Reinhard Neck | Foto: aau/KK

Wissenschaft braucht kritische Diskussion

Als Forscherin oder Forscher hat man eine wichtige Aufgabe: Es gilt, der Wahrheit näher zu kommen. Für Reinhard Neck liegt der Schlüssel dazu in kritischen Diskussionen.              

Dieses „bescheidene“ Ziel verfolgt der Volkswirtschaftsprofessor seit 1997 an der Alpen-AdriaUniversität. Nach seinem Studium an der Universität Wien war er an der Universität Fribourg, der Wirtschaftsuniversität Wien und an den Universitäten Bielefeld und Osnabrück tätig. Kürzere Forschungs- und Lehraufenthalte führten ihn auch an die Universitäten Ljubljana, Harvard und Stanford.

Neck führte sein Interesse an Politik an diese Wissenschaft heran: „Ich habe mich schon im Alter von 15, 16 Jahren für Politik interessiert. Damals habe ich mich sehr intensiv mit dem Marxismus beschäftigt. Die philosophischen und politischen Theorien von Marx habe ich nachvollziehbar gefunden. Was ich nicht verstanden habe, war die Wirtschaftstheorie von Marx. Das war eine Motivation, Wirtschaft zu studieren. Die andere war, dass der damalige deutsche Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller auch Professor für Volkswirtschaftslehre war.“ Das damalige Studium entsprach aber nicht seinen Vorstellungen, daher wechselte er zur Wirtschaftsstatistik. Die Praxis der Wirtschaftspolitik wäre für Neck ebenso ein interessantes Tätigkeitsfeld gewesen, aber: „Ich habe anhand verschiedener Erfahrungen gelernt, dass ich dafür ungeeignet bin.“

Für exzellente Forschung brauche es, so Neck, das Bekenntnis zu einem wissenschaftlichen Ethos. Dazu gehöre, dass man publiziert, „auch in guten, referierten Journals. Das ist wichtig, weil man dadurch wertvolles Feedback bekommt“. Diese Rückmeldungen sind für ihn Teil jener kritischen Prüfungen und Diskussionen, die Wissenschaft voran bringen. Besonders wichtig sei dieser Austausch dort, wo es an jener „kritischer Masse“ mangle, die es brauche, um exzellente Forschung betreiben zu können. Ein wichtiges Instrument, um den Austausch zu fördern, seien für ihn Doktoratskollegs, wie sie an größeren Universitäten bereits vielfach, und an der AAU in einzelnen Fällen existieren. Denn: „Doktorandinnen und Doktoranden lernen voneinander, und das wissenschaftliche Personal wird einbezogen und zu neuen Ideen angestoßen.“

Für den wissenschaftlichen Nachwuchs sieht er heute „mehr Möglichkeiten und mehr Herausforderungen als in seiner Anfangszeit“: Es gebe mehr – auch weltweite – Konkurrenz, dafür aber auch bessere Fördermöglichkeiten.

Erschienen in UNIsono/Oktober 2013