Lehrer- und Schülerkompetenzen laut Nationalem Bildungsbericht 2012 ernüchternd

BildungsforscherInnen stellen bei einem Symposium (26.4., 9-13 h, Stiftungssaal der AAU) einige Ergebnisse des Nationalen Bildungsberichts vor. Generell gilt: Österreich hat in vielen Bereichen noch Aufholbedarf bei der Weiterentwicklung des Schulsystems.

Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur gab Ende des vergangenen Jahres den Nationalen Bildungsbericht 2012 heraus. Der Fokus liegt diesmal auf der Sprach- und Leseförderung, aber auch andere wichtige Themen des Bildungssystems werden diskutiert: Im Band 1 des NBB 2012 nehmen die AutorInnen verschiedene Indikatoren des Bildungssystems (z. B. Kompetenzen am Ende der Volksschule) unter die Lupe. Im Band 2 sind neben den Kompetenzen der SchülerInnen und Lehr- und Leitungspersonen die Chancengerechtigkeit und Mehrsprachigkeit, unterschiedliche Schulformen sowie neuere Steuerungsformen thematisiert.

Am 26. April findet im Stiftungssaal der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt ein Symposium zu ausgewählten Themen des Nationalen Bildungsbericht statt. Im Zentrum stehen jene Beiträge, die von KollegInnen der Alpen-Adria-Universität verfasst wurden. So setzte sich die Forschergruppe um Konrad Krainer, Direktor der School of Education der AAU, mit der Institutionalisierung der Fachdidaktiken an österreichischen Lehrerbildungseinrichtungen auseinander. Hauptaussage ist, dass die Fachdidaktik in Österreich im internationalen Vergleich erheblichen Aufholbedarf hat, vor allem in der fachdidaktischen Forschung und in der Grundschuldidaktik. Gründe dafür sind zum einen das uneinheitliche Verständnis des Begriffs Fachdidaktik an den Ausbildungseinrichtungen, zum anderen aber auch die jahrelange Diskussion, ob Fachdidaktik neben den Fachwissenschaften und den pädagogisch-psychologischen Fächern als eigenständige Disziplin zu verstehen und somit auch durch speziell gewidmete Professuren zu institutionalisieren sei. Anzumerken ist hier, dass die Investitionen der letzten Jahre, wie zum Beispiel die Fachdidaktikzentren an mehreren österreichischen Universitäten, bereits zu fruchten beginnen und erste positive Ergebnisse liefern.

Ganztägige Schulformen liefern eine Reihe von Vorteilen, diese werden im Nationalen Bericht sowohl auf sozial- als auch auf bildungspolitischer und pädagogischer Ebene argumentiert. Eine Bedarfsschätzung außerfamiliärer Betreuungsplätze zeigt, dass in Österreich über 100.000 zusätzliche Betreuungsplätze erforderlich sind, obwohl die Betreuungslücke leicht rückgängig ist. Festgestellt werden konnte zudem, dass die Versorgung im AHS-Bereich wesentlich besser ist als im Hauptschulbereich, so berichtet Ulrike Popp vom Institut für Erziehungswissenschaften und Bildungsforschung der AAU über ganztägige Schulformen.

Dass die Leseleistung der österreichischen SchülerInnen im unteren EU-/OECD-Durchschnitt angesiedelt ist, berichtet Karin Landerl von der Universität Graz. Jede sechste Schülerin bzw. jeder sechste Schüler verlässt die Volksschule als RisikoschülerIn, Österreich liegt hiermit aber immer noch unter dem Schnitt der EU-/OECD Länder. Was die Leseförderung der SchülerInnen betrifft, so orten Landerl und ihr Kollege Schabmann neben anderen Problemen mangelnde diagnostische Kompetenz bei den LehrerInnen, große Heterogenität in der Umsetzung von Maßnahmen zur individuellen Leseförderung, geringe Förderung des Leseverständnisses sowie zu geringe Sprachförderung im Unterricht.

Im Symposium werden sowohl die Ergebnisse des Nationalen Bildungsberichts vorgestellt, zudem ist Zeit zur Diskussion geplant.

Weitere Informationen unter http://ius.aau.at.