienschwerpunkt „EUROMIR – Soziale Dimension und interkulturelle Aspekte europäischer Migration“ und vertrat die Juniorprofessur „Außerschulische Sonderpädagogik und Inklusion“. 2015 wurde sie zum Thema „Migrantische Ökonomien in Deutschland. Afro Hair Salons zwischen sozialer Ausgrenzung und gesellschaftlicher Inkorporation“ promoviert. Ihre im Jahr 2022 abgeschlossene Habilitation trägt den Titel „Inklusion und Fluchtmigration. Neue Narrative für die Soziale Arbeit. Von 2018 bis 2020 war sie Vertretungsprofessorin für Sozialpädagogik an der Universität Trier. Ihre Forschungs- und Lehrtätigkeit führte sie zudem an die Kent University Istanbul (Türkei), Kangnam University in Yongin (Südkorea), die Univerzita Palackého v Olomouci (Tschechien), die Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck und im Zuge von Feldforschungen nach Großbritannien und Namibia. Ihre Forschung und Lehre ist an Fragen eines inklusiven Zusammenlebens in der Migrationsgesellschaft ausgerichtet und befasst sich mit Biografien und Lebenswelten, dem professionellen Handeln von pädagogischen Fachkräften, mit solidarischen Allianzen und Städten sowie trans- und internationaler Sozialer Arbeit.

Im Anschluss an die Antrittsvorlesung fand ein Round Table mit Kolleg*innen aus der D-A-CH-Region zu „Transformationen in und durch Forschung? Praxen – Methodologien – Politiken“ statt, nach der gemeinsam verbrachten Mittagspause folgten Präsentationen von aktuellen Forschungsprojekten aus der Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung. Nach Kurzpräsentationen der fünf Projekte vor dem Plenum wurden diese an Tischen diskutiert, Austausch ermöglicht und Netzwerke geknüpft.

Ein Abend im Zeichen der Solidarität. Bericht zur Veranstaltung „Abend der Solidarität“, 25. März 2022 im magdas LOKAL Klagenfurt

Im Rahmen der Veranstaltung „Abend der Solidarität. In welchem Kärnten wollen wir leben?“ laden Prof.in Dr.in Caroline Schmitt (Arbeitsbereich Transnationale Migrations- und Solidaritätsforschung) und Ass. Prof. Dr. Jasmin Donlic (Arbeitsbereich Allgemeine Erziehungswissenschaft und diversitätsbewusste Bildung) von der Universität Klagenfurt verschiedene Akteur*innen aus Wissenschaft, Kunst und Kultur, Wirtschaft sowie dem sozialen Bereich zu einem Austausch ins magdas LOKAL in Klagenfurt ein.

Zu Beginn des Abends spricht Dr. Adnan Alijagić, Geschäftsführer des Vereins Zentralraum Kärnten+, über die Potenziale regionaler Vernetzung und Zusammenarbeit in Villach, Klagenfurt, Feldkirchen und der Region. Er betont, dass Kooperation und gegenseitiges voneinander Lernen Voraussetzungen für das Zusammenleben sowie sozial nachhaltigen Wandel sind.

Studierende der Universität Klagenfurt hatten die Gelegenheit, ihre Seminar-Ergebnisse aus den beiden Seminaren „Urban Art in der postmigrantischen Gesellschaft – Transnational Practices“ und „Urban Art in der postmigrantischen Gesellschaft – Practices of Solidarity“ (Sommersemester 2022) zum Thema Solidarität zu präsentieren. Die Studierenden präsentierten Gedichte, Raps und ein Stück auf dem Klavier. Sie hatten ihre theoretischen Kenntnisse zum Thema in künstlerische Ausdrucksgestalten übersetzt. Dabei stellten sie die Notwendigkeit solidarischen Handelns durch Raps, Gedichte und ein Gesangsstück heraus. Der Sozialpädagoge, Jugendarbeiter und Rapper Mighty M aka Himmeldach fand während seiner Rap-Performance eine emotional berührende Sprache gegen soziale Ausgrenzung, Rassismus und globale Ungerechtigkeit.

In der anschließenden Lesung des Sammelbandes „Solidarität in Bewegung. Neue Felder für die Soziale Arbeit“, herausgegeben 2021 im Schneider Verlag Hohengehren und hier online einsehbar, betonten die Herausgeber*innen Prof. Dr. Marc Hill (Universität Innsbruck) und Prof.in Dr.in Caroline Schmitt, dass Solidarität weltoffen, inklusiv und bedingungslos verstanden werden müsse. Es bedürfe eines Bewusstseins für ein globales Wir, das gemeinsam auf dem Planeten lebt, miteinander verbunden ist und gemeinsam Verantwortung trägt. Mit Blick auf die Zukunft Kärntens sprach Caroline Schmitt Konzepte der kooperativen Zusammenarbeit an: „Green Cities“ sowie „Solidarity Cities“ seien Inspiration für ein solidarisches Miteinander und lieferten konkrete Ansatzpunkte auch für den Alpen-Adria-Raum. l

Der letzte Programmpunkt des Abends stand ganz im Sinne der herausfordernden Programmatik von Solidarität: In Impulsgesprächen zum Thema „Solidarität im Alpen-Adria-Raum“ diskutieren Marcel Leuschner (Diakonie de La Tour, Kärnten), Dr.in Carla Küffner (Plattform Migration), Prof. Dr. Hans Karl Peterlini (Universität Klagenfurt; UNESCO Chair for Global Citizenship Education, Culture of Diversity and Peace), Dr.in Bettina Pirker und Martin Diendorfer (Kärnten andas), Dr.in Nadja Danglmaier (Universität Klagenfurt; erinnern.at) sowie Isabell Winter (Urban Playground Klagenfurt) über ihre je eigenen Solidaritätsauffassungen sowie die damit verbundenen aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für die eigene Arbeit und für Kärnten wie u.a. die Schaffung von mehr Räumen für Jugendliche in der Stadt und auf dem Land, die Verzahnungen von feministischer und migrationspolitischer Arbeit und die Notwendigkeit, niemanden im Solidaritätsdiskurs zu vergessen. Die vielfältigen Zugänge und Annäherungen beleuchteten dabei Ambivalenzen, Potenziale und Herausforderungen etwa in der Migrationspolitik, in der Rassismus- und Antisemitismus-Arbeit, der feministischen Arbeit sowie mit Blick auf Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts in der Weltgesellschaft im Allgemeinen.  Am Ende des Abends stand ein Grundtenor: Solidarität geht nur gemeinsam!

Die Veranstalter*innen bedanken sich herzlich bei allen Beteiligten und Gästen, bei der Kulturwissenschaftlichen Fakultät und dem Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung (IfEB) der Universität Klagenfurt.

Für den Arbeitsbereich „Transnationale Migrations- und Solidaritätsforschung“

Lukas Baumann, Universitätsassistent

Woche und Tag der Solidarität

Erfreuliche Neuigkeiten aus dem Arbeitsbereich „Transnationale Migrations- und Solidaritätsfroschung“:

Der Band „Solidarität in Bewegung. Neue Felder für die Soziale Arbeit“ (hrsg. von Marc Hill & Caroline Schmitt) ist nun Open Access verfügbar und u.a. hier downloadbar: https://www.researchgate.net/publication/353402419_Buch_Solidaritat_in_Bewegung_Neue_Felder_fur_die_Soziale_Arbeit_Band_44_Grundlagen_der_Sozialen_Arbeit

Mit einem herzlichen Dank für die Förderung an die Fakultät für Kulturwissenschaften der AAU.

Zudem finden im März zwei Veranstaltungen zum Thema der Solidarität statt, welche von Kolleg:innen des Instituts für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung  (IfEB) (Nadja Danglmaier, Jasmin Donlic und Hans Karl Peterlini), Kolleg:innen der Universitäten Bozen und Brixen und vom neuen Arbeitsbereich „Transnationale Migrations- und Solidaritätsforschung“ (Lukas Baumann, Elisabeth Engberding, Kerstin Piskernig, Caroline Schmitt) des IfEB gestaltet und  (mit-)organisiert werden.

Am Abend der Solidarität wird es

  • eine Rap-Performance zum Thema der Solidarität von Rapper Mighty M. aka Himmeldach geben,
  • eine Präsentation des o.g. Buches,
  • Impulsgespräche mit sozialen Initiativen, pädagogischen Einrichtungen und Wissenschaftler:innen (Diakonie de La Tour, Stabsstelle Flucht & Inklusion; Erinnern.at; Kärnten andas; Plattform Migration; UNESCO Chair for Gobal Citizenship Education, Culture of Diversity and Peace; Urban Playground) sowie
  • studentische Präsentationen.
  • Das Grußwort spricht Adnan Alijagic vom Zentralraum Kärnten+.

Aufgrund der Covid-19-Pandemie und der Anzahl an Mitwirkenden sind die Plätze begrenzt. Mit der Covid-Task-Force wurde das Konzept rückgekoppelt.
Anmeldung bitte an Kerstin Piskernig: kerstin [dot] piskernig [at] aau [dot] at

Die Zulassung erfolgt nach dem Prinzip „first come, first serve„. Es gelten die aktuellen Covid-19-Maßnahmen.