Die Forschungsaktivitäten des Arbeitsbereichs Sozialpädagogik und Inklusionsforschung umfassen thematisch einschlägige Grundlagenforschung sowie anwendungsbezogene Forschung zu verschiedenen Professionsfeldern. Ein besonderes Anliegen ist die Zusammenarbeit mit diversen Zielgruppen in Form von partizipativer Forschung, um deren Perspektiven zu berücksichtigen und Teilhabe und soziale Inklusion zu ermöglichen.
Arbeitsschwerpunkte
- Soziale Ungleichheit, Benachteiligung und Exklusion/Inklusion
- Sozialpädagogische Bildungsforschung
- Sozialpädagogik des Kindes- und Jugendalters
- Soziale Arbeit und soziale Dienstleistungen
- Inklusion, Selbstbestimmung und Behinderung
- Disability Studies
- Gender und Soziale Arbeit
- Körper, Emotion und Geschlecht
Laufende Projekte
Eltern mit Lernschwierigkeiten und die Bedeutung elterlicher Kompetenzen.
Diese sozialpädagogische Dissertation hat das Ziel zu erforschen, welche Bedeutung Haltungen, Erwartungen und Anforderungen zu elterlichen Kompetenzen für Eltern mit Lernschwierigkeiten sowie Fachkräfte, welche diese Familien unterstützen, haben.Betreut wird die Dissertation von Univ.-Prof. Stephan Sting.Das Dissertationsprojekt folgt dem Grundsatz der Disability Studies, die Perspektiven von Menschen mit Behinderungen als zentralen AkteurInnen zu fokussieren und orientiert sich an einem interpretativen, phänomenologischen Forschungsansatz (IPA).Das Forschungsdesign ist teilweise partizipativ angelegt und besteht aus diversen, qualitativen Datenerhebungsmethoden.
Schamdynamiken zwischen fremduntergebrachten Kindern, Jugendlichen und pädagogischen Fachkräften in Österreich
Die Studie fragt mittels eines ethnographischen Ansatz nach den Anlässen, den Ausdrucksweisen und dem Umgang mit Scham in Interaktionen zwischen Kindern bzw. Jugendlichen und pädagogischen Fachkräften in der Fremdunterbringung. Im Rahmen einer praxeologischen Methodologie (Bourdieu 2001, 2005) werden Schamszenen darauf hin untersucht, welche symbolischen Ordnungen dem verbalen, sprachlichen oder somatischen Ausdruck von Scham in Interaktionen implizit sind. Die Theoriebildung erfolgt anhand der Grounded Theory mittels eines aufsteigenden Vergleichs von Schamszenen in vier österreichischen Kinder- und Jugendheimen bzw. sozialpädagogischen Wohngemeinschaften. Da sich das Studiendesign an dem Paradigma der Inklusion orientiert, werden Einrichtungen für Kinder- und Jugendliche ohne sowie mit unterschiedlichen Arten und Graden von Behinderungen einbezogen. Die Teilnehmende Beobachtung wird von meiner Person in den jeweiligen Einrichtungen österreichweit, gestaffelt in zwei Erhebungsphasen an voraussichtlich 10 Tagen pro Einrichtung, durchgeführt.
Gewalt an Kärntner Kindern und Jugendlichen in Institutionen
Projektleitung
Projektmitarbeiter*innen
Judith Arztmann, Alma Brkic-Elezovic, Elvisa Imsirovic, Barbara Jauernig, Alexander Leitner, Ingrid Lippitz
Laufzeit
01.10.2015 - 31.10.2019
Förderung
Amt der Kärntner Landesregierung - Sozialreferat; Ärztekammer Kärnten; KABEG - Klinikum Klagenfurt; Kärnten Privatstiftung; Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (ÖGKJB); Universität Klagenfurt
Kinder und Jugendliche wurden in der Vergangenheit Opfer von personaler und strukturaler Gewalt in Institutionen der Jugendwohlfahrt und der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Kärnten, wie die Arbeit der Unabhängigen Opferschutzkommission zeigt. Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit jenen Gelegenheitsstrukturen, die das Hervorbringen und Aufrechterhalten von Gewalthandlungen in Institutionen begünstigten. Dies geschieht aus Verantwortungsübernahme für die genannten Missstände und zugleich mit der Intention empirisches Wissen zu generieren, um die Arbeit der gegenwärtigen Kinder- und Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie stärker am (gesundheitlichen und sozialen) Wohlergehen und an der Bildung von Kindern und Jugendlichen ausrichten zu können.
Darüber hinaus wird im Forschungsprojekt über ein "Voicing" den Opfern der vielschichtigen Gewalt auf der Heilpädagogischen Abteilung des Landeskrankenhauses Klagenfurt und im Landesjugendheim Rosental eine Stimme im gesellschaftlichen Diskurs über Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Institutionen gegeben. In diesem Kontext werden Interviews mit von Gewalt in Kärntner Institutionen betroffenen Personen geführt.
Evaluierung von Gewaltschutzzentren
Projektleitung
Stephan Sting
Projektmitarbeiter*innen
Maria Groinig
Laufzeit
01.02.2018 - 31.10.2018
Förderung
Gewaltschutzzentren Burgenland, Kärnten, Tirol und Niederösterreich
In dem Projekt wird die Arbeit österreichischer Gewaltschutzzentren aus der Perspektive der Nutzer_innen evaluiert. Zu dem Zweck werden qualitative Interviews mit Klient_innen durchgeführt und inhaltsanalytisch ausgewertet. Neben der Berichterstattung an das jeweilige Gewaltschutzzentrum, die zur Reflexion und Verbesserung der eigenen Arbeit dienen soll, erlaubt die parallele Evaluierung der Gewaltschutzzentren im Burgenland sowie in Kärnten, Niederösterreich und Tirol eine vergleichende Einschätzung der verschiedenen Arbeitsweisen.
Bildungschancen und Einfluss sozialer Kontextbedingungen auf Bildungsbiographien von Care Leavern
Projektleitung
Projektmitarbeiter*innen
Laufzeit
01.04.2016 - 31.03.2018
Förderung
Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB)
Aus internationalen Studien ist bekannt, dass die Gruppe der "Care Leaver" im Hinblick auf Bildung und Berufseinmündung benachteiligt ist. Im Zuge des Forschungsvorhabens "Bildungschancen und der Einfluss sozialer Kontextbedingungen auf Bildungsbiografien von Care Leavern" wurden nun erstmals systematisch Bildung und Arbeitssituation der Care Leaver in Österreich beleuchtet. Für die auf eineinhalb Jahre anberaumte Studie wurden einerseits repräsentative, quantitative Daten zu Bildung, Ausbildung und Arbeitssituation von 20- bis 29-jährigen Care Leavern erhoben. Andererseits wurde in einer biografisch orientierten qualitativen Studie mit Hilfe von Interviews und Netzwerkanalysen geklärt, wodurch Care Leaver in ihrer Bildungslaufbahn behindert wurden, was ihnen Wege eröffnete und welchen Einfluss soziale Rahmenbedingungen auf die Bildungswege oder Bildungsbiografien dieser Personengruppe haben. Davon ausgehend wurden Perspektiven für mögliche Unterstützungsangebote für Care Leaver zur Verbesserung ihrer Bildungs- und Berufschancen entwickelt.
Die quantitative Teilstudie bestätigte auch für Österreich die international mehrfach belegte Bildungsbenachteiligung von Care Leavern, die daraus resultiert, dass im Jugendhilfekontext zwar die Erlangung von Pflichtschulabschlüssen und mittleren Berufsabschlüssen gefördert wird, dass höhere Bildungswege aber kaum in Betracht gezogen werden. Als zentrale Ressource für die Absolvierung längerer Bildungsgänge haben sich Peerbeziehungen in Form von Partnerschaften und Freundschaften herausgestellt, während Eltern oder professionelle Pädagog_innen eine deutlich geringere Rolle bei der Bildungsförderung spielen.
In der qualitativen Teilstudie wurden vertiefende Einsichten in die Wechselbeziehung von Bildungsverläufen und sozialen Kontextbedingungen des Aufwachsens erarbeitet. Angesichts der Erfahrung von Diskontinuitäten, Brüchen und Wechseln erlebten die Interviewteilnehmer_innen in den Jugendhilfeeinrichtungen häufig einen Mangel an sozio-emotionaler Zuwendung, was insbesondere im Jugendalter zu Auseinandersetzungen mit den Regeln und Vorgaben der Einrichtungen führt. Das lebensphasenspezifische Streben nach Eigenverantwortung, Autonomie und Selbstbestimmung hat eine Suche nach Unabhängigkeit zur Folge, was zu einer schnellen Berufseinmündung und dem Erwerb von eigenem Geld drängt. Die daraus resultierende selbstbestimmte Orientierung an Lehrberufen wird von den Fachkräften flankiert, die ebenfalls auf Lehrberufe hin orientieren und höhere Bildungswege in vielen Fällen für unrealistisch erklären. Während Eltern im Hinblick auf die Absolvierung von Bildungsgängen eher als Belastung denn als Unterstützung wahrgenommen werden, erleben junge Menschen mit Jugendhilfeerfahrung in schulischen Bildungsinstitutionen nach wie vor Abwertungen und Stigmatisierung. Als stabilste Quelle für soziale und emotionale Unterstützung im Hinblick auf die Absolvierung längerdauernder Bildungswege zeichnen sich auch in der qualitativen Untersuchung Peerbeziehungen ab.
Junge Menschen mit Jugendhilfeerfahrung erweisen sich trotz dieser Rahmenbedingungen des Aufwachsens als bildungsmotiviert. In einigen Fällen zeigt sich, dass sie nach dem Erstberuf einen weiteren Bildungsweg einschlagen oder dass sie nach biographisch bedingten Verzögerungen weiterführende Bildungswege beginnen. Ein Problem stellt in diesem Zusammenhang das frühe Betreuungsende dar. Nach dem Austritt aus der Jugendhilfemaßnahme sind Care Leaver auf sich alleine gestellt; sie müssen ohne familiäre und bisher in Österreich auch ohne professionelle Unterstützung zurechtkommen. Die Fallbeispiele machen deutlich, dass diese Situation Mehrfachbelastungen und weitere Verzögerungen im Bildungsweg mit sich bringt. Junge Menschen mit Jugendhilfeerfahrungen können infolge dessen ihre Bildungspotentiale häufig nicht in vollem Umfang zur Entfaltung bringen, was die Bildungsbenachteiligung perpetuiert.
Eine vollständige Liste aller Forschungsprojekte des Arbeitsbereichs Sozialpädagogik und Inklusionsforschung finden Sie in der Forschungsdokumentation (FoDok).
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9020 Klagenfurt am Wörthersee
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+43 463 2700
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