4 Dez

Das Anthropozän – ein neues (geologisches) Erdzeitalter?

VeranstaltungsortAAU | IFF | Standort Wien, 1070 Wien, Schottenfeldgasse 29Veranstalter Institut für Soziale ÖkologieZentrum für UmweltgeschichteBeschreibungDer Begriff des Anthropozän wird heute weithin gebraucht und taucht als Symbol für den Einfluss des Menschen auf das System Erde auf. Der Begriff wird divers diskutiert und kritisiert, sowohl in den Naturwissenschaften als auch in den Sozialwissenschaften. In den Geowissenschaften wird das Anthropozän als mögliches neues geologisches Zeitalter, als jüngster Teil der Erdgeschichte, diskutiert, in dem das System Erde und damit auch die auf ihr ablaufenden geologischen Prozesse wesentlich vom Menschen beeinflusst werden. Ein von den geologischen Wissenschaften formal zu definierendes Anthropozän muss einen signifikanten geologischen Inhalt und einen Startpunkt haben. Untersuchungen in geologischen Archiven zeigen Argumente auf, die intensiv innerhalb und außerhalb der Anthropozän-Arbeitsgruppe (AWG) der Internationalen Stratigraphischen Kommission diskutiert werden. Die Empfehlungen der AWG gehen in Richtung eines auch formal zu definierenden Anthropozäns, das das Holozän beendet. Als möglicher pragmatischer Startpunkt wird die Mitte des 20. Jahrhunderts angesehen ("Great Acceleration"), mit dem stratigraphischen Signal künstlicher radiogener Nuklide aus Atombombenversuchen.Michael Wagreich (geb. 1960) ist Ao.Prof. am Department für Geodynamik und Sedimentologie der Universität Wien. Aktuelle Forschungsthemen sind Umweltänderungen im Treibhausklima und katastrophale Ereignisse in der Erdgeschichte. Seit mehreren Jahren ist er Mitglied der "Working Group On The 'Anthropocene' (AWG) of the Subcommission on Quaternary Stratigraphy", einem Gremium der Internationalen Stratigraphischen Kommission, die die Signifikanz des Anthropozäns als neues erdgeschichtliches Zeitalter untersucht.Vortragende(r)Ao. Univ. Prof. Dr. Michael WagreichDepartment für Geodynamik und Sedimentologie, Universität WienKontaktAnna Wögerbauer (anna.woegerbauer@aau.at)

18 Jan

„Mittelmeerrouten“: Imperiale Ökologie und metabolistische Netzwerke im mediterranen Raum, 300-1500 n. Chr.

VeranstaltungsortAAU | IFF | Standort Wien, 1070 Wien, Schottenfeldgasse 29Veranstalter Institut für Soziale ÖkologieZentrum für UmweltgeschichteBeschreibungDer Mittelmeerraum zeichnet sich durch eine Vielfalt an Mikro-Regionen und „Mikro-Ökologien“ (Horden/Purcell 2000) aus, die vor allem über die See miteinander im Kontakt und Austausch standen. Diese maritime Konnektivität ermöglichte seit der Antike die Entstehung größerer imperialer Formationen, von denen es aber einzig dem Römischen Reich gelang, den gesamten Mittelmeerraum politisch zu vereinen. Doch auch nachfolgende Imperien wie das Byzantinische Reich, das Arabische Kalifat und das Osmanische Reich können nur als mediterrane „Systeme“ verstanden werden. Für das Osmanische Reich prägte Sam White (2011) den Begriff der „imperialen Ökologie“ und meinte damit die Gesamtheit der vom imperialen Zentrum gelenkten Flüsse von Ressourcen und Menschen, von denen der Erfolg und das Überleben eines Imperiums abhingen. Im Vortrag werden Kontinuitäten und Brüche dieser metabolistischen Netzwerke und ihre Anpassungen an politische, wirtschaftliche und klimatische Veränderungen für die Zeit zwischen dem spätantiken „Umbau“ des Imperium Romanum und der Entstehung des Osmanischen Reiches betrachtet; dabei werden auch ungeplante Folgen der imperialen Vernetzung wie die Ausbreitung von Epidemien diskutiert. Das Mittelmeer wird damit als ein zentraler Schauplatz der Verschränkungen zwischen Veränderungen der Umwelt und sozio-ökonomischen Umwälzungen bis in die Gegenwart (Stichwort „Mittelmeerroute“) vorgestellt.Vortragende(r)Dr. Johannes Preiser-KapellerAbteilung für Byzanzforschung, Institut für Mittelalterforschung, Österreichische Akademie der WissenschaftenKontaktAnna Wögerbauer (anna.woegerbauer@aau.at)

29 Jan

Einsichten aus der Umweltgeschichte – Welt im Wandel

VeranstaltungsortHS 2Veranstalter Institut für Soziale ÖkologieÖH Uni WienBeschreibungLeben in den Grenzen des Planeten. Einsichten aus der UmweltgeschichteWir leben im Zeitalter der Nebenwirkungen und können damit nicht gut umgehen. Warum das so ist, wird durch Langzeitbetrachtung deutlich. Die Umweltgeschichte bietet daher wichtige Einsichten für eine nachhaltige Entwicklung. Wir erkennen, dass die Welt ständig im Wandel ist, Natur und Gesellschaft sind dynamisch. Wir wollen sie stabil halten, das führt uns in Risikospiralen, denn die Dynamik der Natur ist nicht überall und ununterbrochen kontrollierbar. Nebenwirkungen und Probleme, die auf unbekannten Wechselwirkungen beruhen, sind normal.Die gegenwärtige globalisierte industrielle Welt ist keine stabile Formation, sondern ein Prozess der Mobilisierung, wie er noch nie zuvor möglich war, angetrieben von fossiler Energie. Je mehr Energie und Material wir für unsere Eingriffe verwenden, desto wirksamer und nebenwirksamer werden diese. Die Altlasten des nuklearen Zeitalters werden uns noch 5000 Generationen lang beschäftigen. -- Etwa genau so lange liegt die Entwicklung des Homo sapiens zurück. Je mehr wir eingegriffen haben, desto mehr Verantwortung bleibt bei uns, „Historisches Erbe“ ist „Ökologisches Erbe“. Aus diesen Einsichten lässt sich auch eine Forderung an die Wissenschaft ableiten:Wissenschaftliche Unsicherheit ist keine Rechtfertigung für Untätigkeit, wenn plausible Hinweise auf potenziell schwerwiegende Gefährdungen vorliegen. Doch dann fragt sich: Was tun? Die Befolgung des Vorsorgeprinzip würde uns erlauben, in den Grenzen des „OXFAM Donut“ ein gutes Leben für alle Menschen zu ermöglichen.Univ.Prof. Ing.Dr.phil. Verena Winiwarter - Professorin für Umweltgeschichte am Institut für Soziale Ökologie der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt am Standort Wien, wirkliches Mitglied der österreichischen Akademie der Wissenschaften und dort Obfrau der Kommission für Interdisziplinäre Ökologische Studien. Wissenschaftlerin des Jahres 2013. Ihr gemeinsam mit Hans-Rudolf Bork verfaßtesVortragende(r)Univ. Prof. Dr. Verena WiniwarterKontaktTanja Trawniczek (tanja.trawniczek@oeh.univie.ac.at)

8 Mrz

Nebenvorteile und Erbschaften. Zur Geschichte des Wiener Neustädter Kanals in Wien

VeranstaltungsortGasometer D, 4. Archivgeschoß (Wien 11, Guglgasse 14; U3-Station „Gasometer“, Zugang über Gasometer A und die Mall https://www.wien.gv.at/kultur/archiv/nutzung/besuch.html)Vortragssaal des Wiener Stadt- und LandesarchivsVeranstalter Institut für Soziale ÖkologieVerein für Geschichte der Stadt WienBeschreibungDer Wiener Neustädter Kanal hat in der Umweltgeschichte der Wiener Gewässerlandschaft eine Sonderstellung: Er war Wiens einziges Fließgewässer mit einem vollständig artifiziellen Wasserhaushalt und Verlauf. Er war damit nicht nur die erste überlokale „Wasserleitung“ nach Wien, sondern mit einem Abfluss von 1,4 m³ pro Sekunde nach Donau und Wienfluss auch das drittgrößte Fließgewässer im damaligen Stadtbereich.Jenseits seiner gut dokumentierten Geschichte als Transportinfrastruktur geht der Vortrag den vielfältigen Um- und Ableitungen des Kanalwassers nach, die bald nach seiner Inbetriebnahme 1803 einsetzten. Diese führten beispielsweise in den Keller des Beatrixbades, auf das Eis des Wiener Eislauf-Vereins, in die Prägeanlagen der Münze Österreich, in die Kessel der Lokomotiven der Aspangbahn oder den Garten Fürst Metternichs. Der Wiener Neustädter Kanal ist auch das einzige Fließgewässer, das innerhalb der heutigen Stadtgrenzen vollständig aufgelassen und zugeschüttet wurde. Die stufenweise Transformation der Kanaltrasse von 1848 bis 1930 und die materiellen und immateriellen Spuren, die der Umgang mit Wasser im urbanen Raum generierte, sind ebenfalls Thema des Vortrags.Vortragende(r)Mag. Mag.(FH) Christina Spitzbart-GlaslDI Mag. Friedrich HauerModeration:Dr. Christoph SonnlechnerKontaktAnna Wögerbauer (anna.woegerbauer@aau.at)