Nahaufnahme von Händen, die auf dem Laptop schreiben | Foto: golubovy, fotolia.com

„Schreiben wird als Kulturtechnik immer wichtiger“: Tagung zur Schreibwissenschaft in Klagenfurt

„Schreibwissenschaft – eine neue Disziplin?“, so lautet der Titel einer internationalen Tagung zur Schreibwissenschaft, die von 30. Mai bis 1. Juni an der Universität Klagenfurt diskursübergreifende Perspektiven auf das Schreiben werfen will. Rund 150 Expertinnen und Experten werden erwartet.

„Schreiben ist eine Kulturtechnik, die unseren Alltag durchdringt und nicht zuletzt aufgrund der digitalen Mediatisierung unserer Gesellschaft stetig an Bedeutung gewinnt“, erklärt Ursula Doleschal (Institut für Slawistik, SchreibCenter), die dem Klagenfurter Organisationsteam der Tagung vorsteht. Es sei daher nicht verwunderlich, dass sich die Wissenschaft zunehmend für den Schreibprozess interessiert und verstehen möchte, wie der Mensch in bestimmten Kontexten Texte produziert. Zunächst sei schon in den 1970er Jahren die Psychologie federführend gewesen, wenn es darum ging, den Weg vom Gedanken zum Wort am Papier zu analysieren. Ursula Doleschal erklärt weiter: „Heute ist die Beschäftigung mit dem Schreiben in vielen Disziplinen gegenwärtig. In den Literaturwissenschaften interessiert man sich zunehmend für diesen Prozess und auch die Anstrengungen der Schreibdidaktik widmen sich den Vorgängen, die dem Erlernen und Weiterentwickeln von schriftlicher Sprache zugrunde liegen.“

Die Tagung, die nun in Klagenfurt stattfindet, stellt die Frage nach einer eigenen Disziplin „Schreibwissenschaft“ im deutschsprachigen Raum in den Mittelpunkt. Ursula Doleschal erklärt dazu, dass man im angelsächsischen Raum den Begriff „writing research“ gut etabliert vorfindet. Nichtsdestoweniger ist die Frage nach einer eigenständigen Disziplin noch nicht hinreichend beantwortet. Doch nicht nur die akademische Welt fragt nach den Mechanismen des Schreibens: In der Praxis sind immer mehr freie Schreibberaterinnen und –berater tätig, um der Nachfrage nach Schreibworkshops und Schreibberatung nachzukommen. „Die Tagung möchte“, so Ursula Doleschal weiter, „den Transfer von der Praxis in die Wissenschaft, aber auch von der Wissenschaft in die Praxis vorantreiben.“ Die Plenarvorträge kommen von Anke Bosse, Carmen Heine, Dagmar Knorr, Angelika Redder, Sandra Reitbrecht, Andrea Scott, Annette Verhein-Jarren, Christian Weinzierl, mit dabei sind außerdem die Doyens der Schreibwissenschaft Gerd Bräuer, Konrad Ehlich und Otto Kruse.

Die Tagung ist eine gemeinsame Veranstaltung der österreichischen Gesellschaft für wissenschaftliches Schreiben GewissS, der deutschen Gesellschaft für Schreibdidaktik und Schreibforschung und des schweizerischen Forum wissenschaftliches Schreiben. Sie findet auch aus Anlass des 15-jährigen Bestehens des SchreibCenters der Universität Klagenfurt in Klagenfurt statt.

Ausführlichere Informationen zum Programm unter https://conference.aau.at/event/169/