Erdbeben | Foto: der chris87/Fotolia.com

Mehr Vorbereitung auf Katastrophen nötig

Ist ein Land auf Katastrophen vorbereitet, sind die Folgen für die Betroffenen weniger schwerwiegend. Forscher haben untersucht, wie diese Vorbereitung gut funktioniert und kommen dabei zu Empfehlungen für Non-Profit-Organisationen und Regierungen.

„Im Wesentlichen gibt es zwei verschiedene Ansätze, wie sich ein Land gut auf eine Katastrophe vorbereiten kann“, erklärt Studienmitautor Gerald Reiner (Institut für Produktions-, Logistik- und Umweltmanagement). Man kann entweder Hilfsgüter bereits vorab in einem Land, das für Katastrophen anfällig ist, lagern (pre-positioning of inventory), oder man kann an den Management-Kompetenzen (Schulungen etc.) und an der Verbesserung der Prozesse (Vorverhandlung von Zollabkommen, etc.) arbeiten, die für Katastrophenmanagement zur Verfügung stehen (disaster management capabilities, DMC).

Werden Hilfsgüter im Land gelagert, sind sie rascher bei den Betroffenen. „Gleichzeitig sind aber die Kosten aufgrund der zeitlichen und örtlichen Unsicherheit bzgl. künftiger Katastrophen hoch. Viele Hilfsgüter müssen entsorgt werden, weil das Haltbarkeitsdatum bis zum Eintreten eines neuerlichen Katastrophenfalls überschritten ist. Beispielsweise hält ein Plumpy’nut-Säckchen, das eine auf Erdnüssen basierende Paste enthält, die bei akuter Mangelernährung häufig zum Einsatz kommt, nur 24 Monate lang“, erklärt Reiner. DMC hingegen habe viele Vorteile: Das gewonnene Wissen könne weltweit zur Harmonisierung der notwendigen Prozesse (beispielsweise Standardisierung der Importrichtlinien und erforderlichen Zollabwicklungen) eingesetzt und Hilfsgüter könnten dadurch wesentlich schneller verteilt werden.

Reiner und seine Kollegen haben nun verschiedene Szenarien mit einem eigens entwickelten Modell basierend auf realen Katastrophenfällen analysiert. Sie bestätigen damit die Erfahrungen von Hilfsorganisationen. Ein Land, das unvorbereitet mit einer Katastrophe umgehen muss, benötigt drei bis vier Wochen, bis die entsprechenden Güter bei den Opfern ankommen. Am schnellsten können Hilfsorganisationen reagieren, wenn Güter vor Ort gelagert sind. „In Anbetracht der hohen Kosten wird dies aber häufig – insbesondere auch von Spendern – kritisch gesehen. Folgt man dem DMC-Ansatz, können auch gute Ergebnisse erzielt werden“, erläutert Reiner. Die Berechnungen der Forscher zeigen beispielsweise auf, dass eine Verkürzung der Anlaufzeit der Versorgungsmaßnahmen von 67 Prozent (im Vergleich zu dem Szenario eines unvorbereiteten Landes) erreicht werden kann. „Wir kommen zum Ergebnis, dass die Kombination beider Strategien pre-positioning of inventory und DMC zu den besten Resultaten führt. Grundsätzlich empfehlen wir gefährdeten Staaten und internationalen Organisationen, mehr Engagement in die Vorbereitung auf Katastrophen zu investieren. Hier braucht es vor allem mehr Standardisierung der Aktivitäten und Prozesse“, folgert Gerald Reiner.

Kunz, N., Reiner, G. & Gold, S. (2014). Investing in disaster management capabilities versus pre-positioning inventory: A new approach to disaster preparedness. Int. J. Production Economics 157, 261-272.