Prekäre Diversität

Die Philosophin und Gender-Forscherin Doris Leibetseder arbeitet ab Ende August in einer feministischen Forschungsgruppe in Berkeley (University of California) zu einer queer-feministischen Ethik.

„Die Queer-Theorie hinterfragt das heterosexuelle und genderbinäre System als Norm. Nicht Mann-Frau-Beziehungen und die alleinige Existenz der Geschlechter Frau und Mann sind ‚normal‘, sondern auch alles, was abseits, dazwischen und darüber hinaus besteht“, so Doris Leibetseder (Zentrum für Frauen- und Geschlechterstudien). Die Queer-Theorie hat ihren Ursprung in den USA, wo die junge Wissenschaftlerin in den nächsten Jahren forschen wird. Ab Ende August hat sie ein Scholarship im Department for Gender and Womens‘ Studies an der University of California inne. Weitere Anträge an Fördergeber sind geplant, um den Forschungsaufenthalt im Rahmen ihres Habilitationsprojekts an der New York University verlängern zu können. Von der Alpen-Adria-Universität wurde Leibetseder mit einer Antragsförderung des Forschungsrats und einem Excellentia-Stipendium unterstützt.

Die Hypothese ihrer Forschungsarbeit ist, dass sich moralische Werte und kategorische Grundlagen aufgrund eines Paradigmenwechsels im Queer-Feminismus änderten, der vor allem durch die Infragestellung des biologischen Geschlechts ausgelöst wurde. Leibetseder führt dazu aus: „Der Titel ‚Prekäre Diversität‘ bezieht sich nicht nur auf die prekäre Situation und den Ausschluss aus der Ökonomie von Transgender, Intersex und andersfähigen Personen, sondern zweitens auch auf die Fragilität des biologischen Geschlechts und der Sexualität selbst.“ Auf vier Ebenen wird sie die Situation der Betroffenen hinsichtlich Geschlecht und Sexualität beleuchten: Im Bereich des Rechtswesens interessiert sie, wie mit homo- und transsexuellen Partnerschaften, der Reproduktion und der Migration umgegangen wird. Im Gesundheitswesen sind es beispielsweise neue Reproduktionstechnologien und operative Geschlechtsanpassungen, die es zu beleuchten gilt. Außerdem wird Leibetseder unter die Lupe nehmen, wie mit Transgender, Intersex und unterschiedlich befähigten Personen am Arbeitsplatz umgegangen wird. Einen Blick auf das Bildungswesen wird sie unter Berücksichtigung der gesellschaftspolitischen Aufklärung für die gesamte Bevölkerung werfen.