Vom Krieg der Bilder zur Kunst des Handelns. Überlegungen zu einer Theorie der Bildpolitik im 21. Jahrhundert

Veranstaltungsort: AAU Klagenfurt (N.1.44)

Die kritischen Analysen der kapitalistischen Bildkultur durch Autoren der 1960er und 1970er Jahre wie Guy Debord oder Jean Baudrillard waren ihrer Zeit weit voraus. Die Allgegenwart der Warenform im »Spektakel« als dem »Kapital in einem solchen Grad der Akkumulation, daß es zum Bild wird« (Debord), der »Monolog der Macht« im Befehlston der »Semiokratie« (Baudrillard) und der bis in die kleinsten Verästelungen des Alltagslebens hineinreichende Siegeszug der Kulturindustrie als Vehikel des »kapitalistischen Realismus« (Mark Fisher) sind erst im 21. Jahrhundert zur vollen Entfaltung gekommen. Zumeist werden die Machteffekte der kapitalistischen Bildkultur dabei vor allem als Bilderkrieg ›von oben‹ beschrieben, während die Seite ›von unten‹ deutlich seltener in den Blick gerät: die widerständigen Praktiken der subversiven Aneignung, Umfunktionierung und Umschreibung bereits zirkulierender Bilder oder die Neuschöpfung von alternativen Bildwelten mit kritischem oder utopischem Potenzial, aus denen sich die unterirdische Transformationsdynamik von Gesellschaften speist. In meinem Vortrag umreiße ich ein theoretisches Modell, mit dem sich beide Seiten solcher Bilderkämpfe beschreiben und in ihren wechselseitigen Verschränkungen analysieren lassen. Neben dem Blick auf die verschiedenen taktischen Spielarten der »Kunst des Handelns« (Michel de Certeau) im Feld der Bilder rückt hierbei auch das ›Waffenarsenal‹ des gesellschaftlichen Imaginären in den Blick, auf das diese Kunst des Handelns zurückgreift: das kulturelle Bildarchiv als Material der Aneignung und Anverwandlung der Vergangenheit im Dienste der Gegenwart.

Engelbert OBERNOSTERER & VADA: Ein Herr im Versuch, seiner Herr zu werden. Szenische Lesung

Veranstaltungsort: Musil-Institut, Bahnhofstraße 50, 9020 Klagenfurt (Veranstaltungssaal)

Ähnlich wie in seinen früheren Prosaarbeiten befasst sich Obernosterer mit elementaren menschlichen Beziehungen, Rückblicken auf eine Kindheit im Gebirge und schonungslosen Selbstreflexionen. Eine Sammlung vorwiegend kleiner, verdichteter Prosa-Skizzen und Aphorismen aus dem Umkreis eines Schriftstellers, der zwischen der nüchternen und der poetischen Betrachtungsweise seiner Angelegenheiten hin und her gerissen versucht, den Kopf über Wasser zu halten. Der ironisch distanzierte Blick des Autors zielt auf die Gesellschaft und ihre Typen in den verschiedensten Sphären. Der Auskunft erteilende "Herr" wird seiner nicht Herr. Er geht wie die Figuren der Impressionisten in der Atmosphäre auf, beziehungsweise unter.Latent war Engelbert Obernosterer schon von jeher in den Oberkärntner Bergen enthalten. Als Person urkundlich erwähnt wurde er erstmals 1936 in den Taufmatrikeln von St. Lorenzen im Lesachtal in Kärnten. In Büchern wie Mythos Lesachtal, Vom Ende der Steinhocker, Die Bewirtschaftung des Herrn R und weiteren 13 Prosabänden, zuletzt Auch Krawattenträger sind Naturereignisse und Zwischendinge, blieb er mit berglerischer Zähigkeit in seine Ursprünge verkrallt. Sich und seine Familie über Wasser gehalten hat er als Lehrer an verschiedenen Schulen des Gailtales, u. a. als Kunsterzieher im Gymnasium Hermagor. Er wohnt in Mitschig bei Hermagor.Yulia Izmaylova und Felix Strasser haben es sich seit vielen Jahren zur Aufgabe gemacht, mit dem „Verein zur Anregung des dramatischen Appetits“, kurz VADA, Lust auf Texte zu machen. Gemeinsam mit Engelbert Obernosterer gestalten sie eine performative Lesung mit den literarischen Miniaturen des Autors.