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Menschliches Leben und Selbstbewusstsein

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Veranstaltungskategorie Vortrag

Veranstaltungsort
Z.1.09
AAU

Veranstalter
Institut für Philosophie


Beschreibung

Zeitgenössische Neo-Aristoteliker eint der Gedanke, dass der Unterschied zwischen Menschen und allen anderen Lebewesen nicht darin besteht, dass der Mensch eine weitere Fähigkeit hat, die zu jenen Fähigkeiten einfach hinzukommt, die er mit den anderen Lebewesen teilt, sondern darin, dass sein ganzes Leben eine andere „Form“ hat. Die anthropologische Differenz ist eine formale Differenz. Nennen wir das die Form-Differenz-These (FD). Ebenso eint alle Neo-Aristoteliker der Gedanke, dass kleine Kinder noch keine jener Tätigkeiten aufweisen, durch die wir verstehen, was es bedeutet, ein rationales, selbstbewusstes Wesen zu sein, nämlich Denken und Urteilen, das Sprechen einer Sprache, das Angeben und Fordern von Gründen. Nennen wir das die Kinder-Differenz-These (KD). Wie können wir beide Thesen miteinander vereinbaren?
In der zeitgenössischen Philosophie können wir zwischen drei Spielarten des Neo-Aristotelismus unterscheiden, die sich darin unterscheiden, in welcher Weise sie diese Frage beantworten: 1. Ein naiver Neo-Aristotelismus (u.a. Thompson, Foot), ein anspruchsvoller Neo-Aristotelismus (u.a. McDowell), und ein logischer Neo-Aristotelismus (Hegel). Wie wir sehen werden, gehen alle drei Spielarten des Neo-Aristotelismus mit einer jeweils unterschiedlichen Deutung des Gehalts sowohl von FD als auch KD einher. In meinem Vortrag werde ich diese Unterschiede herausarbeiten und dafür argumentieren, dass der logische Neo-Aristotelismus in der Lage ist, die Probleme aufzulösen, mit der die beiden anderen Spielarten konfrontiert sind, indem er die These einer formalen Differenz zu Ende denkt. Hegel stößt dabei auf den Gedanken, dass der Begriff der Erziehung und der Begriff des Selbstbewusstseins logisch aufeinander verweisen. Daraus folgt für Hegel, dass der Gehalt der Rede von Fähigkeiten, die ein Wesen „von Natur“ aus hat, logisch abhängig ist von der jeweiligen Lebensform, zu das fragliche Wesen gehört. Es bedeutet nach Hegel etwas anderes, von einem Tier zu sagen, es habe bestimmte Fähigkeiten von Natur aus, als von einem Mensch zu sagen, er oder sie habe natürliche Fähigkeiten.

Vortragende(r)
Prof.Dr. Andrea Kern

Kontakt
Oliver Toth (oliver [dot] toth [at] aau [dot] at)