Geriatrische PatientInnen besser betreuen

Die Zahl der geriatrischen PatientInnen in den Notfallambulanzen nimmt aufgrund der demographischen Entwicklung stark zu. Ärzte und Wissenschaftler stellten nun ein Buch vor, das Strategien und Konzepte zur Verbesserung der Versorgung aufzeigt.

„Krankenhäuser sind noch nicht optimal für die Bedürfnisse von älteren Menschen ab 70 oder 75 Jahren gerüstet“, so Georg Pinter (Primarius an der Abteilung für Akutgeriatrie und Remobilisation und Abteilung für chronisch Kranke; Abteilung für Notfallmedizin der Zentralen Notfallaufnahme, Klinikum Klagenfurt). Viele der Patientinnen und Patienten seien beispielsweise dement und bräuchten mehr Zeit, um verstanden zu werden und selbst zu verstehen. „Gemeinsam mit Ärztinnen und Ärzten am Klinikum in Klagenfurt haben wir festgestellt, dass es in vielen Bereichen noch zu wenig Wissen darüber gibt, was geriatrische PatientInnen brauchen“, betont Rudolf Likar (Primarius an der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin und Zentrum für interdisziplinäre Schmerztherapie und Palliativmedizin, Klinikum Klagenfurt).

ExpertInnen aus allen Bereichen haben daher das Buch „Geriatrische Notfallversorgung. Strategien und Konzepte“ (Springer, 2013) erarbeitet. Die Ergebnisse wurden am 15. Oktober 2013 an der Alpen-Adria-Universität der Öffentlichkeit präsentiert.

Sowohl Rektor Oliver Vitouch als auch Landeshauptmannstellvertreterin Beate Prettner betonten dabei, dass Kooperationen in diesem Bereich besonders wichtig seien. Nur institutionenübergreifend könne man am „Zukunftsthema schlechthin, der Versorgung von älteren Menschen“ arbeiten. Die Bedeutung der Vernetzung betonte auch Herbert Janig (Institut für Psychologie), der die Notwendigkeit eines „Geriatrieplans“ für das Land Kärnten hervorhob, in dem die vorhandenen Strukturen gut miteinander verknüpft sind. Ähnlich auch Rudolf Likar, der kurz ein Geriatrieprojekt in Kärnten vorstellte, dem weitere Projekte folgen sollten. Olivia Kada (FH Kärnten) bezog sich in ihren Ausführungen auch auf ein kürzlich abgeschlossenes Projekt mit dem Titel „Gut versorgt im Pflegeheim“, aus dem eine Reihe von Maßnahmen und Interventionen hervorgegangen sind. Karl Cernic (Leiter der Stabstelle Betriebsentwicklung & Koordination, Klinikum Klagenfurt) brachte Zahlenmaterial aus dem Klinikalltag ein: Rund 60 Prozent der PatientInnen, die in die Notfallzentrale kommen, sind 65 Jahre alt und älter; pro Tag kommen rund 10 PatientInnen, die 95 Jahre alt und älter sind. Ihm geht es besonders um die Verbesserung der Strukturen und Abläufe und um eine Reduktion der Schnittstellen.

Für Georg Pinter zeigt sich, dass die Geriatrie mit vielen AkteurInnen im Gesundheitsbereich eng kooperieren muss: „Ältere Menschen müssen spezifisch betreut werden. Ihre Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich.“ Insbesondere aus der Komplexität der Erkrankungen von geriatrischen PatientInnen ergebe sich ein besonderer Handlungsbedarf.

Im Zentrum des Buches steht das Konzept der „human based medicine“, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht. Dies war auch zentrales Motto bei einem anderen, kürzlich ausgeweiteten Projekt in der Kärntner Gesundheitslandschaft: Herbert Janig und seinen KollegInnen ging es darum, die Transporte zwischen Pflegeheimen und Krankenhäusern zu reduzieren, um die Belastung der älteren Menschen zu reduzieren. Wo ursprünglich 3,5 Transporte pro Jahr pro PatientIn notwendig waren, sind es nun nur noch 1,5 Transporte. Der Schlüssel dafür ist ein Konsiliardienst in den Pflegeheimen: Dort treffen praktische ÄrztInnen auf geriatrische FachärztInnen und werden zu den besonderen Bedürfnissen von älteren Menschen beraten. Das Projekt wird nun auf sechs Kärntner Bezirke mit ihren drei Krankenhäusern ausgerollt. Finanziert wird es vom Gesundheitsfonds des Landes Kärnten.

Fotos: Wolfgang Hoi