Klagenfurter Reimchronik | Foto: aau/Andrea Bem

„UNDTERSCHÜDLÜCHE GESCHÜCHTEN“. Die Klagenfurter Reimchronik

Die 13. Ausstellung in der Reihe „Kostbarkeiten aus der Bibliothek“ widmet sich im Klagenfurter Jubiläumsjahr einem Unikat aus der Sammlung – der ältesten erhaltenen und gereimten Klagenfurter Stadtchronik mit dem Titel „Undterschüdlüche Geschüchten“ aus dem 17. Jahrhundert. Zur Eröffnung am 22. März 2018 sprechen die Historikerin Elisabeth Lobenwein und der Student Andreas Molzbichler.

Die „Klagenfurter Reimchronik“ zählt zu den ältesten chronikalen Dokumenten der Stadtgeschichte und existiert heute nur noch in vier Abschriften. Die Originalvorlage aus dem Jahr 1608 ist verloren. Die älteste Abschrift besitzt die Universitätsbibliothek Klagenfurt, sie stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Drei weitere Abschriften mit zum Teil minimal abweichenden Inhalten sind im Kärntner Geschichtsverein und in der Universitätsbibliothek Graz vorhanden. Eine historisch-kritische Ausgabe aller vier Abschriften edierte 1968 der Klagenfurter Historiker Dieter Jandl.

Die Chronik berichtet über den Zeitraum von 1511 bis 1608 in insgesamt fast 1.400 Versen im freien Knittelvers. In der PA 210 fehlen die Aufzeichnungen der Jahre 1511 bis 1516, und nicht zu jedem Jahr sind Einträge vorhanden. Die Detailliertheit der Beschreibungen nimmt deutlich zu, kulminiert und endet gleichzeitig im Jahr 1608. Wenngleich der Erzähler im Text nicht als handelnde Person aufscheint, findet sich im Jahr 1606 die Aussage, dass er den beschriebenen Ereignissen als Augenzeuge beigewohnt hatte: „hab es selber mit augen gesechen“. Es könnte sich beim Verfasser um Paul Kheppiz (ca. 1570–1620) handeln, der vermutlich Stadtschreiber zu Klagenfurt war. In der Chronik finden sich Beschreibungen von Wetterverhältnissen, Naturkatastrophen, Epidemien und Feuersbrünsten ebenso wie von politischen Entwicklungen, etwa die Übergabe der Stadt durch Kaiser Maximilian I. an die Landstände im Jahr 1518 und der darauf einsetzende Ausbau der Stadt und ihrer Befestigung.

Die Reformation mit ihren Folgen, die erste Messe in deutscher Sprache und die um das Jahr 1600 einsetzenden gegenreformatorischen Bestrebungen durch die Jesuiten rücken besonders in den Fokus. Der Chronist berichtet vorrangig von Begebnissen in der Stadt Klagenfurt. Große Ereignisse, die mit dem Kaiser, dem Heiligen Römischen Reich oder mit der Türkengefahr in Zusammenhang stehen, werden auch erfasst.

 Ausstellungseröffnung

Donnerstag, 22. März 2018, 11:30 Uhr

Universitätsbibliothek, Zeitschriften-Lesesaal, Ebene 2, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

PROGRAMM

Begrüßungen:

Oliver Vitouch, Rektor, und Lydia Zellacher, Bibliotheksdirektorin

Vorträge:

Elisabeth Lobenwein, Institut für Geschichte: „Undterschüdlüche geschüchten“– die Klagenfurter Reimchronik

Andreas Molzbichler, Student am Institut für Geschichte: „Paul Kheppiz – der Autor der Reimchronik?“

Die Ausstellung läuft bis zum 8. Juni 2018 und ist zu den Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek frei zu besichtigen.

www.aau.at/ub