Robert Musil | Foto: Robert Musil Institut

Musil lesbar machen

Seit dieser Woche ist das Internetportal MUSIL ONLINE verfügbar, beginnend mit dem Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“.

Parallel zum Erscheinen der neuen Robert-Musil-Gesamtausgabe (Jung und Jung Verlag) geht ein Open-Access-Portal online. Beide sind am Robert Musil-Institut für Literaturforschung / Kärntner Literaturarchiv der Alpen-Adria-Universität erarbeitet worden. MUSIL ONLINE bietet kostenlosen Internetzugang zu den Werken und Nachlassmaterialien Robert Musils. Ziel ist es, über das Portal „Robert Musil allen zugänglich zu machen und eine wissenschaftliche Nutzung in einer zeitgemäßen Form zu bieten“: Musil – wieder – lesbar machen.

Hybridedition – Buch und Internet: Die Musil-Gesamtausgabe, herausgegeben von Walter Fanta, und MUSIL ONLINE starten mit Musils „Der Mann ohne Eigenschaften“. Die neue Gesamtausgabe in Buchform ist eine reine Lesetext-Ausgabe auf der Grundlage der wissenschaftlichen Erschließung. Über die Bereiche „Musiltext“, „Archiv“ und „Kommentar“ steht im Portal das vollständige historisch-kritische Instrumentarium zur Verfügung: Streichungen, Einfügungen, Randanmerkungen, Bilddateien der Originale, Transkriptionen und (vorerst textgenetischer) Kommentar. Schritt für Schritt und zeitgleich mit jedem Erscheinen eines neuen Bandes (von insgesamt 12) gehen die jeweils entsprechenden Materialien online, der Bereich „Kommentar“ wird um zusätzliche Dimensionen erweitert und sukzessive „interdiskursiv“.

Für das Portal zeichnen drei KuratorInnen verantwortlich: Anke Bosse, Leiterin des Musil-Instituts und Editionsexpertin, Walter Fanta, Musil- und Editionsexperte, und Artur Boelderl, Philosoph und Literaturwissenschaftler.

„Wir stehen erst am Anfang, um das zu erreichen, was wir vorhaben“, sagt Walter Fanta, der sich seit 30 Jahren mit dem Nachlass Musils beschäftigt und bereits federführend bei der digitalen Klagenfurter Ausgabe war, die 2009 auf DVD erschien. Diese allerdings ist „technisch heute nicht mehr nutzbar“, wie Anke Bosse feststellt, da ihre Software veraltet ist und von neueren Windowsversionen nicht mehr unterstützt wird, weshalb seit Jahren kein Update mehr erscheint. Auch die Vorstellung, Musils Texte würden am Bildschirm gelesen, hat sich als Illusion erwiesen. Die Lösung für Gegenwart und Zukunft bietet nun die Hybridedition aus Buch und Internetportal, welches im Gegensatz zur DVD kontinuierlich aufgefüllt, modifiziert, korrigiert werden kann und mittelfristig interaktiv gestaltet wird. Mit Dienstantritt von Anke Bosse im Oktober 2015 wurde mit der Hybridedition begonnen und der erste Schritt des ambitionierten Vorhabens in Rekordzeit realisiert.

„Ein Leuchtturmprojekt“, sind sich die KuratorInnen einig, „das im deutschsprachigen Raum seinesgleichen sucht.“

MUSIL ONLINE ist abrufbar unter: www.musilonline.at