Visuelle Kultur studieren: Landschaftsarchitektin Julia Wölcher nutzt die Bildungskarenz, um ihren Interessen Raum zu geben

Julia Wölcher ist in Kärnten aufgewachsen und besuchte das BRG Viktring im bildnerischen Zweig. Mittlerweise hat sie aber fast die Hälfte ihres Lebens in Wien verbracht, wo sie nach ihrem Studium Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur auch als Freiraumplanerin arbeitet. Weil sie noch mehr Neues lernen wollte, ist sie in Bildungskarenz gegangen und studiert im Master Visuelle Kultur am Institut für Kulturanalyse.

Warum hast du dich dazu entschlossen zu studieren? Und wie hast du dich für unsere Uni entschieden? Wann und wie hast du herausgefunden, was du studieren willst?

Dass es an der Uni Klagenfurt ein Institut für Kulturanalyse mit dem Master Visuelle Kultur gibt, habe ich durch einen Artikel im „Standard“ über ein Alpen-Adria-länderübergreifendes Forschungsprojekt der Universität Klagenfurt entdeckt. Im ersten Moment hab ich mir gedacht „Spannend!“. Dann fand ich es kurz schade, dass es das zu meiner Studienzeit damals noch nicht gab. Mein Weg hierher hat sich dann während der ersten zwei Pandemiejahre langsam entwickelt. Ich hätte nie geahnt, dass ich einmal im Master Visuelle Kultur studieren werde. Mit der Bildungskarenz hat sich die großartige Möglichkeit aufgetan, meinen Interessen in dieser Richtung Raum zu geben.

Was machst du im Studium? Was lernt man und was gefällt dir dabei am besten?

Ich bin im Master Visuelle Kultur inskribiert, habe aber auch Kurse der angewandten Kulturanalyse, Philosophie und Digital Research belegt. Ich koste mich also ein bisschen durch. Ich finde es herausragend, dass in Klagenfurt Theorie und Praxis so direkt und leicht zugänglich sind. Wenn wir in einer Lehrveranstaltung mit dem Intendanten des Klagenfurt Festivals über sein Theaterstück reflektieren können, dann ist das für mich ein Privileg. Wir lernen uns hier auch schnell über gemeinsame Interessen kennen. Das ist für mich Teil eines schönen Ankommens im Studium und in Klagenfurt.

Was macht dein Studium für dich zu etwas Besonderem?

Ich habe viel Mut gebraucht, um den Schritt in die Bildungskarenz überhaupt erst zu wagen. Daher bin ich mir der besonderen Umstände schon bewusst und sehr dankbar für diese Möglichkeit. Dass wir hier in Kärnten zu visueller Kultur studieren und forschen können, ist auf jeden Fall etwas Besonderes, da diese im deutschsprachigen Raum erst etabliert wird.

Hast du Erfahrungen im Ausland gesammelt? Erzähle uns etwas darüber.

Ich habe vor dem Studium in Klagenfurt schon an ein paar Orten weltweit gelebt. Unter anderem in einer Kleinstadt in den USA, in Berlin und in Reykjavik. In Berlin war ich damals mit Unterstützung des Leonardo-da-Vinci-Stipendiums für Auslandspraktika. In Island war ich ebenfalls mit einem österreichischen Stipendium für Auslandspraktika für junge Architektur-Absolvent*innen und bin danach noch ein Jahr länger geblieben. All diese Erfahrungen kommen mir jetzt auf jeden Fall zugute. Durch die zahlreichen Orte und unterschiedlichen Kulturen bin ich gelassener geworden und sehe gleichzeitig das umfangreiche Potential und die unterschiedlichen Herangehensweisen an ähnliche Herausforderungen.

Wo holst du dir an der Uni Hilfe, wenn du etwas brauchst oder mal nicht weiterweißt?

Es gibt von Seiten der Uni wirklich viele Angebote. Zu Studienbeginn laden die Studienrichtungsvertreter*innen und das Institut gleich zum Kennenlernen ein. Jetzt wo die Lehre wieder in Präsenz stattfindet, ergeben sich auch mehr Gespräche und Möglichkeiten zum Fragen untereinander.

Welcher Moment wird dich immer an dein Studium hier erinnern?

Jetzt, wo wir wieder in Präsenz sind, genieße ich es, dass wir uns untereinander kennenlernen können. Digital ist das fast nicht möglich oder stark eingeschränkt.
Dass die Vortragenden teilweise im gleichen Alter sind wie ich, hat mich anfänglich irritiert und amüsiert.

Machst du noch etwas neben dem Studium? Lässt sich beides gut miteinander kombinieren?

Ich studiere und genieße es, zum ersten Mal nicht studienbegleitend zu jobben. Einerseits, weil ich durch die Bildungskarenz ein Einkommen habe, aber auch, weil meine Familie in Kärnten mich als Studentin willkommen geheißen und aufgenommen hat. Dadurch haben sich meine Fixkosten erheblich reduziert. In Wien habe ich alles ganzjährig mit dem Rad erreicht, in Kärnten habe ich jetzt ein Klimaticket. Beim Gehörlosenverband Kärnten mache ich einen Kurs für Gebärdensprache, das ist genauso unerwartet wie bereichernd. Zum Rudern komme ich nicht so viel wie erwartet, aber es ist wirklich immer viel los. Ich freue mich zum Beispiel sehr, dass im Juni das erste FLINTA* Projekt GemSe in Kärnten/Koroška Eröffnung gefeiert hat.

Hat sich dein Blick auf die Welt durch das Studium verändert?

Ja, sehr. Ich habe schon wieder soviel Neues gelernt und erkannt. Historische Zusammenhänge, aktuelle Diskurse. Die Verhandlungen und Bedingungen unseres sozialen, digitalen, globalen Daseins sind unglaublich faszinierend für mich.

Was ist dein Lieblingsplatz in Klagenfurt oder an der Uni Klagenfurt?

Ich schätze den Campus sehr. Das Ensemble von moderner Architektur mit dem umgebenden Freiraum sind für mich ein angenehmer Ort, wo die Maßstäbe passen. Mit Ausnahme der riesigen Parkplatzanlagen rundherum. Das ist wirklich noch ein Relikt aus PKW-fokussierter Planung beziehungsweise ein Indiz dafür, wie viel hier für den regionalen Öffi-Verkehr noch getan werden kann. Zum Beispiel Fahrradträger für Öffi-Busse. Oh und Radbügel. Wieso gibt‘s hier denn keine Anlehnbügel? Also, viel Potential. Aber der Platz ist schon gut!

Worüber wärst du froh gewesen, wenn es dir jemand vor dem Studium erzählt hätte? Hättest du einen Tipp für alle, die gerade am Anfang stehen?

Ich gratulieren allen, die am Anfang stehen, dass sie sich trauen, etwas aus genuinem Interesse zu studieren, bei dem die Meisten fragen werden: Was ist denn das überhaupt? Ich empfehle schon während des Studiums erste Berufserfahrungen zu sammeln. Gegen Bezahlung. Bei Unsicherheiten die IG KiKK fragen.

Wort-Rap

  • Meine Lieblings-LV war… gibt es nicht. Die Kombination macht es aus.
  • Mein Studi-Leben ist… spannend.
  • Uni geht nicht ohne… Kaffee.
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  • Mein Traumjob ist… inspirierend, fair bezahlt und trägt etwas Positives zu unserer Gesellschaft bei.

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