Gertraud Diem-Wille | Foto: aau/KK

Ein-Blicke in die Tiefe

Gertraud Diem-Wille, Psychoanalytikerin und Pädagogin, wagte in ihrer wissenschaftlichen Arbeit so manchen „Ein-Blick in die Tiefe“. Am 13. März 2012 wird sie mit dem „Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst“ ausgezeichnet.

Den Blick in die Tiefe der menschlichen Seele stellte die außerordentliche Universitätsprofessorin und Psychoanalytikerin Gertraud Diem-Wille in den Mittelpunkt ihrer bisherigen wissenschaftlichen und praktischen Arbeit. Daraufhin wurde an der Alpen-Adria-Universität eine Tagungsreihe mit dem Titel „Ein-Blicke in die Tiefe“ ins Leben gerufen, woraus eine gleichnamige Publikation im Klett-Cotta Verlag hervorgegangen ist.

Zu ihren außergewöhnlichen Leistungen gehört die maßgebliche Beteiligung an der Etablierung der „Psychoanalytischen Pädagogik“ in Wien. So begründete sie beispielsweise 2003 den Masterlehrgang „Persönlichkeitsentwicklung und Lernen“, der derzeit bereits zum dritten Mal unter ihrer wissenschaftlichen Leitung durchgeführt wird. Dieser Lehrgang steht beispielhaft für die Forschungsschwerpunkte von Gertraud Diem-Wille: Das Verstehen der frühen, archaischen Gefühle wie Abhängigkeit, Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe sowie Angst, verloren zu gehen, stellt demnach die Basis der Persönlichkeitsentwicklung dar. Die Reflexion der Praxiserfahrungen macht es möglich, bei sich und bei anderen diese tieferen Schichten der Persönlichkeit wahrzunehmen und deren störenden Einfluss zu vermindern sowie deren produktive und kreative Potenz zu nützen. Relevanz haben diese Aspekte für den Einzelnen, aber auch das Miteinander, wie im System Schule, aber auch in anderen Institutionen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen, sich und andere aus diesen Perspektiven zu beobachten. Für sie eröffnen sich daraus neue Möglichkeiten des Lernens, Handelns und Interagierens.

Das Konzept dieses Lehrgangs sowie vieler weiterer Arbeiten von Gertraud Diem-Wille steht in der Tradition der an der Tavistock Clinic in London etablierten Methode der Infant-Observation, die durch das Engagement der Wissenschaftlerin auch in Österreich eine Neuentdeckung erlebte.

Gertraud Diem-Wille leistete darüber hinaus Pionierarbeit in der Organisationsberatung an Schulen, baute einen Hochschullehrgang für Politische Bildung auf und war eine Vorreiterin in der Vermittlung von geschlechtsspezifischen Fragestellungen in der Pädagogik in den 1970er und 1980er Jahren.

Gertraud Diem-Wille ist Mitglied des Instituts für Unterrichts- und Schulentwicklung der Alpen-Adria-Universität am Standort Wien sowie Lehrende an der Universität Wien.

Die Überreichung des „Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst“ durch Bundesminister Karlheinz Töchterle findet am 13. März 2012 im Audienzsaal des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung statt.

 

Gertraud Diem-Wille | Foto: aau/KK

Gertraud Diem-Wille | Foto: aau/KK