Roman Dorrek

Online-Trainer korrigiert individuell passende Bewegung

Seit der Pandemie ist das Training vor dem Computer zuhause bei vielen zur Gewohnheit geworden. Doch werden alle Übungen, egal ob als Reha-Maßnahme oder für sportliche Zwecke, richtig ausgeführt? Roman Dorrek arbeitet an einer Software, die individuell abgestimmt erkennen soll, ob Bewegungsabläufe möglichst vorteilhaft erfolgen.

Stimmt der Glaubenssatz: „Egal, ob die Bewegungen und Übungen richtig ausgeführt werden: Hauptsache, man bewegt sich“? Roman Dorrek, datenaffiner Sportwissenschaftler und Prä-Doc-Forscher im Ada-Lovelace-Programm widerspricht vehement: „Das stimmt insbesondere dann nicht, wenn jemand eine Verletzung hatte und die Funktionsweise seines Körpers mit Physiotherapie oder Training wiederaufbauen möchte. Ein gesunder Körper kann so manches aushalten, aber es gibt – individuell abgestimmt – vorteilhafte und nicht vorteilhafte Bewegungen.“

Damit gewährleistet ist, dass Reha-Patient:innen, aber auch andere Trainierende ihre Bewegungen für sie passend korrekt ausführen, entwickelt Roman Dorrek in seinem Doktoratsprojekt einen Online-Trainer bzw. einen Online-Physiotherapeuten. Der Computer soll individuell abgestimmt mit Kameras erkennen, ob Übungen gut durchgeführt werden und wo Verbesserungspotenzial besteht. Im Vergleich zu bereits existierenden Systemen soll es eine verbesserte Validität geben und es unabhängig von einem Bewegungskatalog sein, wie Roman Dorrek erklärt: „Bei vielen vorhandenen Lösungen muss man vorher spezifizieren, dass ich jetzt eine Kniebeuge mache. Dann korrigiert das System die Knie. Wir wollen unser Tool holistischer entwickeln und – unabhängig von einer vordefinierten Bewegung – Bewegung insgesamt analysieren.“

Die meisten Systeme würden außerdem zum Beispiel absolute Gelenkswinkel als Anhaltspunkt nehmen. „Es gibt natürlich eine perfekte Technik, die ist aber sehr individuell“, erklärt Roman Dorrek. Allein zwischen Männern und Frauen gibt es anatomische Unterschiede, die sich auch auf die Winkel bei bestimmten Abläufen auswirken. Auch eine Verletzungshistorie nimmt Einfluss darauf, wie eine Übung besonders vorteilhaft erfolgt.

Damit das geplante System möglichst viel über individuelle Unterschiede und passende Bewegungen lernt, soll Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. Das Projekt ist daher interdisziplinär angelegt; Roman Dorrek wird von Jan Wilke (Institut für Sportwissenschaften) und Gerhard Friedrich (Institut für Artificial Intelligence und Cybersecurity) betreut. Das Eintauchen in die Informatik ist für Roman Dorrek spannend und herausfordernd zugleich. Technische Aspekte haben ihn aber schon in seiner bisherigen Bildungslaufbahn begleitet: Er hat Sportgerätetechnik an der Fachhochschule Technikum Wien im Bachelor studiert und danach an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sein Masterstudium in Performance Analysis of Sports absolviert. Nach Klagenfurt kam er im Dezember 2023, nachdem die Prä-Doc-Stellen im Ada-Lovelace-Programm ausgeschrieben wurden. Seit einem halben Jahr sammelt er Daten von trainierenden Personen im sportwissenschaftlichen Labor am Campus der Universität Klagenfurt: „Dafür werden die Testpersonen mit reflektierenden Markern beklebt. Wenn sie dann Bewegungen ausführen, werden sie von einem Videokamerasystem aufgenommen, das die Stellungen der Körperteile wie Arme und Beine zu jedem Zeitpunkt sehr genau erfassen kann.“

Das geplante Tool soll nicht nur für Hobby- und Leistungssportler:innen, die zuhause trainieren wollen, Vorteile bringen, sondern auch in der Physiotherapie zum Einsatz kommen: „Physiotherapieeinheiten hat man üblicherweise nur einmal in der Woche oder alle zwei Wochen. Werden die privaten Trainingseinheiten zuhause über das Tool aufgezeichnet und die Übungen korrigiert, profitiert die Patient:in. Auch für die Therapeut:in ergibt sich so wertvolles Feedback, was sich in den Zeitspannen zwischen den Therapieeinheiten getan hat“, erklärt Roman Dorrek.

Auf ein paar Worte mit … Roman Dorrek



Was machen Sie im Büro morgens als Erstes?
E-Mails checken, frühstücken und plaudern.

Wer ist für Sie die größte Wissenschaftler:in der Geschichte und warum?
Thor Heyerdahl und seine Kon-Tiki Mission, weil er entgegen des wissenschaftlichen Konsenses eine Pazifiküberquerung bewiesen hat, indem er ein antikes Floß nachbaute und die Expedition selbst absolvierte.

Wann sind Sie zufrieden mit sich?
Wenn ich meinen Ansprüchen gerecht werde.

Was bringt Sie in Rage?
Zu enge Horizonte

Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?
Nicht wirklich, dafür denke ich in der Arbeit auch an den Urlaub.

Wovor fürchten Sie sich?
Krokodilen

Worauf freuen Sie sich?
Im Moment sehr auf und über die Skisaison