Kärnten liegt am Meer

Eine aktuelle Publikation, die von Wilfried Graf (Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik) mit herausgegeben wurde, versucht, die Geschichte des Kärntner Ortstafelkonflikts aus der Perspektive der Geschichte des 20. Jahrhunderts zu verstehen.

„Kärnten liegt am Meer – was sich alle Kärntnerinnen und Kärntner immer schon gewünscht haben, kann schon in Kürze Wirklichkeit werden“, so steht es im Klappentext des aktuell erschienenen Buches, das von Wolfgang Petritsch, Wilfried Graf und Gudrun Kramer herausgegeben wurde. Man müsse, so die HerausgeberInnen, nur ernst machen mit der viel beschworenen Alpen-Adria-Idee, die in einem logischen nächsten Schritt eine transnationale, multikulturelle, mehrsprachige und deswegen auch wirtschaftlich prosperierende Region sein könnte. Als „eine Art kleines gemeinsames Europa innerhalb des großen gemeinsamen Europa“ sehen sie den Alpen-Adria-Raum, in dem nicht nur „Kärnten am Meer, sondern auch Lubljana am Wörthersee oder Udine an der Drava/Drau“ liegen würde, so Werner Wintersteiner, der ebenfalls einen Beitrag zu dem Buch leistete.

Um der Idee ein Stück näher zu kommen, thematisieren die AutorInnen und HerausgeberInnen Konfliktgeschichte(n) über Trauma, Macht und Identität in der Region. In Gesprächen mit zehn deutsch- und zehn slowenischsprachigen Kärntnerinnen und Kärntnern aus drei Generationen und unterschiedlichen ideologischen „Lagern“ entsteht ein „lebens- und landesgeschichtliches Panorama Kärntens“, so die Beschreibung. Ergänzt werden diese durch eine Reihe erläuternder Kommentare aus der Sicht unterschiedlicher Disziplinen.

Die Gesprächspartner sind: Ernst Blajs, Josef Feldner, Veronika Haring,Stefan Kramer, Peter Kuchar, Josef Lausegger, Gerhard Leeb, Arno Manner, Bogomir Mohor-Ston, Othmar Mory, Vida Obid, Anton Rosenzopf-Jank, Bernard Sadovnik, Otto Scrinzi, Franz-Josef Smrtnik, Heinz Stritzl, Marjan Sturm, Hans M. Tuschar, Rudi Vouk, Dejan Zwitter.

„Wie auch die Gespräche in diesem Buch verdeutlichen, ist der Ortstafelkonflikt ‚geregelt‘, sogar weitgehend gelöst, aber noch nicht transformiert. Es wird sich erst erweisen, ob die jetzt erzielte Konfliktregelung auch zu einer Konfliktlösung in Hinblick auf die tieferen Dimensionen der Volksgruppenfrage führt – und darüber hinaus zu einer nachhaltigen Konflikttransformation, zu einem neuen Umgang mit der Vergangenheit und zur Perspektive einer Versöhnung zwischen den Konfliktparteien“, so Wilfried Graf. Er war seit 2007 – unter anderem als Berater der „Konsensgruppe“ – in verschiedene zivilgesellschaftliche Bemühungen zur Unterstützung einer Lösung in der Ortstafelfrage in Kärnten eingebunden.

Graf ist Senior Researcher am Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik an der Alpen-Adria-Universität und Direktor des „Herbert C. Kelman Instituts für Interaktive Konflikttransformation“ in Wien. Er hat als Forscher, Berater und Trainer umfassende Erfahrung im Bereich der „zivilen Konfliktbearbeitung“ und informellen Diplomatie gesammelt, unter anderem in Sri Lanka und Zentralasien sowie in Israel/Palästina, wo er derzeit vor allem tätig ist.

Das Buch „Kärnten liegt am Meer“ erschien im Drava Verlag und wird am 17. Februar um 10:30 Uhr im Cafe Landtmann in Wien vorgestellt.

Wolfgang Petritsch, Wilfried Graf und Gudrun Kramer (Hrsg.) (2012). Kärnten liegt am Meer. Konfliktgeschichte/n über Trauma, Macht und Identität. Klagenfurt: Drava/Heyn.

 

Kaernten liegt am Meer Buchcover

Kaernten liegt am Meer Buchcover