Die papierenen Schätze der Universitätsbibliothek
Die Sondersammlung der Universitätsbibliothek ist ein besonderer, stiller und schöner Ort. Darin lagern die kostbaren Schätze der knapp 450 Jahre alten Universitätsbibliothek. Bibliothekarin Christa Herzog gewährt ad astra einen Einblick in die Bestände, die bis ins Mittelalter zurückreichen.
Die größte Bibliothek des Landes enthält mittlerweile knapp 900.000 gedruckte Bücher, ein Großteil davon ist frei zugänglich. Jedoch gut aufbewahrt und unter Verschluss lagern die Bestände Sondersammlung. Die wertvollsten Stücke sind unikate Handschriften aus dem Mittelalter und Inkunabeln, frühe Werke der Buchdruckkunst. Das älteste Stück der Sondersammlung der Universitätsbibliothek ist ein Handschriftenfragment – ein so genanntes Palimpsest – aus dem 6. Jahrhundert, das in einem Klosterbuch aus dem 13. Jahrhundert gefunden aufwurde. Eine weitere Kostbarkeit ist ein Fragment eines Nibelungentextes, das in den Falzen einer Handschrift entdeckt wurde. „Für die Forschung stellt dies einen wichtigen Beleg für die Überlieferung des berühmten Textes dar“, sagt Christa Herzog, Leiterin der Sondersammlung. Die Paracelsus-Handschrift aus dem Jahr 1569 gilt als die älteste bekannte Handschrift dieses Textes. Die „Klagenfurter Jesuitenchronik“, eine dreibändige Papierhandschrift aus den Jahren 1604 bis 1771, ist eine wichtige Quelle der frühneuzeitlichen Kärntner Landesgeschichte. Eine farbenprächtige Kärnten-Karte befindet sich im ersten Band des großen und 11-bändigen „Atlas Blaeu“ von Johannes Blaeu aus dem Jahre 1649, der aus der Goess-Sammlung stammt.
Digitalisierung und Klima „Sowohl die gedruckten Bestände als auch die kostbaren Handschriften sollen so lange wie möglich erhalten bleiben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“, sagt Christa Herzog. Dies geschieht einerseits durch die Digitalisierung und andererseits durch die sehr aufwendige Restaurierung der Unikate. „Pro Jahr werden drei bis sechs Bände mühevoll restauriert.“ Die wertvollen Bestände lagern in klimatisierten, dunklen und gesicherten Magazinen, da eine zu hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme die Kostbarkeiten schädigen würden. In den Magazinen herrscht eine Temperatur zwischen 14 und 18 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 45 bis 55 Prozent. „Unter Verschluss lagern rund 10.000 Bände sowie 440 Handschriften, davon zahlreiche prächtige Werke, die mit Blattgold und Silber veredelt sind.“ Sehr sorgfältig und mit Handschuhen werden die kostbaren Bände der Sondersammlung von Christa Herzog angefasst. „Damit schütze ich nicht nur die Objekte selbst, sondern auch meine Hände vor Sporen und Staub.“
Eine Sammlung über Jahrhunderte
Die Universitätsbibliothek ist zehn Mal so alt wie die Universität selbst. Ihre Bestände reichen weit in das Mittelalter zurück. Der Grundbestand stammt aus einer Schulbibliothek. Diese versammelte wiederum seit Mitte des 16. Jahrhunderts die Bibliothek der ersten protestantischen Schule und der Klagenfurter Jesuitenniederlassung sowie Bestände vieler aufgelassener Klosterbibliotheken des Landes. „Damals war die nun so bezeichnete Studienbibliothek die einzige wissenschaftliche Einrichtung Kärntens. Sie bestand anfangs hauptsächlich aus Schulbüchern und aus Büchern mit theologischem Inhalt“, erzählt Christa Herzog. Im Laufe der Jahrhunderte wurden kostbare Bände gesammelt: die 30.000 Werke des Altbestands enthalten mittelalterliche Handschriften, Inkunabeln und Frühdrucke. Einen bedeutenden Zuwachs erfuhr die Bibliothek durch die Schenkung der umfangreichen Goess-Bibliothek – einer typischen Adelsbibliothek – im Jahre 1806.
für ad astra: Lydia Krömer
Bestand der
Sondersammlung
66 Pergament-Handschriften
374 Papier-Handschriften
271 Inkunabeln
700 Frühdrucke
ca. 30.000 alte Drucke
Goess-Bibliothek, Buttinger-Sammlung,
Broch-Bibliothek und Karl Popper-Sammlung
Gratisführungen werden gegen Voranmeldung angeboten.
Ausgewählte Exponate der Sondersammlung werden regelmäßig in der Ausstellungsreihe
„Kostbarkeiten“ präsentiert.
www.aau.at/ub