Risiken von Wasserversorgung

No care, if it’s there. Der Umgang mit Wasser im öffentlichen Diskurs.

Franzisca Weder untersuchte öffentliche Diskurse zu den Risiken von Wasserversorgung und Wasserknappheit. Ergebnis ist, dass Wasser als Thema vor allem in politischen Diskursen genutzt und auch ausgenutzt wird. Eine kritische, ausgewogene Problematisierung in öffentlichen Diskursen findet jedoch kaum statt.

Frau Weder, wieso ist ein öffentlicher Diskurs so wichtig?

Für eine nachhaltige Lösung der derzeitigen ressourcenökonomischen Herausforderungen ist ein öffentlicher Diskurs unbedingt notwendig. Vor allem aber auch, um einen partizipativen Transformationsprozess anzuregen.

Welche Rolle spielen die Medien dabei?

Medien schaffen eine zentrale Arena für diesen Diskurs. Sie ermöglichen erst die Öffentlichkeit, die die Grundlage jeder nachhaltigen Entwicklung ist. Der Klimawandel wird als eigenständiges Thema wahrgenommen. Die mediale Repräsentation anderer Bereiche nachhaltiger Entwicklung wie zum Beispiel Ressourcenfragen oder, noch spezieller: das Menschenrecht auf Wasser ist dagegen kaum erforscht. Dazu gehören auch die damit zusammenhängenden individuellen und kollektiven Handlungsmuster.

Aber zum Beispiel in Spanien ist man mit Wasserknappheit doch schon massiv konfrontiert?

Das stimmt. In Europa ist das Thema in einigen Ländern, z. B. in Spanien und Bulgarien, bereits sichtbare und schmerzhafte Realität und dementsprechend stark politisiert. In anderen Ländern, z. B. Österreich, der Schweiz und Deutschland mit einem vermeintlichen Überfluss an Wasser, hat die öffentliche Unsichtbarkeit des Themas unterschiedliche Gründe: es kann ein Nicht-Vorhandensein eines generellen Nachhaltigkeits-Diskurses sein, aber auch eine Privilegierung wirtschaftlicher Interessen bzw. ein Verleugnen nachhaltiger Verteilungs- und Versorgungsprobleme durch die Politik. Damit wird das Thema gezielt aus der öffentlichen Agenda herausgehalten.

Welche Ergebnisse waren für Sie besonders überraschend?

Wir haben neben der Medienanalyse qualitative Befragungen im Rahmen von Fallstudien durchgeführt, in Österreich, im CEE-Raum, in Kalifornien und Australien. Dabei hat sich herausgestellt, dass es beim Wissen über den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser keinerlei geographischen Zusammenhang gibt. Man könnte ja annehmen, dass im trockenen, von Dürren betroffenen Australien das Thema Wasserknappheit weit höher über der Aufmerksamkeitsschwelle liegt als im wasserreichen Österreich. Das war nicht so. Die Aufmerksamkeit hängt allein von der ganz individuellen Betroffenheit des/der Einzelnen ab. Im Gegensatz dazu gibt es aber einen enormen Wissensunterschied zwischen Stadt- und Landbevölkerung darüber, woher das Wasser kommt und wohin es geht – und einen Unterschied im tatsächlichen, verantwortungsvollen Umgang damit.

für ad astra: Annegret Landes


Zum Projekt
Das Projekt „Problematization of Water Supply and Scarcity“ wurde vierstufig durchgeführt, beginnend mit einer Bestandsaufnahme der Strukturen, die in Europa im Bereich Wasserversorgung vorliegen. Darauf aufbauend wurde eine Analyse der bestehenden Kommunikationsstrukturen und -prozesse des öffentlichen Diskurses zu diesen Themen durchgeführt (Medienanalyse). In der dritten Stufe wurde eine Publikumsbefragung zur öffentlichen Wahrnehmung des Themenfeldes Wasserversorgung und Knappheitsrisiko durchgeführt; in einer ergänzenden vierten Stufe wurden in explorativen Fallstudien diese Ergebnisse vertieft. Das Projekt wird mit Unterstützung der Privatstiftung Kärntner Sparkasse durchgeführt.

 

Zur Person

Franzisca Weder ist assoziierte Professorin am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft. Sie forscht u. a. zu Organisationskommunikation, Öffentlichkeitsforschung und Corporate Social Responsibility.

Weder Franziska | Foto: aau/photo riccio