Siegfried Huber | Foto: aau/Müller

Potenziale, Talente & Fähigkeiten fördern

Die Privatstiftung Kärntner Sparkasse ist seit vielen Jahren enge Förderin der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Im Interview mit ad astra sprechen Dietrich Kropfberger und Siegfried Huber über die österreichische Stiftungslandschaft, Gemeinnützigkeit sowie Ursprung und Zweck der Privatstiftung Kärntner Sparkasse.

Die österreichische Stiftungslandschaft ist im Gegensatz zu Ländern wie beispielsweise der Schweiz geprägt von Privatstiftungen, die überwiegend private und nicht gemeinnützige Zwecke verfolgen. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür?
Kropfberger: Die Konstruktion ist eine andere. In Österreich sind Privatstiftungen geschaffen worden, um Gelder ins Land zurückzuholen. Ziel der Stiftungen ist es, Kapital steuerbegünstigt zu halten, weshalb die österreichischen Stiftungen auch oft Eigentümer von Unternehmen sind. So auch die Privatstiftung Kärntner Sparkasse, die Eigentümerin der Kärntner Sparkasse AG ist. In der Schweiz oder Deutschland haben erfolgreiche Unternehmen Stiftungen gegründet, um ihre sozialen Aufgaben zu erfüllen und Gelder an die Öffentlichkeit zu geben. Das gibt es in Österreich auch, aber eher wenig.

Warum ist dann die Privatstiftung Kärntner Sparkasse gemeinnützig tätig?
Kropfberger: Die Sparkassen waren von ihrem Gründungsgedanken her schon immer gemeinnützig. Die Stiftung hat eigentlich nur die Rolle des Sparkassen- Vereins übernommen und wurde zur Eigentümerin der Kärntner Sparkasse AG. Die Gründungsurkunde der Kärntner Sparkasse von 1835 schreibt die „Hilfe zur Selbsthilfe“ fest, und dieser Gemeinnützigkeitsauftrag ist in logischer Konsequenz an die Privatstiftung übergegangen.
Huber: Die Sparkasse selbst ist eine Bank wie jede andere, die wirtschaftlich und gewinnorientiert agieren muss. Der große Unterschied zu den anderen Banken besteht allerdings darin, dass Gewinnausschüttungen nicht an anonyme Aktionäre und auch nicht an bevorzugte Genossen gehen, sondern über die Stiftung wieder in die Gesellschaft zurückfließen.

Wie sehen diese Förderschwerpunkte aus?
Kropfberger: Wir hatten im Wesentlichen bisher drei Schwerpunktbereiche: Ein Schwerpunkt war der Bereich Wissenschaft, Bildung, Technologie und Wirtschaft, in dem die Universität immer die hauptgeförderte Institution war. Der zweite Schwerpunkt war Kultur, Sport und Kunst und der dritte Soziales.
Huber: Im vorigen Jahr haben wir unsere Förderstrategie außerdem dahingehend weiterentwickelt, dass wir Maßnahmen und Projekte zur Förderung von Jugendlichen und Kindern unterstützen. Förderziel ist die Steigerung von Bildungsniveau und Wettbewerbsfähigkeit, um so langfristig den Kärntner Arbeitsmarkt zu stärken.

Dietrich Kropfberger | Foto: aau/Müller

Dietrich Kropfberger | Foto: aau/Müller

Siegfried Huber | Foto: aau/Müller

Siegfried Huber | Foto: aau/Müller

 

Was bedeutet Gemeinnützigkeit für Sie?
Huber: Gemeinnützigkeit heißt für mich, vor allem Bildung zu fördern. Bildung ist unsere einzige Chance, die wir im nationalen und internationalen Wettbewerb haben. Unser Ziel ist es, Talente, Potenziale und Fähigkeiten in Kärnten zu entdecken und zu fördern.
Kropfberger: Für mich bedeutet Gemeinnützigkeit vor allem die Talentförderung der Menschen in unserem Umfeld, und das ist per Satzung Kärnten und Slowenien. Im Rahmen unserer gemeinnützigen Förderung dürfen wir per Gesetz und Satzung kein Geld an Privatpersonen ausschütten und nur gemeinnützige oder karitative Organisationen und Institutionen unterstützen.

Warum fördern Sie die AAU?
Kropfberger: Wir sind davon überzeugt, dass Forschung und Entwicklung und die Aus- und Weiterbildung an der Universität Klagenfurt die Basis für eine zukunftsfähige Gesellschaft in Kärnten bilden. Das Ziel unserer Förderung liegt in der Problemlösung, wie wir Intelligenz in Kärnten bündeln und gut ausgebildete Leute wieder zurückbekommen. Die AAU wurde damals nach § 1 des Universitätsgesetzes „… zur gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft und der natürlichen Umwelt“ gegründet. Das ist auch unser Ziel für Kärnten und seine Gesellschaft.
Huber: Die Universität Klagenfurt ist die Zukunft dieses Landes, und wir brauchen mehr Leute, die an die Zukunft dieses Landes glauben.

Welches Projekt liegt Ihnen besonders am Herzen?
Huber: Ich freue mich sehr, dass wir die Bewerbung um eine gemeinsame Stiftungsprofessur „Industrie 4.0“ an der AAU und der TU Graz unterstützen können. Der Antrag liegt derzeit noch zur Prüfung bei der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Viele Kärntner Unternehmen zeigen dafür großes Interesse und Engagement.
Kropfberger: Für mich sind es alle Maßnahmen und Projekte, die innerhalb der Universität eine fakultätsübergreifende Zusammenarbeit und Dialogplattform bedeuten. Das sind zum Beispiel die interdisziplinären Studiengänge oder die Stiftungsprofessur „Nachhaltiges Energiemanagement“. Das interdisziplinäre Sparkassenseminar liegt mir auch sehr am Herzen, weil Studierende und DozentInnen aller vier Fakultäten der AAU gemeinsam ein aktuelles Thema diskutieren.

Die Privatstiftung Kärntner Sparkasse ist Mitglied im „Bund gemeinnütziger Stiftungen“, eine Initiative zur Stärkung des zivilgesellschaftlichen Engagements in Form von Stiftungen in Österreich. Warum unterstützen Sie diese Initiative?
Kropfberger: Hier geht es darum, eine öffentliche Plattform für all jene Stiftungen in Österreich zu schaffen, die eben nicht aus privaten und steuerlichen Gründen bestehen. Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, welchen wichtigen Beitrag diese Stiftungen für die Gesellschaft leisten. Und wir wollen andere dazu animieren, ähnliche Stiftungen zu gründen.
Huber: Das Hauptproblem in Österreich ist, dass viele Organisationen, die wir als Stiftung fördern, von der genannten Fördersumme 25 Prozent Kapitalertragssteuer zahlen müssen. Es wäre daher natürlich wünschenswert, dass diese Steuerpflicht für gemeinnützige Stiftungen bei Förderungen fällt.

Welche zukünftigen Entwicklungen sehen Sie für das zivilgesellschaftliche Engagement in Österreich und Kärnten?
Kropfberger: Der Bedarf steigt rasant an, siehe die derzeitige Flüchtlingskrise, die Verschuldung des Landes Kärnten, die Abwanderung von JungakademikerInnen. Wir sehen die Fördertätigkeit der Privatstiftung als nachhaltige Investition für unsere bestehende und zukünftige Gesellschaft. Und da sind wir zwar gemeinnützig, aber auch eigennützig. Geht es Kärnten gut, geht es der Kärntner Sparkasse gut, und es eröffnen sich Chancen und Gelder, die wir wieder in gemeinnützige Projekte fließen lassen können. Und so schließt sich der Kreis.

für ad astra: Theresa Rimmele

 

Förderungen durch die Privatstiftung

Die Privatstiftung Kärntner Sparkasse ist seit 2005 größter privater Förderer der AAU. Gefördert werden Forschungsprojekte zu den Themenschwerpunkten Nachhaltige Entwicklung (Technik, Ökonomie, Kultur, Umwelt), Regionen Entwicklung und Internationalisierung sowie Projekte in Forschung und Lehre, die den Wissenstransfer in die Praxis stärken und dem langfristigen Entwicklungsplan der Universität entsprechen. Mithilfe von Anschubfinanzierungen ermöglicht die Privatstiftung neue, innovative und interdisziplinäre Studienangebote wie u. a. „Media and Convergence Management“ oder „Wirtschaft und Recht“. Eine Besonderheit ist außerdem das „Interdisziplinäre Sparkassenseminar“ für Studierende aller vier Fakultäten, das eine Werkstätte zur Interdisziplinarität in der Lehre darstellt. Stipendien für Auslandsstudien und Doktorate unterstützen Studierende und Nachwuchswissenschaftler, und außerdem werden Publikationen, Konferenzen und Forschungsprojekte gefördert. Zuletzt unterstützte die Privatstiftung Kärntner Sparkasse mit weiteren Partnern aus der Wirtschaft die Einrichtung der Stiftungsprofessur „Nachhaltiges Energiemanagement“.

Zur Person

Dietrich Kropfberger, Vorsitzender des Vorstandes der Privatstiftung Kärntner Sparkasse

Siegfried Huber, Mitglied des Vorstandes der Privatstiftung Kärntner Sparkasse und Vorstandsdirektor der Kärntner Sparkasse AG