Thomas Brudermann im Gespräch über universitäre Forschung und Lehre

 

Nachhaltige Energie hat Thomas Brudermann schon immer interessiert. Nach seinem Informatik-Studium an der Universität Klagenfurt ging er als Post-Doc an die WU Wien. Heute ist er Assistenzprofessor im Bereich Umweltsystemwissenschaften und Nachhaltigkeitsforschung an der Universität Graz. Uns erzählt er, wieso ihm das Informatik-Studium diesen Lebensweg ermöglicht hat. 

 

Die wichtigsten Stationen auf Ihrem Karriereweg:

Nach Abschluss des Informatik-Studiums (2007) Doktorat Wirtschaftspsychologie (2007-09) und Lehrbeauftragter an der AAU (2008-12), Post-Doc-Forschungsstelle an der WU Wien (2010-11), mehrere Forschungsaufenthalte in Asien (seit 2013), Universitätsassistent (2011-15) und später Assistenzprofessor (ab 2016) an der Uni Graz.

 

Können Sie sich noch an Ihre ersten Studientage erinnern? Was war besonders, neu, auffällig, amüsant etc.

Besonders auffällig war, dass man sich im Informatik-Studium schon im Jahr 2000 elektronisch für Kurse anmelden konnte; für meine BWL-Wahlpflichtfächer musste ich hingegen vor 8 Uhr morgens in der Früh am Institut „anstehen“, was ich als sehr lästig empfunden habe.

 

Was sind Ihre Arbeitsaufgaben? Wie sieht Ihr beruflicher Alltag aus und was ist es, das Ihnen in Ihrem Job besonders gefällt?

Universitäre Forschung und Lehre zum Themenbereich „Nachhaltige Entwicklung“. Mir gefällt die Eigenständigkeit und Flexibilität, die ich als Wissenschafter genieße. Meine Tätigkeit hat mit meinem Background als Informatiker nichts mehr zu tun – dennoch war es neben vielen Zufällen auch das Informatik-Studium, das mir diesen Lebensweg ermöglicht hat.

 

War Ihr Studium für Ihre heutige Tätigkeit hilfreich und welchen Einfluss hatte Ihr Studium auf Ihre berufliche Tätigkeit(en)?

Das im Informatik-Studium notwendige strukturierte und systematische Denken war definitiv sehr hilfreich, auch dass das Studium sehr breit angelegt war und über die bloße Vermittlung technischer Kompetenzen hinausging. Zu Beginn meiner wissenschaftlichen Karriere habe ich kompetitiv ausgeschriebene Stellen u.a. deshalb bekommen, weil ich über Programmier- und Modellierungskenntnisse verfügte; der Informatik-Abschluss war so gesehen immer ein „competitive advantage“, ein Vorsprung gegenüber Mitbewerbern.

 

Fällt Ihnen eine nette Anekdote aus Ihrer Studienzeit ein? Gibt es eine Situation in der Sie ans Studium/ eine bestimmte LV/ einen Prof zurückgedacht haben?

Im Wintersemester 2000 gab es sehr viele Informatik-Anfänger, und Vorlesungen in vollen Hörsälen (100-200 HörerInnen) waren die Regel. An einem stark verschneiten Dezember-Morgen hatten es allerdings nur vier Studierende in die 8 Uhr-Vorlesung von Professor Mittermeir in den Hörsaal 1 geschafft. Dieser war vom nicht vorhandenen Publikum wenig beeindruckt; ohne sichtbare Regung, und ohne eine Bemerkung zur Teilnehmerzahl oder zu den Witterungsverhältnissen, startete er um Punkt 8 Uhr seine Vorlesung. Ich glaube er hätte sie völlig identisch gehalten, egal ob 100 HörerInnen oder gar niemand im Saal gewesen wäre.

 

Was würden Sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?

Raus aus der Komfortzone – die Studienzeit bietet genügend Gelegenheiten dafür. Und: Ein technisches Studium ist eine hervorragende Basis, die bei entsprechendem Engagement viele unterschiedliche Karrierewege ermöglicht: Es gibt z. B. viele TechnikerInnen in Managementberufen- ich selbst bin als Techniker in der sozialwissenschaftlichen/interdisziplinären Forschung gelandet. Umgekehrt haben beispielsweise BWL oder Psychologie-AbsolventInnen kaum eine Möglichkeit, in Technikerberufen zu landen.

 

Was vermissen Sie aus Ihrer Studienzeit (an der AAU)?

Den Wörthersee, die familiäre Atmosphäre an der Universität, die USI-Kurse.

 

Wort-Rap:

Wer hat Sie inspiriert? Die externen Lehrbeauftragen aus der Praxis, aber auch die fachfremden Lehrbeauftragten waren ein enormer Gewinn und inspirierend, da sie völlig neue Sichtweisen eingebracht haben. Ich war dankbar, dass das Studium diese Möglichkeiten geboten hat.

Wenn Sie noch einmal studieren würden, würden Sie… in der Nähe der Uni wohnen und zumindest ein Auslandssemester machen.