Sommerkolleg Bovec_Plakat 2020

Sommerkolleg Bovec auf 2021 verschoben

Was 1994, im Anfangsjahr des Sommerkollegs die fragile Lage der nach dem Zerfall Jugoslawiens neu entstandenen Republik Slowenien nicht vermochte und selbst die Bovec und das Sočatal heimsuchenden Erdbeben der Jahre 1998 und 2004 nicht verhindern konnten, ein weltumspannender Virus schaffte es: die Absage des Sommerkollegs im Sommer 2020.

Es ist jedoch nur aufgeschoben und wird nach einjähriger Pause im Sommer 2021 unter dem Motto „Geteilte Erinnerung – Erinnerungskulturen / Deljeni spomin – kulture spominjanja/ Memoria (con)divisa – Culture della memoria / Memorie (con)dividude – Culturis de memorie/ Podijeljeno sjećanje – kulture sjećanja“ Studierende der Alpen-Adria Region erneut zusammenführen.

Die Variante, das Sommerkolleg, zumindest partiell, online abzuhalten wurde verworfen. Dem steht auch ein Rundschreiben des BM:BWF vom 13. Mai 2020 entgegen, in welchem betont wird,  dass „gerade bei den Sommerkollegs das Erleben in der Gruppe, das gemeinsame Lernen und die gemeinsame Freizeitgestaltung im Vordergrund (steht)“ und die „virtuelle“ Abhaltung der Sommerkollegs nicht der Zielsetzung des Programms entspricht.

Dabei hat das Planungsjahr 2020 vielversprechend begonnen. Das Programm, bestehend aus Sprachkursen für Slowenisch, Italienisch, Kroatisch, Friulanisch und Deutsch (letzteres für Studierende nicht-österreichischer Universitäten), Exkursionen und Workshops unter dem Generalthema „Geteilte Erinnerung – Erinnerungskulturen“ weckte das Interesse zahlreicher Studierender in Österreich und in den Partnerländern Slowenien, Italien und Kroatien. Bad Eisenkappel/ Železna Kapla war als Ziel der Ganztagesexkursion geplant. Die Teilnehmer*innen sollten sich einen Tag lang auf die (literarischen) Spuren des in mehrere Sprachen übersetzten Romans der Bachmann-Preisträgerin Maja Haderlap, „Engel des Vergessens – Angel pozabe“ begeben.

Luca Melchior ist neuer Leiter des Sommerkollegs

Auch die Nachfolge in der Leitung des Sommerkollegs ist gesichert. Ende 2019 hat der Erziehungswissenschaftler Vladimir Wakounig nach elf Jahren seine von großen Engagement geprägte Projektleitung an den Sprachwissenschaftler und Experten für Mehrsprachigkeit Luca Melchior abgegeben. Luca Melchior hat das Sommerkolleg im August 2019 als Leiter eines Workshops kennengelernt und konnte 2020 mit der Einbindung eines neuen universitären Partners, der Faculty of Tourism and Hospitality Management der Universität Rijeka erste Akzente setzen.

Das Sommerkolleg ist der Mehrsprachigkeit verpflichtet. Das gesamte Programm, beginnend mit dem Tandemprinzip bei der Unterbringung, über die vormittäglichen Sprachkurse, das viersprachige Nachmittagsprogramm bis hin zu abendlichen Filmvorführungen versucht den Teilnehmer*innen vielsprachige Fülle nahezubringen.

„Mehrsprachigkeit ist auf der Welt der normale Zustand“, so Luca Melchior, „und sie bringt für den Einzelnen und für die Gesellschaft viele Vorteile mit sich. Der Alpen-Adria-Raum mit seinem Sprachenreichtum und einer lebendigen, dynamischen Mehrsprachigkeit ist ein Ort der kulturellen Vielfalt und ein idealer Beweis für das Miteinander- und Zusammenleben unterschiedlicher sprachlicher Komponenten.“

Zudem ist die Sprachenvielfalt der Alpen-Adria-Region sowie die verschiedenen und dynamischen Formen von Mehrsprachigkeit, die sie seit jeher charakterisiert im Herbst 2020 Gegenstand der internationalen Tagung Alte und neue Formen der Mehrsprachigkeit in der Alpen-Adria-Region – Beschreibungsmodelle, Herausforderungen und Lösungsansätze. Die ursprünglich für April 2020 geplante Veranstaltung wird nun am 6.-7. November 2020 an der AAU Klagenfurt/Celovec stattfinden und Expert*innen aus Österreich, Slowenien, Kroatien, Italien und Deutschland zusammenbringen. Nähere Information finden Sie hier.

Bis eine wirksame Immunisierung zur Verfügung steht, wird man wohl auch 2021 voneinander Abstand halten und didaktische Methoden anpassen müssen. Überlegt wird ein Mix aus Präsenz- und E-Learning sowie, im Fall der Exkursionen, der Verzicht auf die Beförderung per Bus oder PKW. Bovec und seine Umgebung bieten ausreichend fußläufige Exkursionsziele.

 

Die neue Lage hat alles auf den Kopf gestellt, deshalb sei ein Gedankenexperiment erlaubt:

Bovec ist von den Standorten der Partneruniversitäten, Ljubljana, Koper, Trieste, Udine und Klagenfurt aus betrachtet zu Fuß erreichbar. Es liegt am Alpen-Adria-Trail und ein zunehmend erschlossenes Wanderwegenetzes in Istrien, Friaul-Julisch Venetien, dem Küstenland und in Kärnten fungiert als Zubringer. Als nächstes dürfte ein leistungsfähiges öffentliches Verkehrsnetz im Alpen-Adria Raum drankommen.

 

Weitere Informationen finden Sie auf  dieser Website.