Laura Gentile | Foto: aau/Tischler-Banfield

Moderne ErzählerInnen

Mode, Reisen, Lifestyle und Essen zählen zu den beliebtesten Themengebieten von Bloggerinnen und Bloggern. Die mehr als 1.300 Blogs in Österreich belegen, dass Geschichten erzählen im Trend liegt. Laura Gentile, Studentin der Medien- und Kommunikationswissenschaften, betreibt seit Juli 2013 einen Blog, der das Leben einer Rollstuhlfahrerin dokumentiert.

Frau Gentile, wann haben Sie mit dem Bloggen begonnen?
Es war noch während meiner Schulzeit, als ich einen Bericht über eine Food-Bloggerin sah. Ich dachte mir: Warum mache ich das eigentlich nicht auch? Am nächsten Tag startete ich meinen ersten Blog zu Themen der Barrierefreiheit.

Worüber schreiben Sie?
Anfangs habe ich den Blog vor allem dazu genutzt, um meine Meinung zu aktuellen Diskussionen oder Berichten über Barrierefreiheit zu schildern. Das hat sich im Laufe der Zeit ein wenig verändert. Nun möchte ich meine Sicht, also die einer Rollstuhlfahrerin, erzählen. Themen gibt es viele. Ich schreibe über Erlebnisse und Erfahrungen, von denen ich denke, dass sie auch anderen Betroffenen oder Interessierten helfen. Oft sind es Dinge, die mich wütend oder traurig machen. Es sind auch Erfahrungen von Freunden dabei, die mich einfach sehr beschäftigen.

Was bedeutet Ihnen das Bloggen?
Schreiben ist meine Leidenschaft – und ich möchte es auch zu meinem Beruf machen. Ich arbeite nebenbei für Zeitungen, wo ich dann auch zu anderen Themen schreiben kann. Aber mir liegt das Thema Barrierefreiheit und Leben im Rollstuhl sehr am Herzen. Es wird nicht viel darüber berichtet, deshalb versuche ich auf das Thema aufmerksam zu machen. Es gibt zwar immer wieder Zeiten, wo Barrierefreiheit von Medien aufgegriffen wird, aber meiner Meinung nach zu selten. Es ist wichtig, da viele RollstuhlfahrerInnen nicht darüber sprechen wollen.

Welches Feedback bekommen Sie von Ihren LeserInnen?
Viele meiner LeserInnen kommen aus Deutschland und bloggen selbst. Ein Großteil ist in irgendeiner Form betroffen, sei es, dass sie selbst im Rollstuhl sitzen oder RollstuhlfahrerInnen in ihrem Umfeld kennen. Sie antworten mir, meist über Kommentare auf der Website, dass sie der gleichen oder aber komplett anderer Meinung sind. So kommt es zu einem Austausch mit meinen LeserInnen.

Gibt es einen Trend hin zum Bloggen?
Ich denke schon. Zurzeit gibt es sehr viele Fashion und Food Blogs. Viele machen das, weil sie wissen, dass man damit unter Umständen auch Geld verdienen kann. Es gibt ja immer wieder Erfolgsgeschichten von Bloggerinnen und Bloggern, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben und jetzt davon leben. Ich selbst verdiene kein Geld mit meinem Blog, habe aber derzeit auch kein Interesse daran, meinen Blog kommerziell zu betreiben.

Was macht den Reiz am Bloggen aus?
Bei vielen geht es um Selbstinszenierung. Sie arbeiten mit vielen Fotos und stellen sich selbst in den Mittelpunkt. Für mich liegt der Reiz im Schreiben.

Was zeichnet einen guten Blog aus?
Regelmäßigkeit! Es ist wichtig, dass die LeserInnen wissen, wann es etwas Neues gibt – täglich, einmal in der Woche oder einmal im Monat. Der Blog muss auch die Persönlichkeit des Bloggers widerspiegeln. Ich lese selbst viele Blogs, und mich interessiert die Person dahinter genauso wie das Thema des Blogs. Bei vielen – vor allem kommerziellen – Blogs dreht es sich nur um Kooperationen mit Unternehmen. Da fehlt mir die persönliche Komponente. Auch das Design und der Aufbau des Blogs sind wesentlich, um viele BesucherInnen anzusprechen.

Erinnern Sie sich an einen Ihrer Blogeinträge, der besonders erfolgreich war?
Es gibt einen, in dem ich erzähle, wie ich in den Rollstuhl kam. Obwohl er schon älter ist, wird er nach wie vor sehr oft aufgerufen.