Matura | Foto: Gorodenkoff/Fotolia

Zu viel Text in der Mathematikmatura? Mathematikdidaktik forscht zu dieser These

Vor der Kompensationsprüfung im Herbst fallen seit Einführung der Zentralmatura in Österreich in Mathematik rund 10 bis 20 Prozent der MaturantInnen durch. Als Erklärung für diese Spanne orteten Eltern und SchülervertreterInnen unter anderem die Textlastigkeit von Mathematikaufgaben bei der Matura. Ein Forschungsteam der Universität Klagenfurt ging dieser These nun auf den Grund.

„Mit der Zentralmatura haben sich die Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler verändert“, erklärt Andreas Vohns, assoziierter Professor am Institut für Didaktik der Mathematik an der Universität Klagenfurt. Die SchülerInnen sollen nicht mehr nur beweisen, dass sie ein mathematisches Standardverfahren abarbeiten können, sondern sie sollen dazu in der Lage sein, ein Problem zu erfassen und daraufhin erkennen, mit welchen mathematischen Methoden sie sich dessen annehmen können. Er erklärt weiter: „Während klassische mathematische Aufgaben recht spracharm waren, sind einige dieser in Alltagskontexten angesiedelten Aufgaben deutlich sprachreicher.“ Nach der Veröffentlichung der (vergleichsweise schlechteren) Ergebnisse der Mathematikmatura 2018 gab es eine umfassende öffentliche Debatte dazu, ob nun die sprachlich anspruchsvolleren Aufgabenstellungen dafür verantwortlich seien, dass viele Schülerinnen und Schüler die Mathematikmatura nicht im ersten Anlauf bestanden haben.

„Grundsätzlich ist es so, dass rund 80 Prozent der Aufgaben von über 50 Prozent der SchülerInnen gelöst werden können. Die anderen 20 Prozent der Aufgaben könnte man als ‚schwieriger‘ einstufen“, erläutert Andreas Vohns. Er hat gemeinsam mit Tamara Obereder sowie Janine Egger und Stefan Scheiber diese 20 Prozent der Aufgaben untersucht und sich dabei gefragt: „Sind die ‚schwierigeren‘ Aufgaben auch die textlich anspruchsvolleren Aufgaben?“ Tamara Obereder erklärt zum Studiendesign: „Wir haben die Texte anhand einer Checkliste – auch mit technischer Unterstützung – analysiert: Gibt es viele Komposita? Gibt es Präpositionen, die für das Lösen besonders entscheidend sind? Gibt es viele getrennte Verben, Nebensatz- oder Passivsatzkonstruktionen? Welches Vokabular kommt zum Einsatz?“

Das Ergebnis ihrer Studie zeigt: „Sprachlich anspruchsvollere Aufgaben sind nicht signifikant überproportional ‚schwere‘ Aufgaben.“ Nachweisbar wären hingegen nur sehr schwache Zusammenhänge, die die Textlänge von offenen Aufgabenstellungen (nicht Multiple-Choice) betreffen. Andreas Vohns schränkt aber ein: „Unser Datensatz ist sehr schwach, weil wir nur die Ergebnisse in der Mathematik haben, diese aber nicht mit Ergebnissen anderer Fächer verknüpfen können. Interessant zu wissen wäre zum Beispiel, ob die in den sprachlichen Fächern schwachen SchülerInnen eher Schwierigkeiten mit textreichen Mathematikaufgaben haben.“

Andreas Vohns möchte dabei generell für eine Beruhigung der Diskussion um die Mathematikmatura eintreten. Die Zentralmatura stelle kognitiv andere Ansprüche an die SchülerInnen, letztlich würden sie nach ihm aber von diesem Zugang zur Mathematik profitieren: „Allenfalls muss man die Passung von zentral gesetzten Anforderungen der Matura und dem Unterricht vor Ort überprüfen. Der erzeugte Stress rund um die Mathematikmatura ist aber sicher nicht lernförderlich.“

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