Hermann Strauss Gründer von EX_SMPLE

„Was, Du studierst BWL?“ Bei mir haben immer alle gedacht ich bin Sportstudent oder Künstler!

Der ABW-Absolvent und Möbelbauer Hermann Strauss startet derzeit mit seiner Firma EX_SMPLE durch. Er wollte immer schon sein eigenes Ding – mit Holz – machen und das macht er jetzt auch. WiWi Studieren hat Hermann Strauss in seinem neuen Büro in Klagenfurt zum Interview getroffen.

WiWi Studieren: Hallo Hermann Strauss, wer bist du und was machst du?

Hermann: Ich bin Hermann Strauss und gerade in der Gründungsphase, gemeinsam mit meinem Partner. Er ist Industriedesigner und ich Absolvent der Uni Klagenfurt mit einem Master in Entrepreneurship. Ich hab nebenbei immer in der Tischlerei meines Vaters gearbeitet und mit meinem Geschäftspartner und gutem Freund jetzt ein Unternehmen gegründet.

WiWi Studieren: Ok, du hast dich nun also selbstständig gemacht und was war davor?

Hermann: Ich bin mit 15 nach Mödling und hab da die Schule für Innenraumgestaltung und Möbelbau gemacht. Der Werkstoff Holz hat mich immer schon begeistert. Nach der HTL stand die Frage im Raum, ob ich jetzt noch was studiere. Mit dem Hintergrund, dass es irgendwann das eigene Unternehmen sein muss. Das war mir schon früh wichtig.

WiWi Studieren: Warum dann also BWL? Und wie war das dann?

Hermann: Ich wollte einfach mein praktisches Können aus der HTL mit kaufmännischen Grundlagen verbinden, um ein gutes Rüstzeug für die Selbstständigkeit zu haben. Anfangs habe ich mir echt schwer getan, weil ich das studentische Leben zu sehr genossen habe (lacht). Schließlich habe ich aber den Bachelor, mit ein bisschen Verspätung, abgeschlossen. Anschließend hab ich mich für das Masterstudium und einen Ortswechsel nach Klagenfurt entschieden.

WiWi Studieren: Und warum ist deine Wahl dann auf Klagenfurt gefallen?

Hermann: Seit meinem 15. Lebensjahr war ich weg von Kärnten. Ich wollte auch gerne wieder zurück, auch in die Tischlerei meines Vaters. Zuerst hab ich mich für General Management eingeschrieben. Dann, in der Ringvorlesung „Erfolgreich selbstständig werden!“ von Professor Schwarz kam ich auf den Studienzweig Entrepreneurship. Nach der Vorlesung bin ich gleich zu ihm gegangen und hab gefragt, ob ich wechseln könnte. War kein Problem. Jedenfalls bin ich mit dem Gedanken nach Hause gegangen: „Passt, das ist es – ich mach nun den Entrepreneurship Track!“. Von da an hab ich mich dann auch schon auf die nächste Veranstaltung gefreut – irgendwie ein ganz neues Gefühl, etwas zu studieren, dass mich auf ganzer Linie begeistert! Ich hab dann auch viel mehr gelernt als anderswo. In kleineren Kursen ist man ja auch irgendwie gezwungen, vorbereitet zu sein, weil sonst die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass man sich blamiert, wenn man nichts weiß.

WiWi Studieren: Wenn wir das anmerken dürfen, du siehst nicht unbedingt so aus, wie sich viele den typischen Wirtschaftsstudenten vorstellen.

Hermann: Das habe ich schon öfters gehört: „Was, du studierst BWL?“ Bei mir haben alle immer gedacht, ich bin Sportstudent oder Künstler. Meiner Meinung nach haben die Menschen, die einen typischen BWL-Stereotyp vor Augen haben, ja gar keine Ahnung. Die haben dann einen Banker im Kopf, mit Hemd, Brille und schwarzem Anzug. Gibt’s ja auch alles. Aber gerade das Fachgebiet Entrepreneurship bricht ja mit dem Ganzen: Gründer wollen ja genau deswegen selbstständig sein, weil sie dann das machen können, was sie wollen. Und auch aussehen können, wie sie wollen. Wenn ich jetzt ins Büro gehe, hab‘ ich ein T-Shirt und meine normalen Schuhe an. Ich will mich sicher nie für meinen Job verkleiden.

WiWi Studieren: Macht dich Geld eigentlich glücklich?

Hermann: Geld macht mich nicht glücklich, aber Erfolg. Und Erfolg hängt ja im besten Fall mit Geld zusammen. Aber Geld ist natürlich auch wichtig –gerade beim Gründen, man muss ja auch mit seiner Idee irgendwie überleben. Am wichtigsten ist es, von seiner Idee überzeugt zu sein, an sie zu glauben und sein Bestes zu geben. Ich habe nicht mit dem Ansatz gegründet, dass ich reich werde, sondern dass das, was ich schaffe, Anerkennung findet und den Leuten einfach taugt. Wenn jemand den Porsche in der Garage als Ziel hat, wird’s meiner Meinung nach nix!

WiWi Studieren: Und wie läuft dein Leben momentan?

Hermann: Derzeit arbeite ich viel. Während meines Studiums war ich viel unterwegs, deshalb ist das jetzt für mich auch okay. Ich häng‘ mich jetzt voll in mein Gründungsvorhaben hinein und tu alles dafür, dass unser Plan aufgeht.

WiWi Studieren: Du warst während deines Studiums viel unterwegs?

Hermann: Ja, ich hab ein Auslandssemester in Nicaragua gemacht. Das war am Anfang auch eine ziemliche Herausforderung – Wirtschaft studieren auf Spanisch. Aber es hat dann alles geklappt. Es war cool zu sehen, dass ich vom kleinen Klagenfurt aus nach Zentralamerika auf die Partneruniversität gehen konnte. Dass man dort surfen konnte, hat natürlich auch gut gepasst.

 WiWi Studieren: Würdest du sagen, dass du das Gelernte in deinem Job umsetzen kannst? Was davon und wie?

Hermann: Ein Entrepreneurship-Absolvent kann Zusammenhänge erkennen und das wende ich auch jeden Tag an, wenn ich zum Beispiel einen Geschäftstermin habe oder meinen Partnern Ideen vermitteln will. Wenn man mit professionellen Businessplan zu Verhandlungen kommt, hat man automatisch ein besseres Standing. Das Hintergrundwissen aus dem Studium hilft mir dabei, obwohl das oft gar nicht bewusst geschieht. Es kommt auch nicht immer darauf an, was man studiert, sondern eben auch, dass man einfach studiert hat und sich gut zu organisieren lernt – weil man einfach ein gutes Rüstzeug kriegt und aufs große Ganze denken kann.

WiWi Studieren: Was würdest du jemandem sagen, der denkt, dass Wirtschaft studieren „voll trocken“ ist?

Hermann: Das kommt darauf an. Man kann BWL sicher super trocken studieren. Ich meine, an den Basics kommt man halt nicht vorbei, da musste ich auch durch, Buchhaltung, Finanzmathematik etc. Und das war für mich nicht immer lustig, brauchen tu ich es aber. Wenn man sich dann für den Master spezialisiert, ist das ja eine andere Geschichte. Jeder soll sich für die Richtung entscheiden, die ihm taugt. Bei mir war es eben eher der kreative Ansatz und Entrepreneurship, für andere ist es halt Buchhaltung, Wirtschaftsrecht etc.

WiWi Studieren: Hast du direkt nach dem Abschluss mit der Selbstständigkeit gestartet?

Hermann: Nein, zuerst hab ich mir eine kleine Auszeit genommen.

WiWi Studieren: Was heißt Auszeit?

Hermann: Ich war auf Surf-Weltreise. Es war super, die Welt zu sehen, und jetzt hab ich einfach die ganze Energie, um mich auf mein Unternehmen zu konzentrieren. Ich hab‘ jetzt nicht mehr das Gefühl, etwas versäumt zu haben und kann mich voll in die Arbeit stürzen. Ohne Kompromisse.

WiWi Studieren: Und was machst du jetzt genau?

Hermann: Wir haben mit zwei Partnern ein Designstudio für Möbel und Innenraumgestaltung gegründet. Mit der Idee, unter unserem Label bald eine eigene Designlinie auf den Markt zu bringen. Dazu haben wir neben ersten konkreten Produktideen auch schon Vertriebs- und Produktionspartner im Boot. Nebenbei entwerfen wir sozusagen auf Kundenwunsch auch Möbel, Einrichtungen und helfen Leuten dabei, aus der Standartmöbelpalette auszubrechen.

WiWi Studieren: Das klingt jetzt aber doch sehr BWL-mäßig!

Hermann: Ja, wir müssen die Sachen, die wir entwerfen, auch produzieren und dann auch verkaufen können. Ich bin ja jetzt neben dem technischen Zeichnen auch für das Kaufmännische zuständig.

WiWi Studieren: Hast du mal gedacht, dass du das so sagen wirst?

Hermann: Ja doch, eigentlich schon – denn deshalb hab ich ja das Studium gemacht. Ich zeichne jetzt die technischen Pläne, mein Kollege ist als Industriedesigner für Design und die Grafik zuständig. Der dritte Partner ist Tischlermeister und übernimmt bei aufwendigen technischen Details das Ruder. Produziert werden unsere Produkte vorwiegend in Kärntner Traditionsbetrieben, da bei uns Qualität einen sehr hohen Stellenwert hat. Bis die Möbellinie da ist, arbeiten wir an einigen Projekten. Derzeit designen wir zum Beispiel für einen unserer Kunden eine ausgefallene Küche.

WiWi Studieren: Und der Name eurer Firma, steht der auch schon fest?

Ja! EX SMPLE – setzt sich zusammen aus dem lateinischen EX für „von“ oder „aus“ und SMPLE kann für „simple“ (einfach, reduziert, clean) oder „sample“ (Entwurf) stehen. Ausgesprochen wird unser Label wie das englische Wort „example“ (Beispiel). Also sehr viel Raum für kreative Interpretation (lacht).

Wiwi Studieren: Was zeichnet euer Unternehmen aus?

Mit EX SMPLE haben wir ein Label gegründet, das qualitativ hochwertiges Handwerk mit sowohl zeitgenössischem als auch klassischem Design verbindet. Wir sind Designer und lassen die von uns entworfenen Produkte von Partnerbetrieben produzieren. Unser Design zeichnet aus, dass wir unterschiedliche Stilrichtungen und Elemente die uns inspirieren, in unsere Arbeiten einfließen lassen. Neben Designern wie Eames und Jacobsen sind Persönlichkeiten wie James Dean oder Profisurfer wie Rob Machado ebenso Quelle der Inspiration, wie auch alte Motorräder von Moto Guzzi oder Ducati. Unsere Objekte sollen immer Spiegelbild unseres eigenen Lebensgefühls sein und da gehören eben all die Elemente dazu, die uns als Mensch ausmachen.

Hermann Leopold Strauss ist 28, hat seinen Master in Entrepreneurship an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt gemacht und gerade gemeinsam mit seinen Partnern ein Designstudio für Möbel gegründet.