Lernen in der Erst- und Zweitsprache

Kinder von MigrantInnen zählen zu den Sorgenkindern in Bildungsstatistiken und Vergleichsstudien. Schulversuche setzen nun auf eine neue Form des Unterrichts, in der die SchülerInnen sowohl in der Erst- als auch Zweitsprache Deutsch paritätisch lernen.

Am 21. Februar ist der „Internationale Tag der Muttersprache“. Für viele junge Menschen, die mit ihren Familien nach Österreich kommen, ist die Muttersprache nicht zugleich Unterrichtssprache in der Schule. Vladimir Wakounig, Wissenschaftler am Institut für Erziehungswissenschaften und Bildungsforschung an der Alpen-Adria-Universität, sieht folgendes Grundproblem: „Häufig ist mangelnde Sicherheit in der ersten Sprache der Kinder dafür verantwortlich, dass es generell Schwierigkeiten beim Lernen gibt. Eine solide Kompetenz in der Erstsprache ist die beste Voraussetzung für das Erlernen der Zweitsprache.“

Auf Basis dieser Grundannahme hat Wakounig gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen an der Öffentlichen zweisprachigen Volksschule VS 24 in Klagenfurt / Javna dvojezična ljudska šola v Celovcu ein Pilotprojekt entwickelt und wissenschaftlich begleitet. „Es wird seither jeweils eine Woche in deutscher, eine Woche in slowenischer Sprache unterrichtet. Beide Sprachen kommen gleich viel zur Anwendung. Die SchülerInnen verlassen mit guten zweisprachigen Kenntnissen die Schule.“

Die Ergebnisse sollen nun in Wien umgesetzt werden. Schon im kommenden Schuljahr könnte das Projekt an bestimmten Volksschulen mit zweisprachigen „türkisch-deutschen“, „bosnisch-deutschen“ oder „albanisch deutschen“ Klassen starten. Eine private tschechisch-deutsche Schule in Wien ist derzeit dabei, das erprobte zweisprachig-paritätische Modell zur Anwendung zu bringen.

In einem nächsten Schritt wird eine entsprechende Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer angeboten. Zwei ExpertInnentagungen haben in Wien bereits stattgefunden, bei denen auch der Stadtschulrat für Wien eingebunden war. Die Projekte werden von der Stadt Wien finanziert.

 

Vladimir Wakounig | Foto: aau/KK

Vladimir Wakounig | Foto: aau/KK