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Titel des Dissertationsvorhabens

Alexandra Novak: Unbewusstes Testen in der Psychotherapie, um maladaptive Interaktionsmuster zu bearbeiten: Eine Systematisierung des Testkonzepts der Control Mastery Theorie

Stipendiatin: Alexandra Novak M.Sc

Laufzeit des Stipendiums: 1. September 2022 bis 30. Juni 2023

Laut der Control Mastery Theorie, die psychoanalytische Begriffe neu konzeptualisiert, testen Patient*innen in der therapeutischen Beziehung unbewusst die Gültigkeit ihrer kognitiven und affektiven Einschreibungen in die Psyche, die durch frühkindliche reale und phantasierte Erfahrungen entstanden sind.

Eine Literaturrecherche zeigte, dass Testen auf einem Kontinuum von Feinheiten, verbal oder nonverbal, stattfindet: in Interaktionen und der Nutzung der Rahmenbedingungen, sowie in Narrativen und Selbstdarstellungen. In einer Arbeit an transkribiertem Fallmaterial wurden Tests nach deren Intention kategorisiert – unter Berücksichtigung der Mehrdimensionalität und Komplexität des Konzeptes. Patient*innen versuchen durch das Testen (1) Unabhängigkeit, (2) Selbstwert, (3) Akzeptanz und (4) ein Gefühl für Berechtigung zu erlangen. Hierbei ist essentiell, dass das getestete Thema sich zwar direkt manifestieren kann, aber meist erst die latente Bedeutung eines Tests erarbeitet werden muss. Mittels psychoanalytischer Methoden und Einbezug der behandelnden Therapeut*innen kann diese aufgedeckt werden.

Therapeut*innen können dazu beitragen, dass Patient*innen pathogene Interaktions- und Erlebensmuster aufgeben, indem sie deren verzerrte Selbstkonzepte und irrationale Forderung an Therapeut*innen in Frage stellen. Hierfür ist es essentiell, die kommunikative Funktion des Testens zu erkennen und seine Bedeutung mittels der eigenen Gegenübertragung zu eruieren.

In einem letzten Schritt wird Testen mit Prozess- und Ergebnisvariablen der Behandlung in Verbindung gebracht und überprüft, ob Patient*innen durch Befragung zu den therapeutischen Interventionen Auskunft über ihr unbewusstes Testverhalten geben können. Psychoanalytische Psychotherapeut*innen werden wiederum befragt, ob ihr durch das Testkonzept gewonnene Verständnis für die innere Welt ihrer Patient*innen und für die eigene Gegenübertragung zu Veränderungen bei Patient*innen führt. Psychoanalytische Forschung wird im Hinblick auf ihren Gegenstand – das Unbewusste – und ihre Methoden diskutiert. Der klinische Nutzen des Testkonzepts wird thematisiert.