Kreditkarten | Foto: Kenishirotie/Fotolia.com

Wer mit Karte zahlt, erinnert sich schlechter an den Betrag

Wie transparent das Geldausgeben ist, unterscheidet sich danach, mit welchem Mittel man bezahlt: bar, mit EC- oder Kreditkarte oder mit multifunktionellen Karten, die mitunter auch Bonusprogramme, Identifizierung des Nutzers oder andere Informationsfunktionen anbieten. Eine Studie hat nun gezeigt, dass die Erinnerungsgenauigkeit an den Akt des Bezahlens sowohl bei EC-/Kreditkarten als auch bei Multifunktionskarten niedriger ist als bei Barzahlungen.

Für 2017 wird geschätzt, dass rund 3 Milliarden neue so genannte Smartcards weltweit ausgegeben werden, also Karten mit Bezahlfunktion verknüpft mit weiteren Aufgaben. Die Zahl der Smartcards in den Brieftaschen der Nutzerinnen und Nutzer steigt seit 2000 jährlich um rund 20 Prozent. Zukünftig könnten solche Funktionen auch direkt über Smartphones oder Smart Watches gebündelt werden.

Dieser Boom hat Forscherinnen und Forscher der Universität Köln und der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt nun veranlasst zu untersuchen, wie sich der Wandel der Bezahlmethoden auf die Kundinnen und Kunden auswirkt. Rufina Gafeeva, Erik Hoelzl und Holger Roschk haben daher eine Feldstudie durchgeführt, mit der sie die Erinnerungsgenauigkeit an gerade erfolgte Bezahlungen erhoben. Die Datenerhebung erfolgte zu zwei verschiedenen Zeitpunkten in Cafeterias einer deutschen Universität, einmal im Sommer 2015 (vor Einführung einer multifunktionellen Karte am Campus) und einmal im Sommer 2016 (nach Einführung einer solchen Karte). Es konnten leitfadengestützte Interviews mit insgesamt 496 Studierenden nach dem Bezahlen ausgewertet werden.

„Wir zeigen, dass sich Personen, die mit einer Karte bezahlen, weniger genau an den Rechnungsbetrag erinnern können, als Personen, die ihre Rechnung bar begleichen“, fasst Holger Roschk (Abteilung für Dienstleistungsmanagement der AAU) zusammen. Zwischen den EC-/Kreditkarten und den multifunktionellen Karten konnte kein signifikanter Unterschied aufgezeigt werden, vielmehr spielen die individuellen Verwendungsmuster eine entscheidende Rolle: „Wer öfter die Nicht-Bezahlfunktionen solcher Karten nutzt, erinnert sich schlechter.“

Für die Studienautorinnen und –autoren sind die Ergebnisse relevant für das finanzielle Wohlbefinden von jedermann und jederfrau, denn: „Eine genaue Erinnerung an vergangene Ausgaben wirkt sich auf die Bereitschaft aus, zukünftige Ausgaben zu tätigen,“ so Roschk. Wenn man nun den Kunden bzw. die Kundin in einem finanziell gesunden Verhalten bestärken möchte, brauche es verstärkte Transparenz, so Holger Roschk: „Für ein stärkeres Bewusstsein brauchen wir Designs, die die Bezahlfunktion von anderen Funktionen trennen oder die die Geldausgabe visualisieren, wie sofortige Bezahlinformationen oder Zusammenfassungen.“

Die Ergebnisse im Detail unter:
Gafeeva, R., Hoelzl, E. & Roschk, H. (2017). What else can your payment card do? Multifunctionality of payment modes can reduce payment transparency. Marketing Letters, online first (doi: 10.1007/s11002-017-9445-2).