Universität Klagenfurt startet Weisheitsforschung

Mit rund einer halben Million Euro fördern der FWF und die Universität Chicago den neuen Klagenfurter Forschungsschwerpunkt.

Zwei Millionen Dollar ist der Defining Wisdom grant competition an der Uni Chicago die aktuelle Weisheitsforschung wert. Aus weltweit eingereichten 631 letters of intent wurden in einem mehrstufigen Verfahren letztlich 20 Projekte ausgewählt: 17 davon aus den USA, zwei  aus Deutschland (Leipzig und Berlin) und eines aus Österreich, das von Judith Glück, Universitätsprofessorin für Entwicklungspsychologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Ihr  eingereichtes Projekt „Weisheit und Lebensgeschichte: Wie Lebenserfahrung zu Weisheit wird“  wird nun von Chicago mit 100.000,- Dollar gefördert. Doch das ist bei weitem nicht alles! Auch in Österreich erhält dieser  neue Klagenfurter Forschungsschwerpunkt eine große Aufmerksamkeit und die entsprechende finanzielle Ausstattung durch den FWF, den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. In Judith Glücks Weisheitsforschungsprojekt „Entwicklung und Manifestation von Weisheit“ werden rund 400.000,- Euro investiert.

Die psychologische Weisheitsforschung ist eine relativ junge, aber stark wachsende Disziplin. Aufgrund der aktuellen demographischen Entwicklungen steigt das Interesse an positiven Facetten des höheren Alterns. Weisheitsforschung findet derzeit vor allem in den USA statt. Bis vor einigen Jahren war das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung von Paul Baltes in Berlin ein weiteres Zentrum dieser Forschungsaktivität. Hier hat auch Judith Glück im Rahmen eines dreijährigen Postdoc-Aufenthalts das Thema für sich entdeckt. Bisher hat sich die psychologische Weisheitsforschung vor allem damit befasst, wie Weisheit möglichst klar zu definieren und vielleicht auch zu messen ist –  zu beiden Themen gibt es nach wie vor sehr unterschiedliche Auffassungen. Manche Definitionen von Weisheit fokussieren auf den kognitiv-wissensbezogenen Bereich, andere betonen die Bedeutung von Emotionen und Werten. Wie sich Weisheit eigentlich entwickelt und wie weise Menschen mit konkreten Lebensproblemen umgehen, ist bisher nicht untersucht worden. Diese Lücke sollen die neuen Forschungsprojekte schließen: Judith Glück und ihre Gruppe vermuten, dass weise Menschen nicht unbedingt andere Erlebnisse gehabt haben als andere, dass sie sich aber besonders intensiv mit Problemen auseinander gesetzt und aus ihnen gelernt haben.

Für die beiden Projekte, die im Herbst in Klagenfurt starten werden, sollen zunächst Menschen gesucht werden, die einen weisen Menschen kennen – diese Weisen werden dann kontaktiert und zur Teilnahme eingeladen werden. „Wir hoffen, dass wir im Raum Kärnten 40 bis 50 Personen finden, die von anderen als weise angesehen werden und auch in psychologischen Weisheitsfragebögen entsprechende Werte aufweisen,“ so Judith Glück. Kontakte zu weisen Menschen stellen für die ForscherInnen neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse auch persönlich eine wichtige Bereicherung dar. Die weisen Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden über ihre Lebensgeschichte und die wichtigsten Wendepunkte in ihrem Leben befragt werden.

Kontakt:

Univ.-Prof. Dr. Judith Glück
Abteilung für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Tel. +43 463 2700 1611
Fax +43 463 2700 1699
judith [dot] glueck [at] uni-klu [dot] ac [dot] at

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