Forschen und Lehren mit Fulbright

Akademische Mobilität ist ein erklärtes Ziel der AAU. Die Fulbright-Programme zählen wohl zu den renommiertesten Austauschprogrammen mit den Vereinigten Staaten. Der Germanist Primus-Heinz Kucher war im Sommersemester in Vermont, Burlington.

Primus-Heinz Kucher, Universitätsprofessor am Institut für Germanistik/Neue Deutsche Literatur, forschte und lehrte im Sommersemester an der University of Vermont, Burlington/USA. Er hatte ein „Visiting Professorship“ im Rahmen des neu geschaffenen Botstiber-Research-Programms inne. Das Programm wurde von der Fulbright Commission erstmals 2011 kompetitiv ausgeschrieben. Insgesamt wurden österreichweit drei Professuren aus allen mit Austrian-American-Studies befassten Wissenschaftsdisziplinen vergeben.

Primus-Heinz Kucher hat sich für die University of Vermont entschieden, wobei auch die renommierte Duke University zur Auswahl stand: „Die Entscheidung, an welche Universität man wirklich gehen soll, ist mir nicht leicht gefallen. Die University of Vermont, obwohl nicht sehr zentral gelegen, war für mich als Bildungsstadt eine Entdeckung. Rund 20.000 Studierende leben in Burlington, bei einer Gesamtbevölkerung von 50.000. Außerdem bot sie beste Bedingungen für den Schulbesuch des mitgenommenen 13jährigen Sohns“, so Kucher.

In Burlington setzte sich Primus-Heinz Kucher im Rahmen seiner Lehrveranstaltung am Department of German and Russian mit „Americanism in Austrian Literature and Culture“ auseinander. Dabei haben sich die Studierenden einerseits mit Amerikabildern in der Literatur seit Charles Sealsfield/Karl Postl (um 1830) bis in die Gegenwart (Handke, Mitgutsch,Henisch, Morton) vertraut gemacht, andererseits standen Einflüsse amerikanischer Kultur, wie beispielsweise Jazz, Film-Industrie, Alltags- und Freizeit-Kultur, Technisierung/Fordismus und deren Kommentierung in Feuilletons der Zwischen- und Nachkriegszeit am Lehrprogramm, das mit vier Semesterwochenstunden bemessen war. „Die Lehrverpflichtungen sind an US-Universitäten ja meist viel geringer, und das schafft mehr Ressourcen für die eigene Forschung und die Betreuung der Studierenden“, stellt Kucher fest.

An der Fulbright-Professur schätzte er vor allem den Freiraum und den Austausch mit den Kollegen und Kolleginnen aus dem Fachbereich, aber auch anderer Departments an der UVM. Neben seiner Lehrtätigkeit führte er seine Forschungsarbeiten zur Kultur des „Roten Wien“ der 1920er Jahre sowie zum Exil fort. Dabei recherchierte er u.a. am Nachlass über Leo Lania, einer „schillernden und interessanten Figur der 20iger Jahre“ an der University of Madison/Wisconsin. Darüber hinaus hielt er Gastvorträge an der UIC in Chicago und an der UVM (zu Themen wie der Lessing-Rezeption bei Tabori und Jelinek, der Amerika-Reisenden Ida Pfeiffer, der Jazz-Rezeption in der österreichischen Literatur/Musik oder der Dramatisierung von Kafkas „Verschollenem im Amerika“-Stück von Liepold-Mosser) und referierte im Rahmen der Tagung der Northeastern Modern Language Association in Boston (Tuft University), bei der mehr als 1.500 TeilnehmerInnen zugegen waren. Sein Vortrag widmete sich dem Antisemitismus in katholischen Programmzeitschriften nach 1918 im Rahmen einer Sektion zum Verhältnis zwischen Judentum und Christentum im Wien seit der Jahrhundertwende.

Weitere Informationen: http://www.fulbright.at/fulbright-for-austrians/scholars/botstiber.html

 

Primus-Heinz Kucher | Foto: aau/Maurer

Primus-Heinz Kucher | Foto: aau/Maurer