„Diese Uni ist wirklich gut!”

Wer unterzieht sich schon gerne einer kritischen Überprüfung seiner Leistungen und lässt das Ergebnis auch noch öffentlich diskutieren? Zwei Institute der Fakultät für Technische Wissenschaften der Universität Klagenfurt haben eine „Selbstevaluation mit Außensicht“ gewagt und mit Bravour bestanden: das Institut für Vernetzte und Eingebettete Systeme NES und das Institut für Intelligente Systemtechnologien IST.

Das mehrstufige Evaluationsverfahren „Selbstevaluation mit Außensicht“  versteht sich als kritische Prüfung von universitären Einheiten. Es soll aufzeigen, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist, wo noch Mängel herrschen und welche strukturellen Änderungen hilfreich wären. Im Falle von NES und IST wurden die drei externen Gutachter Hannes Hartenstein (Karlsruhe), Wolfgang Straßer (Tübingen) und Janusz Kacprzyk (Warschau), alle ausgewiesene Experten in IT-Fächern und deren Management, mit der differenzierten Bewertung beauftragt. In ihrem Abschlussbericht zeigten sie sich „angenehm überrascht und beeindruckt über die in kurzer Zeit – mit einer gar nicht so großen Ausstattung – erzielten wissenschaftlichen Leistungen, Erfolge in der Lehre und Aufbauleistung der Institute insgesamt“.

Stabilität und gute Ausstattung

Neben viel konkretem Lob für ein „gut sortiertes Forschungsportfolio” und der gelungenen Vernetzung mit internationalen und nationalen Forschungspartnern wurde von den drei Peers auf wichtige Parameter im weiteren Ausbau hingewiesen. Eine klare Vision müsse über allem stehen und darunter ein fokussiertes und klares Forschungsprofil.

Die Finanzierung des Standorts und seiner räumlichen wie technischen Ausstattung muss über Jahrzehnte gesichert sein, damit der gegenwärtig gute Staff bleibt und weiteren Nachwuchs anzieht. Wichtig ist weiters der gesicherte Zugang zur Literatur wie IEEE Xplore u. a. Online-Publikationsdatenbanken. Und für Forshung muss mehr Zeit vorhanden sein! Wichtig wäre laut Peers eine „Fokussierung der Wissenschaftler auf ihre Kernaufgabe“.

Jutta Menschik-Bendele, als Vizerektorin für Forschung für das Evaluationsverfahren verantwortlich, zeigt sich erfreut, dass „wir die richtigen Personen hier haben. Jetzt sollen wir sie tun lassen!“ Und Gutachter Janusz Kacprzyk fasste zusammen: „Diese Uni ist wirklich gut!“ Die gute Beurteilung von Außenstehenden hebt natürlich bei allen Beteiligten, besonders aber bei den beiden Institutsleitern Christian Bettstetter und Kyandoghere Kyamakya sowie beim Dekan der Technischen Fakultät Martin Hitz die Motivation zum zügigen weiteren Ausbau.

Internationaler Standort
Ausführlich thematisiert wurde auch das Nachwuchsproblem. Die angebotenen Studien sind von hoher Qualität, doch der inländische Studierendenzuwachs im Bachelorstudium ist gering. Der schöne und wichtige Standort der Alpen-Adria-Universität im Grenzbereich von mehreren Kulturen bietet aktuell noch nicht die optimalen Bedingungen für den Zuzug ausländischer Studierender. Das ist ein nationales Problem, weil noch kein gutes Einwanderungsmodell (wie z. B. in Deutschland) vorhanden ist. Die heimischen Firmen sind gewillt, dahingehende Beiträge zu leisten. Künftiges Einzugsgebiet für den wissenschaftlichen Nachwuchs wird vermehrt Süd- und Südosteuropa  sein, mit den weiteren EU-Beitritten.

Forschung in den Lakeside Labs
Die beiden Institute NES und IST sind 2005 als vom KWF unterstützte Lehrstühle im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik eingerichtet worden. Die Mitglieder sind zum Teil auch Forscher an den Lakeside Labs – eine „beneidenswerte Technologietransferinstitution“ wie die Gutachter im Abschlussbericht bemerkten. Dieses „Aushängeschild“ ist auf „selbstorganisierende vernetzte Systeme“ ausgerichtet und finanziert aktuell dreizehn wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Universität.

Selbstevaluation mit Außensicht
Bei diesem mehrstufigen Verfahren werden zuerst eine kritische Selbstanalyse des Instituts sowie Einzelbefragungen von Mitgliedern und Auftraggebern durchgeführt. Speziell bestellte externe Gutachter („Peers“) analysieren diese Ergebnisse in einer internen Runde, dann folgt ein mehrtägiger Aufenthalt vor Ort. Die Themen und ein neuer Fragenkatalog werden in  vielen Gesprächen und Diskussionen mit den Mitgliedern des Instituts, der Universitätsleitung, mit Studierenden und sonstigen Personen, die mit der OE in einem wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Bezug stehen, erörtert. Die Auswertung der Gespräche in einer neuerlichen internen Abstimmungsrunde der Peers fließt in einen Endbericht ein, der – nach einer öffentlichen Präsentation – als Basis für einen Maßnahmenkatalog für die Weiterentwicklung des Instituts, der Fakultät bzw. der gesamten Universität dient.

Für die „Außensicht“ werden internationale Fachleute ausgewählt, die keinen persönlichen Bezug zum untersuchenden Institut und dessen Mitglieder haben. Unvoreingenommenheit ist Voraussetzung für dieses heikle Verfahren, die an der Alpen-Adria-Universität von Hermine Kraßnitzer und ihrer Abteilung „Qualitätsmanagement und Evaluation“ betreut wird.