Studie ergibt: 30 % der Befragten checken berufliche Mails vor dem Schlafengehen und nach dem Aufstehen

Ein Forschungsprojekt am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft beschäftigt sich mit der „Mediatisierung von Arbeit“. Dabei geht es unter anderem darum, wie neue Medien und Technologien die Arbeitswelt verändern.

Von der Etablierung des Personal Computers in den 1980er und 1990er Jahren bis hin zu Smartphones und Tablet PCs – unsere Arbeit wird zunehmend von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) beeinflusst. Diese Entwicklung geht Hand in Hand mit dem gesellschaftlichen Wandel von Arbeit. „Für die Arbeitenden sind sowohl Potentiale als auch neue Anforderungen damit verbunden“, so Caroline Roth-Ebner, die derzeit eine Studie zu „Neue Medien und Arbeit“ am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft durchführt.

Schon die ersten Zwischenergebnisse zeigen, dass es neue Kompetenzen der Arbeitskräfte braucht, um die Chancen einer mediatisierten Arbeitswelt zu nutzen und die Herausforderungen zu bewältigen. Caroline Roth-Ebner hat für ihre Studie eine Online-Umfrage durchgeführt und 20 Interviews mit so genannten „Digicom-ArbeiterInnen“ geführt. Dies sind Personen, die in ihrem beruflichen Tätigkeitsfeld hauptsächlich mit Aufgaben der Kommunikation und Information beschäftigt sind, wobei diese vorwiegend mit Hilfe digitaler Technologie abgewickelt werden. Deren Arbeit ist zum Teil virtuell organisiert, sodass die Personen unabhängig von Raum und Zeit agieren können.

„Es zeigt sich, dass Medien- und Technikkompetenz heute wichtige Grundvoraussetzungen für die Ausübung vieler Berufe ist“, so Roth-Ebner. Zwei zusätzliche Kompetenzen würden aber zunehmend an Bedeutung gewinnen: „Die flexiblen und entgrenzten Arbeitsbedingungen erfordern Fähigkeiten im Management von Zeit und Raum sowie im Grenzmanagement.“ Vor allem das mobile Büro z. B. in Form von Mailzugängen über Smartphone, Laptop und Tablet-PC stelle dabei eine besondere Herausforderung dar und erfordere ein verstärktes Austarieren der Grenzen zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit. „Die Arbeit verfolgt einen überall hin“, erläutert ein Digicom-Arbeiter im Interview die Erreichbarkeitsfalle.

Wie die Online-Umfrage ergab, checken 30 Prozent der 445 Befragten ihre beruflichen E-Mails vor dem Schlafengehen und nach dem Aufstehen. Lediglich fünf Prozent geben an, in der Freizeit überhaupt nicht für ihre Unternehmen bzw. KundInnen erreichbar zu sein.  Gezielt statten Unternehmen ihre MitarbeiterInnen mit statusträchtigen Smartphones aus, was den Druck erhöht, sich privat verfügbar zu halten.

 

Caroline Roth-Ebner | Foto: aau/Maurer

Caroline Roth-Ebner | Foto: aau/Maurer