Ahmad Sharifi

Von Afghanistan nach Österreich. Von Politikwissenschaften zu Informatik.

Ahmad Sharifi, 24 Jahre alt, kam 2015 von Afghanistan nach Kärnten. Über die MORE-Initiative der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt begann er an der Universität zu studieren. Heute studiert er im Bachelorstudium Angewandte Informatik.

Warum sind Sie nach Österreich gekommen?

In Afghanistan war mein Leben nicht mehr sicher und ich wurde verfolgt. Aufgrund der Krieglsage war ich gezwungen mein Studium abzubrechen und nach einem sicheren Land zu suchen. Daher bin ich nach Österreich gekommen. Am Anfang hatte ich hier viele Schwierigkeiten, jedoch haben meine österreichischen Freunde und Bekannte, die ich hier kennengelernt habe, mir sehr geholfen in Österreich Fuß zu fassen.

 

Was haben Sie in Ihrem Heimatland studiert?

In Afghanistan habe ich an einer Universität, in der Nähe von Kabul, mit Politikwissenschaften begonnen. Ich wollte eigentlich immer eine diplomatische bzw. konsularisch-administrative Laufbahn einschlagen und als Diplomat oder in der Außenwirtschaft tätig sein.

 

Wieso haben Sie sich hier für das Bachelorstudium Angewandte Informatik entschieden?

Ich habe im Zuge der MORE-Initiative der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt einige Informatik-Kurse besucht, die mir sehr gut gefallen haben. Da ich mich auch sehr für Technik interessiere und gerne Neues ausprobiere habe ich beschlossen, mich für das Bachelorstudium Angewandte Informatik zu inskribieren.

 

Von Politikwissenschaften zu Informatik. Ist das nicht eine große Umstellung?

Leider kann man an der AAU nicht Politikwissenschaften studieren. Zudem waren meine Deutschkenntnisse für ähnliche Studien nicht ausreichend. Da aber in der Informatik vieles auf Englisch gelehrt wird, war dieses Studium sehr attraktiv.

Natürlich sind die beiden Studien grundlegend verschieden, jedoch interessierte mich Technik immer schon sehr. Vielleicht erfinde ich ja sogar einmal etwas (lächelt). An die vielen Mathematik-Kurse musste ich mich jedoch erst gewöhnen. Ich wusste ja nicht, dass Mathematik so wichtig für die Informatik ist. Aber mittlerweile verstehe ich, dass ohne Mathematik die Informatik nicht funktionieren würde.

 

Afghanistan vs. Österreich: Was sind die größten Unterschiede?

Natürlich gibt es stark kulturelle Unterschiede, jedoch sehe ich Ähnlichkeiten in der Mentalität der Menschen hier und derer aus meinem Heimatort.

Es gibt auch universitäre Unterschiede. In Afghanistan sind die Universitäten eher ähnlich einem geregelten Schulsystem organisiert, ich hatte eigentlich immer nur vormittags Kurse. Ein Bachelorstudium in Afghanistan dauert mindestens 8 Semester, ein Masterstudium mindestens 4 Semester.

 

Wenn Sie Fragen oder Probleme haben, wer hilft Ihnen hier?

Zuerst versuche ich Probleme grundsätzlich selbst zu lösen. Meine StudienkollegInnen, FreundInnen, KollegInnen bei der ÖH und ProfessorInnen sind jedoch sehr hilfsbereit und helfen mir gerne jederzeit.

 

Wünsche für die Zukunft?

Zuerst möchte ich mein Studium abschließen, vielleicht Neues entdecken und etwas Gutes leisten. Ich wünsche mir eine Arbeit zu finden und auf eigenen Beinen zu stehen. Irgendwann hoffe ich, dass ich wieder nach Afghanistan zu meiner Familie und meinen Freunden zurückkehren kann.

 

WORD RAP

  1. Hobbies: schwimmen, Freunde treffen, lesen, programmieren, Rad fahren, mit Freunden Traditionelles kochen, durch Österreich reisen, die Natur genießen
  2. Lieblingsessen in Österreich: Italienische Pasta, Kärntner Käsenudel
  3. Im Ausland studieren, bedeutet für mich… andere Erfahrungen zu sammeln, neue Leute und Kulturen kennen zu lernen, meinen Horizont zu erweitern.
  4. Meine Lieblingsorte an der AAU sind… die Bibliothek und das ÖH-Wohnzimmer.
  5. Mein Lieblingsort in Klagenfurt… Wörthersee
  6. Mein Lieblingswort auf Deutsch ist… Sehnsucht
  7. Mein persönliches Unwort auf Deutsch… Aufgeben