Mutig die Gründung durchsetzen

Das Land Kärnten kämpft erfolgreich für eine eigene Universität | Die 1960er

Im Jahrzehnt von 1964 bis 1973 boomten in Westeuropa die Universitätsgründungen, einerseits, um den starken Geburtsjahrgängen aus der Wirtschaftswunderphase akademische Bildung zukommen zu lassen und andererseits, um dem „Bildungswettlauf“ mit der Sowjetunion standzuhalten. Zu den 164 neuen West-Unis kamen in Österreich drei dazu: Salzburg 1962, Linz 1966 und zuletzt Klagenfurt 1970. Die späte Gründung lag auch daran, dass die Widerstände massiv waren und aus verschiedenen Richtungen kamen. Zwar war ein überparteilicher Entschließungsantrag vom Nationalrat im Juni 1966 angenommen worden, doch dann folgten divergierende Auffassungen zur inhaltlichen Ausrichtung. Der Kärntner Universitätsbund und die Kärntner Hochschulförderung plädierten für eine Wirtschaftshochschule, ÖVP-Bildungsminister Theodor Piffl-Perčević entschied sich aber – gestützt auf Bedarfsrechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) – für eine Ausrichtung in den Bildungsbereich. Bekräftigt wurde dieses Bestreben bei der internationalen OECD-Konferenz im Juni 1969 in Pörtschach. Im Herbst wurden die finalen Weichen für die Gründung gelegt, und am 21. Jänner 1970 wurde im Parlament das Gründungsgesetz für eine „Hochschule für Bildungswissenschaften“ verabschiedet.

Während der langen Planungszeit einer Hochschule in Kärnten reagierten die bestehenden akademischen Einrichtungen mit Skepsis oder mit völliger Ablehnung. Die Österreichische Rektorenkonferenz lehnte noch 1968 die Gründung dezidiert ab, die Österreichische Hochschülerschaft protestierte heftig. Manche Medien sprangen auf und verunglimpften die Idee mit teilweise grenzwertigen Untergriffen. Je stärker der äußere Widerstand ausfiel, desto massiver wuchs das Engagement in Kärnten: Der äußerst rege, 1964 gegründete Universitätsbund unter der Leitung von Hans Romauch erzielte mit einer landesweiten Bausteinaktion 900.000 Schilling, Udo Jürgens gab ein Benefizkonzert.

Die gewichtige Rolle der aus dem Marshallplan hervorgegangenen OECD bei der Hochschulgründung in Klagenfurt hat erst jüngst Historiker Johannes Dafinger vom Institut für Geschichte detailliert herausgearbeitet. Zum Jubiläum richtet er mit seinen Studierenden im Reflektorium eine neue Ausstellung zur Gründungsgeschichte der Universität ein.

für ad astra: Barbara Maier

17. Kärntner Hochschulwoche im Klagenfurter Konzerthaus im September 1970. – Von 1954 bis 1971 fanden in Vorbereitung auf eine eigene Universität „Kärntner Hochschulwochen“ statt. Es handelte sich um eine Vortragsreihe mit wechselnden Themenschwerpunkten, die in Zusammenarbeit mit der Universität Graz in Kärnten abgehalten wurde. Bei der vorletzten Veranstaltung der Reihe im September 1970, wenige Tage vor der Grundsteinlegung der Universität Klagenfurt, bedankte sich Landeshauptmann Hans Sima bei der Grazer Universität für die „Morgengabe der Karl-Franzens-Universität für ihre jüngste akademische Schwester“. | Foto: AAU-Archiv

17. Kärntner Hochschulwoche im Klagenfurter Konzerthaus im September 1970 | Foto: AAU-Archiv

Benennungsvorschläge in Leserbriefen in der Kärntner Tageszeitung vom 16. Juni 1968:

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