„Roboter sind Akteure in Netzwerken.“

Nicole Duller interessiert sich dafür, wie Roboter miteinander, aber auch mit den Menschen interagieren. Sie arbeitet im Karl Popper Kolleg SEEROSE an der Universität Klagenfurt an ihrer Dissertation und versucht, aus medien- und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive die Rolle von Robotern im gesellschaftlichen Netzwerk zu fassen. Im Zentrum stehen dabei Sicherheitsaspekte. Für ihre Arbeiten wurde sie kürzlich mit dem Dissertationspreis der DGPuk-Fachgruppe Medienethik ausgezeichnet.

„Robotersysteme sind nicht einfach nur Geräte, sondern sie sind Akteure in einem Netzwerk“, so Nicole Duller im Gespräch. Im Fokus ihrer Untersuchungen stehen vor allem Industrierobotersysteme, die heute nicht mehr nur in Käfigen arbeiten, sondern direkt miteinander und mit den Menschen interagieren. Damit weder Mensch noch Maschinen beschädigt werden, müssen sie sicher agieren. Außerdem ist auch die Cybersicherheit ein wichtiges Thema: Je stärker vernetzt die Systeme sind, desto mehr kooperieren sie und desto anfälliger sind sie auch für Angriffe auf die Software.

Doch warum interessiert sich eine Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin für diese eigentlich technischen Systeme. Nicole Duller erklärt: „Medien wandeln sich, in ihrem Aussehen, in ihrer Funktionsweise, in der Weise, wie sie genutzt werden. Medien gehen heute über Laptop und Smartphones hinaus. Die Robotik wird immer mehr Teil unserer Alltage. Wenn wir also von einer Mediatisierung unserer Gesellschaft sprechen, müssen wir auch Roboter in den Blick nehmen.“

„So genannte Stakeholder gibt es im Umfeld von Robotern mannigfaltig“, erklärt sie weiter. Es sind nicht nur die Hard- und Software, die zum Einsatz kommen, sondern auch die Menschen, die diese Systeme mit Daten „füttern“, sind im heterogenen Netz präsent. Die hohe Komplexität wirkt sich auch auf die Themen Sicherheit und Verantwortung aus. „Es ist relativ einfach zu sagen: ‚Wir brauchen Regulierung.‘ An dem Beispiel lässt sich die Heterogenität aufzeigen: Wir müssen nicht nur eine rechtliche Regulierung diskutieren, sondern uns auch fragen: Wo gilt sie? Gibt es internationale Zertifizierungen?“, so Duller weiter. Sie interessiert sich aus ihrer Perspektive vor allem für die sozial-ethische Regulierung. Wie kann man also gesellschaftlich, sozial und ethisch gemeinsam reflektieren, welchen Stellenwert Roboter zukünftig einnehmen und welche Rolle wir ihnen zuweisen wollen? „Reflexion geschieht oft erst, wenn es zu spät ist“, konstatiert Nicole Duller. Umso wichtiger sei es, in interdisziplinären Projekten wie diesem schon früh möglichst viele Perspektiven in den Entwicklungsprozess zu integrieren. Das Karl Popper Kolleg „Responsible Safe and Secure Robotic Systems Engineering (SEEROSE)” bietet dafür einen geeigneten Rahmen.

Für ihre Dissertation führt Nicole Duller Interviews mit Expert:innen im Feld aus den Bereichen Technologiefolgenabschätzung, Robotik, Cybersicherheit und Recht. Auch Ingenieur:innen, die die Cobots (Kollaborative Roboter) programmieren und in die Firmen integrieren, gehören zu ihren Gesprächspartner:innen. Und schließlich sind es auch die Roboter selbst, die Nicole Duller „kennenlernt“: „Es ist interessant, wie es einem in der Begegnung mit einer solchen Maschine geht.“ Dabei hat sie viel über die Möglichkeiten und Grenzen der neuen Technologien gelernt: „Die Ingenieur:innen haben dabei auch immer wieder geäußert, dass sie sich eine realistischere mediale Präsenz von Robotern wünschen würden. Sie betreiben auch selbst viel Aufklärungsarbeit.“

Noch bis Jänner 2024 hat Nicole Duller Zeit, um ihre Dissertation abzuschließen. Schon im Februar dieses Jahres wurde sie für einen Artikel mit dem Dissertationspreis der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft/Fachgruppe Medienethik ausgezeichnet. Aktuell ist sie bestrebt, die bisherigen Ergebnisse in die Fachcommunity der Robotiker:innen zurückzuspielen und dabei auch zu sehen, wie geistes-/kulturwissenschaftliche Erkenntnisse in den anderen Disziplinen rezipiert werden. „Ich gehe auch auf Konferenzen, die eigentlich nur für Techniker:innen ausgerichtet sind“, erzählt sie und fragt sich gespannt: „Wie wird das aufgenommen? Und wie kann es gelingen, diese Diskurse in der Welt der Technologieentwicklung wirksam werden zu lassen?“