Wie sollen selbst hergestellte Patente, Software und Lizenzen in Bilanzen behandelt werden?

Immaterielle Vermögenswerte wie Patente, Software und Lizenzen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Vielen Unternehmen stellt sich die Frage, wie deren Wert bemessen und in die Bilanzen aufgenommen werden soll. Carina Paulitsch hat sich im Rahmen ihrer Dissertation mit dieser Herausforderung beschäftigt.

„Unternehmen müssen grundsätzlich alle Vermögenswerte und Schulden in die Bilanz aufnehmen. Bei den immateriellen Vermögenswerten wird dieser Grundsatz aufgeweicht“, erklärt Carina Paulitsch, die am Institut für Finanzmanagement derzeit als Projektmitarbeiterin arbeitet. Erworbene immaterielle Vermögenswerte müssen in die Bilanz aufgenommen werden, die bilanzielle Behandlung selbst erstellter immaterieller Vermögenswerte sei allerdings umstritten.

Carina Paulitsch hat nun für ihre Dissertation Problembereiche bei der bilanziellen Behandlung selbst erstellter immaterieller Vermögenswerte nach den IAS/IFRS identifiziert und empirisch überprüft, wie österreichische, deutsche und schweizerische börsennotierte Unternehmen damit umgehen. Ihre Erkenntnisse daraus: „Oftmals ist es nicht so einfach, immaterielle Vermögenswerte zu definieren. Außerdem ist gesetzlich eine Unterscheidung des Herstellungsprozesses in eine Forschungs- und Entwicklungsphase erforderlich und diese Trennlinie führt in der Umsetzung zu Problemen. Aus den Ermessensspielräumen bei der Auslegung der spezifischen Aktivierungskriterien ergibt sich oft der Eindruck, dass die gesetzliche normierte verpflichtende Aufnahme in die Bilanzen ein de-facto-Aktivierungswahlrecht darstellt.“ Auch der Blick in die nationalen Rechtslagen des deutschsprachigen Raums habe bestätigt, dass vergleichbare Umsetzungs- und Anwendungsprobleme bestehen. Die Untersuchung der Unternehmensbilanzen hat Paulitsch gezeigt, dass die Umsetzung branchenspezifisch unterschiedlich sei. Gesamt betrachtet würden beispielsweise rund 60% Prozent der untersuchten österreichischen Unternehmen, die Forschung und Entwicklung betreiben, die selbst erstellten immateriellen Vermögenswerte in die Bilanz aufnehmen, aber nur rund ein Drittel der für die Herstellung anfallenden Kosten würden aktivseitig erfasst. Für Carina Paulitsch gilt die Schlussfolgerung: „Es ist erstrebenswert, die selbst erstellten immateriellen Vermögenswerte im Jahresabschluss abzubilden.“ In Zukunft werde dies – angesichts der zunehmenden Bedeutung immaterieller Vermögenswerte – immer wichtiger.

Im Gespräch mit der jungen Forscherin zeigt sich: Carina Paulitsch ist von einer großen Begeisterung für ihr Fach getrieben. Ihre Dissertationsbetreuerin Gudrun Fritz-Schmied habe ihr bereits während des Studiums vermittelt, wie interessant Fragen des Finanzmanagements sein könnten. Ihre derzeitige Projektstelle läuft noch bis Ende Oktober, danach wird Carina Paulitsch voraussichtlich in die Praxis gehen.

Auf ein paar Worte mit … Carina Paulitsch

Welchen Beruf würden Sie ausüben, wenn Sie aktuell nicht als Wissenschaftlerin arbeiten würden?

Ich würde in einem Unternehmen oder im öffentlichen Bereich im Accounting an der Schnittstelle zur Finanzierung bzw. zum Controlling arbeiten. Hätte ich einen anderen Ausbildungsweg eingeschlagen, würde ich vielleicht den Berufswunsch meiner Kindheit ausüben: Kindergärtnerin oder Lehrerin…

Versteht Ihre Familie, woran Sie arbeiten?

Ja, in Grundzügen auf alle Fälle – sie interessieren sich jedenfalls sehr für meine Arbeit.

Was machen Sie im Büro morgens als Erstes?

Die Kolleginnen und Kollegen begrüßen – der fachliche, aber vor allem auch der persönliche Austausch mit ihnen sind mir sehr wichtig.

Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?

Ich denke auch in der Freizeit oft an die Arbeit – dies stört mich aber nicht. Beim Sport in der Natur, z. B. beim Schifahren, kann ich aber auch völlig abschalten.

Was bringt Sie in Rage?

Ungerechtigkeit und Negativität

Und was beruhigt Sie?

Gespräche mit Familie, Freund*innen und Kolleg*innen sowie meinen Hobbys nachzugehen

Wer ist für Sie die*der größte Wissenschaftler*in der Geschichte und warum?

Es fällt mir schwer, nur eine Person zu nennen. Generell beeindrucken mich Persönlichkeiten, die sich von Hindernissen nicht beirren lassen und weiterhin an ihrem Ziel festhalten.

Wofür schämen Sie sich?

Für den Neid, der teilweise in der Gesellschaft herrscht

Wovor fürchten Sie sich?

Vor dem Verlust mir nahestehender Menschen

Worauf freuen Sie sich?

In beruflicher Hinsicht freue ich mich kurzfristig darauf, dass der gewohnte Universitätsbetrieb wiederaufgenommen werden kann, um dann Kolleg*innen und Studierende wieder persönlich zu treffen. Längerfristig freue ich mich auf alle spannenden Aufgaben und Herausforderungen, die das Berufsleben für mich noch bereithalten wird.

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