Emil Kristof (li.) und Gerhard Pilgram | Foto: Niki Meixner

30 Jahre UNIKUM

Das Lebens-Kunst-Projekt von Emil Krištof und Gerhard Pilgram

Das Klagenfurter Universitätskulturzentrum UNIKUM | Kulturni center univerze feiert heuer sein 30-jähriges Bestehen. Es ist österreichweit die einzige derartige Einrichtung an einer Universität und besitzt eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte, die im Wesentlichen auf Kontinuität beruht. Die beiden Geschäftsführer Gerhard Pilgram und Emil Krištof verkörpern von Anbeginn bis heute das UNIKUM und machen ein unverwechselbares Programm im Süden Österreichs und im Alpen-Adria-Raum. ad astra blickt auf einige Meilensteine in dessen Geschichte
zurück.

1986 – UNIKUM als Bauvorhaben
Das 1. Kärntner Kleinkunstbühnenkulturbeisl im Mensagebäude war in den 1980er Jahren ein beliebter studentischer Treffpunkt und einziger Ort in Klagenfurt mit alternativem Kulturprogramm. Nach seiner Schließung im Jahr 1986 gründeten Eva Reitmann und Gerhard Pilgram mit Unterstützung von Günther Hödl den Verein Universitätskulturzentrum UNIKUM. Ziel war der Umbau des Mensagebäudes in ein multifunktionales Veranstaltungszentrum. Zur Veranschaulichung des Projektes wurde ein begehbares Modell des Zentrums aus Holz, Papier und Zellstoff im Maßstab 1:1 errichtet.

Es stellte sich bald heraus, dass ein eigenes Haus nicht finanzierbar ist, stattdessen wurde ein provisorischer Gastspielbetrieb an verschiedenen Orten in Klagenfurt aufgenommen. Helga Rabenstein wurde zur neuen Obfrau des Vereins gewählt, Emil Krištof und Gerhard Pilgram übernahmen die Geschäftsführung. Als Sponsor, vertreten durch Horst Groß, konnte die Kärntner Sparkasse gewonnen werden, die die Tätigkeit des UNIKUM bis zum Jahr 2000 finanziell unterstützte.

1989 – Grenzüberschreitungen
Der erste Wendepunkt in der Arbeit kam 1989 mit dem Festival TRIDUUM – Drei Tage. Drei Länder. Drei Künste. Tre giorni. Tre paesi. Tre arti. Tri dni. Tri dežele. Tri umetnosti. Erstmals wendete sich das UNIKUM dem Alpen-Adria-Raum zu und entdeckte konzeptionelles Arbeiten auch in den Sprachen Slowenisch und Italienisch als „sein Thema“. Die erste Eigenproduktion mit Grupa Kugla aus Zagreb kam zur Aufführung, und große internationale Künstler wie John Zorn wurden engagiert. Die Wandlung von punktuellen zu übergreifenden programmatischen Veranstaltungen war vollzogen. UNIKUM wurde zu einem mehrsprachigen Kunstproduzenten.

1994 – Erkundung neuer Welten
Beim ersten Ganzjahresprojekt BODENPROBEN wurden ungewöhnliche Orte wie Tropfsteinhöhlen und Verschubbahnhöfe für Performances und Theateraufführungen bespielt. Dem Publikum eröffnete das UNIKUM eine neue Sicht auf Landschaften und die nahe Umgebung. Die erste Publikation, STADT. RAND. WEG., ein Wanderführer im Westentaschenformat, lud das Publikum zur Erkundung der Peripherie Klagenfurts ein. Im Jahr 1998 erschien das Wander-Reise- Lesebuch KÄRNTEN. UNTEN DURCH, in dem Gerhard Pilgram, Wilhelm Berger und Gerhard Maurer das zweisprachige Südkärnten zu Fuß und mit der Bahn erkundeten. Mittlerweile hat das UNIKUM sieben solcher Bücher herausgegeben, die Expeditionen sind länger geworden und führen weit ins Slowenische und Friauli sche hinein. Mit verschiedenen Kunstprojekten entlang der beschriebenen Wanderrouten avancierte das UNIKUM zum Kulturreiseveranstalter.

1999 – Kunst und Subversion
Einige Medien und Teile der Bevölkerung Kärntens hatten lange Zeit ein Problem mit dem UNIKUM und es unisono mit der Universität als „linkslinks“ abgestempelt. Provokation zählte für das UNIKUM über lange Zeit zu einem gerne eingesetzten Instrument gegen die tradierte Engstirnigkeit im Land, etwa mit der Ersten Kärntner Kurzschluss-Handlung, die in Anbetracht der drohenden Wende im Jahr 1999 in der 10.-Oktober-Straße eröffnet wurde. Besonders erfolgreich waren die subversiven Aktionen »Haček (k)lebt« und die »Buhštabenzupe«.

Diese „kommunizierenden Beiträge“ haben nicht nur vielen Menschen Spaß gemacht, sondern auch zum Entspannen des Klimas in Kärnten beigetragen. In den letzten Jahren scheint das UNIKUM weniger aktionistisch zu sein. Seit dem Ende der FPÖ-Ära ist die politische Lage wesentlich entspannter, und dementsprechend einfacher fällt nun die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Land in Subventionsagenden aus. Doch das UNIKUM bleibt ein Mahner mit künstlerischen Mitteln.

Gerhard Pilgram und Emil Krištof sind Kulturarbeiter mit Leidenschaft. Sie packen selbst an, halten durch, sind konsequent und haben einen langen Atem. Woher die produktiven Wortschöpfer die Kraft dafür nehmen? „Unsere Motivation sind Neugier und die Möglichkeit zur
selbstbestimmten Arbeit“, sagen Gerhard Pilgram und Emil Krištof und verweisen auf den wertvollen Rückhalt durch die Universität. Zum Geburtstagsfest im Herbst 2016, das unter dem Motto DIE LUFT IST DRAUSSEN | NA ZRAKU | ALL‘APERTO steht, sind eine große Zirkusgala und die Eröffnung eines temporären UNIKUM-Museums im Mensagebäude geplant.

Hvala lepa Gerhard und Emil. UNIKUM – Naj živi!

für ad astra: Barbara Maier

UNIKUM als Bauvorhaben - Begehbares Modell von 1986
Buhstabensuppe | Foto: aau
Bücherreihe des UNIKUM | Foto: aau/Maier

Geschäftsführung UNIKUM
Gerhard Pilgram Geboren 1955 in Klagenfurt/Celovec. Sozialarbeiter, Diplomlehrgang
Kulturmanagement, Kulturschaffenderund Autor
Emil Krištof Geboren 1957 in Hof/Dvor.
Diplomierter mehrsprachiger Jazzdrummer und Kulturschaffender

Obfrau des Vereins UNIKUM
Lydia Zellacher
Leiter der Besonderen Universitätseinrichtung
Wilhelm Berger