Die Forscherinnen und Forscher des Instituts für Soziale Ökologie bemühen sich, die Interaktion zwischen sozialen und natürlichen Systemen als deren Koevolution theoretisch und methodisch fundiert zu beschreiben.

Den Kern einer sozial-ökologischen Theorie bilden die Konzepte "Gesellschaftlicher Metabolismus" und "Kolonisierung natürlicher Systeme." Darin verbinden sich Vorstellungen aus den verschiedensten Wissenschaftstraditionen - Biologie, Soziologie, Ökonomie, Technik, Geschichte, Geografie und Kulturanthropologie - zu einer kohärenten Sichtweise der Gesellschaft-Natur-Beziehung.

Diese Sichtweise bringen die Forscherinnen und Forscher des Instituts für Soziale Ökologie ein bei der konzeptuellen wie praktischen Entwicklung von Informationssystemen für die Umweltfolgen menschlichen Handelns ("pressures upon the environment"), und sie leitet unsere Forschung zu ökologischen und sozio-ökonomischen Aspekten nachhaltiger Entwicklung im lokalen, nationalen und globalen Maßstab.

Das Methodenspektrum erstreckt sich von Material- und Energieflussanalysen (MFA und EFA) und auf GIS und Fernerkundung basierten Verfahren über systemische Akteurs- und Organisationsanalysen bis zur Arbeit mit historischen Quellen. Zunehmend werden auch Modellierungsverfahren zur Datensimulation, zur synthetischen Präsentation von Ergebnissen und als Grundlage für Szenarios benutzt. Ermöglicht wird dies durch eine stabile interdisziplinäre Kooperationskultur und intensive Teamarbeit.

Themenfelder

Neueste Projekte

Forschungsprojekt aus §26 oder §27 Mitteln
Laufzeit : 2024-01-01 - 2024-12-31

Auf europäischer, nationaler und lokaler Ebene gibt es eine Reihe wichtiger Initiativen um den Klimawandel einzubremsen und verpflichtenden Ziele und Maßnahmen zu setzen. Um aus der Klimakrise keine Klimakatastrophe werden zu lassen, ist es notwendig sowohl individuelle Beiträge als auch ambitionierter Klima- und Nachhaltigkeitspolitik in ihrem Zusammenspiel zu verstehen und auf beiden Ebenen Änderungsmöglichkeiten zu erkennen und anzuregen. Basierend auf Arbeiten für APCC Special Reports (Haas et al. 2018, Görg et al. 2023) haben wir begonnen de Zusammenhänge zwischen klimafreundlichem Leben im Alltag, Zeitverwendung und gesundheitsfördernden Aktivitäten zu analysieren. Diese Analyse umfasst die Berechnung von Emissionsintensitäten einzelner Aktivitäten und die Auswertung von Zeitverwendung je Personengruppen nach Geschlecht und Sorgeverpflichtungen.
Forschungsprojekt aus §26 oder §27 Mitteln
Laufzeit : 2024-01-01 - 2026-06-30

Hitzeepisoden, plötzliche Temperaturanstiege oder eine höhere Allergenexposition bedrohen die Gesundheit älterer Menschen in besonderem Maße. Das betrifft vor allem jene älteren Menschen, die aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen wie Herz- Kreislauferkrankungen (Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, ischämische Herzerkrankungen) oder Lungenerkrankungen (Asthma, COPD) ohnehin eine vulnerable Gruppe darstellen. Durch Pollen ausgelöste Erkrankungen wie allergische Rhinitis (Heuschnupfen) und allergisches Asthma bronchiale betreffen etwa jeweils 5-11% der Bevölkerung ab 65 Jahren. Auch sind die Folgen von Asthma bei älteren Menschen deutlich schwerwiegender und führen öfter zum Tod. Das Projekt KliMate hat es daher zum Ziel, ein System zu konzipieren, das anhand von Wetter- und Umweltdaten individuelle Empfehlungen zur Steigerung der aktiven Mobilität, der körperlichen Aktivität generell, zur sozialen Teilhabe und zu allgemeine Klimaadaptationen älterer Menschen gibt. Parallel dazu werden individuelle und kollektive Ansätze konzipiert, die zur klimaschonenden Bewegungsförderung beitragen. Neben der Steigerung der aktiven Mobilität hat dies zudem den Vorteil, Einsamkeit und soziale Isolation zu verringern, deren psychische und physische Folgen von Angstzuständen, Depressionen, Schlafverlust und kognitivem Abbau bis zur Verschlechterung der kardiovaskulären Gesundheit führen kann.
Forschungsprojekt aus §26 oder §27 Mitteln
Laufzeit : 2024-03-01 - 2027-02-28

Die jüngere Geschichte europäischer Wälder ist gekennzeichnet durch eine Zunahme von Waldflächen und Biomassebeständen einerseits, und durch eine immer stärkere Regulierung und Rationalisierung in der Waldnutzung. Daher wird diese Geschichte häufig als Erfolgsgeschichte erzählt, und als Paradebeispiel nachhaltiger Ressourcennutzung. Jüngste Forschung zeigt allerdings, dass der Nachhaltigkeitsbegriff der wissenschaftlichen Forstwirtschaft eng und ökonomisch geprägt war, und dass die Implementierung rationaler Forstwirtschaft häufig bäuerliche Waldnutzer benachteiligt und Biodiversität reduziert hat Vor diesem Hintergrund entwickelt das Projekt INFEST ein differenziertes Narrativ historischer Waldveränderungen. Aus der Perspektive der interdisziplinären Umweltgeschichte untersucht INFEST die Industrialisierung österreichischer Wälder von 1766 bis 1914. Das Projekt betrachtet Wälder als Ergebnis sowohl soziokultureller (z.B. Machtverhältnisse, Praktiken der Waldnutzung), als auch ökologischer Dynamiken (z.B. Verfügbarkeit von Nährstoffen, Pflanzenwachstum), sowie ihrer Beziehungen zueinander. INFEST geht von der Hypothese aus, dass in den etwa 150 Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, als Entwaldung in Wiederbewaldung überging, ein sozial-ökologischer Regimewandel vollzogen wurde, weg von soziokulturell und ökologisch multifunktionalen, hin zu industriellen und weniger diversen Wäldern. Das Projekt verbindet qualitative Zugänge aus der kulturellen und politischen Umweltgeschichte mit quantitativen Zugängen aus der materiellen Umweltgeschichte. INFEST untersucht (1) kulturelle Programme, die gesetzlichen Maßnahmen zugrunde lagen, basierend auf der Analyse von Gesetzestexten und zeitgenössischen Diskursen; (2) gesellschaftliche Praktiken der Waldnutzung und entstehende Konflikte darum, basierend auf Analysen von Primärquellen in zwei lokalen Fallstudien; und (3) biogeochemische Flüsse und Bestände von Kohlenstoff (C) und Stickstoff (N) in Wäldern, basierend auf historischen Quellen und Modellierungen. Zuletzt zielt INFEST darauf ab, (4) den sozial-ökologischen Regimewandel im Zuge der Industrialisierung österreichischer Wälder zu beleuchten. INFEST entwickelt die erste Geschichte sozial-ökologischer Waldveränderungen in Österreich, die konsistent soziokulturelle und ökologische Dynamiken verbindet. Das Projekt erarbeitet neue Einsichten darüber, wie unterschiedliche Akteure während des langen 19. Jahrhunderts mit Waldökosystemen interagierten. Datenbanken, die im Projekt entstehen, öffnen Möglichkeiten für zukünftige Forschung zur Waldgeschichte und ihren heutigen Auswirkungen. Indem INFEST das historische Verständnis “Nachhaltiger Forstwirtschaft” vertieft, trägt das Projekt auch zu laufenden Debatten über nachhaltige Ressourcennutzung bei.

Betreute Hochschulschriften