18 Nov

Literarische Neuerscheinungen: Hanno Millesi und Andreas Pavlic

Veranstaltungsort: Musil-Institut, Bahnhofstraße 50, 9020 Klagenfurt (Veranstaltungssaal)

Der Charme der langen WegeLamberts Ende beginnt mit einem verirrten Golfball. Auf einem seiner Streifzüge durch die Vorstadt wird der Pensionist von dem Sportgerät niedergestreckt. Am nächsten Tag fällt ihm auf, dass er nichts mehr hört. Für ihn besonders bitter, denn Klang bedeutet dem einstigen Geräuschemacher für Film und Fernsehen alles. Er sieht nur einen Weg, sein Gehör wiederzuerlangen: Er muss zurück in die Stadt und seinen alten Toningenieur finden, der ihm früher ein enger Vertrauter war.In seinem neuen Roman Der Charme der langen Wege erzählt Hanno Millesi von einer Doppel-Existenz. Als Lambert ist der Protagonist ein unscheinbarer, ziemlich schräger Zeitgenosse, als Bert ist er ein Meister seines Faches. Bert ist Geräuschemacher und gemeinsam mit seinem Tontechniker als Duo "Sindy & Bert" unschlagbar.Die Erinnerten Als sich Annemarie und Johann 1932 bei der Höttinger Saalschlacht kennenlernen, ist das ein recht ungewöhnlicher Beginn für eine Beziehung. Die Massenschlägerei zwischen Nationalsozialisten und Sozialist*innen geht als Beginn eines langen und dunklen Kapitels in die Geschichte Tirols ein. Andreas Pavlic lässt uns in seinem Debütroman an der Seite von Annemarie und Johann in den Moment der Geschichte eintauchen, mit all den Ungewissheiten, politischen Umstürzen und Entscheidungen, die die beiden erleben – vom Austrofaschismus über den Kriegsbeginn, die Invasion der Kartoffelkäfer bis ins Jahr 1945, als Innsbruck vor der Befreiung steht und sich immer mehr Menschen der nationalsozialistischen Herrschaft widersetzen.Hanno Millesi geboren in Wien, Studium an der Universität Wien und an der Hochschule für angewandte Kunst; in den 90er-Jahren u.a. Assistent von Hermann Nitsch und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums moderner Kunst in Wien. Mit seinem Roman Die vier Weltteile, der innerhalb kurzer Zeit die dritte Auflage erreichte, war er für den Österreichischen Buchpreis 2018 nominiert und im April 2018 auf der SWR Bestenliste sowie im Mai und im Juni desselben Jahres auf der ORF Bestenliste vertreten. Sein Roman Der Charme der langen Wege war ebenfalls für den Österreichischen Buchpreis (2021) nominiert.Andreas Pavlic, 1974 in Innsbruck geboren, lebt in Wien. Spediteur, Lagerarbeiter, Konflikt- und Gemeinwesenarbeiter, Studium der Politikwissenschaft und der Sozialen Arbeit. Forscht zu sozialen und alternativen Bewegungen. Seit 2008 Veröffentlichungen von Lyrik und Prosa in Literaturzeitschriften und Anthologien. Mitglied im Papiertheaterkollektiv Zunder. Zuletzt: (gem. mit A. Leder, M. Memoli): Die Rätebewegung in Österreich. Von sozialer Notwehr zur konkreten Utopie (Mandelbaum, 2019).

30 Nov

Identitti

Veranstaltungsort: Online

Was für ein Skandal: Prof. Dr. Saraswati ist WEISS! Eben noch war die Professorin für Postcolonial Studies in Düsseldorf die Übergöttin aller Debatten über Identität – und beschrieb sich als Person of Colour. Während im Netz ein Shitstorm tobt und Demos ihre Entlassung fordern, stellt ihre Studentin Nivedita ihr intimste Fragen, darunter die bestechend einfache:Warum eigentlich?Mit Witz und Ironie erzählt Kulturwissenschaftlerin, Journalistin und Kritikerin Mithu Sanyal in ihrem Romandebüt „Identitti“ (Hanser, 2021) von der akademischen Bubble, dem Twitter-Universum und der komplexen Debatte über Identität und Rassismus. An diesem Abend kommt sie mit Verena Kumpusch und Viktorija Ratković ins Gespräch. Über Fragen der Zugehörigkeit, der kulturellen Aneignung und des Postkolonialismus. Über das aktuelle Nachdenken und Schreiben auf dem umkämpften Feld der Identitätspolitik.

21 Jan

Stefan Schmitzer: liste der künstlichen objekte auf dem mond

Veranstaltungsort: Musil-Institut, Bahnhofstraße 50, 9020 Klagenfurt (Veranstaltungssaal)

1959 schlug als erstes irdisches Objekt die sowjetische Raumsonde Lunik 2 im Palus Putredinis auf. Seitdem brachten 66 Missionen Tonnen von Menschen erzeugtes Gerät zum Erdtrabanten. Vieles davon ist funktionslos geworden, darunter Teile, deren einstige Bestimmung sich nicht mehr eruieren lässt. Stefan Schmitzer nahm sich solches Material als lexikalisches Stoff-Reservoir für sein Langgedicht liste der künstlichen objekte auf dem mond und lässt aus dem Wortschatz von Technik und Naturwissenschaften vielfältige Evokationen zünden. Die Chronik von Initialereignissen im Zuge ausgesuchter Expeditionen erzählt von einem unaufhaltsamen Prozess immer dichter werdender Daten. Gleich den im Mondstaub erhaltenen Abdrücken zieht der Text Spuren durch Historien von Politik, Forschung und Medien, von einer auf assyrische Tontäfelchen geritzten Himmelfahrt bis zu Suchmaschinenalgorithmen unserer Tage.Stefan Schmitzer, 1979 in Graz geboren, nach dem Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik in Graz und Wien lebt er heute als Autor von Lyrik und Prosa, Performer und Kritiker in Graz. Sein erster Gedichtband moonlight on clichy erschien 2007 bei Droschl, weitere Veröffentlichungen, u.a.: wohin die verschwunden ist, um die es ohnehin nicht geht (Roman, 2009), gemacht/gedicht/gefunden (poetologische Streitschrift mit Helwig Brunner, 2011), okzident express (Falsch erinnerte Lieder, 2019).In der Jury-Begründung für das Gisela-Scherer-Stipendium (2018) heißt es: „Schmitzer – frech, angriffslustig, skurril. Eine phantastisch politische Stimme mit poetischer Wucht.“

28 Jan

Stephan Roiss (author@musil), Valerie Fritsch, Richard Obermayr

Veranstaltungsort: Musil-Institut, Bahnhofstraße 50, 9020 Klagenfurt (Veranstaltungssaal)

Stephan Roiss ist nach Mladen Savić und Eva Schörkhuber der dritte Autor, der auf Einladung des RMI/KLA in Klagenfurt sein wird. Im Rahmen seines Aufenthalts wird er sich mit den Hörspielen Werner Koflers auseinandersetzen und bietet einen Schreibworkshop für Jungautor:innen an.An diesem Abend stellt er sich als neuer „author@musil“ vor und hat dazu auch Gäste, Valerie Fritsch und Richard Obermayr, zwei von ihm sehr geschätzte Kolleg:innen, eingeladen, die mit ihm das Podium teilen und sich mit ihm über das Schreiben unterhalten werden. Er selbst liest in diesem Rahmen Ausschnitte aus seinem Roman "Triceratops" und Werkstatt-Texte, Valerie Fritsch aus "Herzklappen von Johnson & Johnson" und Richard Obermayr aus "Epimetheus", Skizzen zu einem sich in Arbeit befindlichen Roman.Stephan Roiss, 1983 in Linz geboren, lebt als freier Autor und Musiker (Äffchen & Craigs, Fang den Berg) in Ottensheim und Graz. Er absolvierte den Masterstudiengang am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und schreibt Prosa, Lyrik, Texte für Graphic Novels sowie szenisch-performative Texte. Seine Hörspiele wurden u. a. via SWR, MDR und Deutschlandradio Kultur ausgestrahlt. Triceratops ist sein erster Roman, für den er 2020 für den Deutschen Buchpreis nominiert war. stephanroiss.atauthor@musil: Das RMI / KLA lädt Autor/innen ein, für einen Zeitraum von drei oder vier Monaten Gast-Mitarbeiter/in am Institut zu sein. Sie beteiligen sich an Forschungsschwerpunkten des Instituts, geben Einblick in die eigene Schreibarbeit, wirken am Veranstaltungsprogramm des RMI durch Planung und Mitgestaltung einer eigenen Reihe mit oder leiten Schreibwerkstätten.