Marie Meyer-Marktl | Foto: Andrea Zehetner

Meine Vision ist es, dass Menschen Montagmorgens mit einem Strahlen aufwachen und an die Arbeit denken.

Marie Meyer-Marktl hat an der Uni Klagenfurt Wirtschaft studiert. Ihre Karriere startete sie im Controlling, wurde dann zur Pricing Managerin und schließlich zur CFO eines umsatzstarken internationalen Unternehmens. Heute ist sie selbstständig und unterstützt als Coach Menschen dabei, ein erfülltes und erfolgreiches Arbeitsleben zu finden. Von ihrer Expertise konnten auch Besucher*innen der Job- & Karrieremesse connect profitieren – ihre Karriere-Speed-Coachings und der Impulsvortrag waren gut besucht. Im Interview gibt Marie Meyer-Marktl Einblicke in ihren beruflichen Veränderungsprozess, erzählt, wie ihre Studienzeit und die internationalen Erfahrungen dazu beigetragen haben und verrät, wie Studierende und Absolvent*innen ihren Traumjob finden können.

Frau Meyer-Marktl, nach Ihrem Studium der ABWL sind Sie im klassischen Feld des Controllings eingestiegen und haben mit viel Ehrgeiz und Ambition Ihren Verantwortungsbereich stetig erweitert, bis Sie schlussendlich zur kaufmännischen Leiterin (CFO) eines großen Unternehmens wurden. Wie kam es dazu und was hat Sie in der Welt der Zahlen und Fakten motiviert?
Als Junior Controllerin habe ich anfangs viele Fehler gemacht. Die Firma in Wien war sehr geduldig, und gestand mir als Berufseinsteigerin Entwicklungspotenzial zu. Nach einiger Zeit haben wir aber gemeinschaftlich erkannt, dass meine Stärken nicht im Reporting liegen. Ich wurde zur Business Partnerin im Controlling und konnte mit den Führungskräften und Kolleg*innen sehr erfolgreich neue Themen entwickeln und sie bei Projekten unterstützen. Ein firmeninternes Karriere-Entwicklungsprogramm ermöglichte mir dann den nächsten Karriere-Schritt. Ich zog nach Berlin und durfte als Pricing Managerin an einem internationalen Projekt mitarbeiten. Es war eine aufregende, turbulente und intensive Zeit. Besonders stolz war ich, ein internes Audit, dank meiner Controlling-Expertise, gut gemeistert zu haben. Außerdem war die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen aus der Schweiz, Frankreich, China und Indien sehr bereichernd. Auch das Leben in der Großstadt Berlin hat mich beeindruckt – die Stadt sprüht vor Internationalität und Innovationsfreude. 2016 wurde mir dann die Stelle als kaufmännische Leitern (CFO) der Region Nord mit Standort in Hamburg angeboten. Die Herausforderung nahm ich an. Ich schätzte die Zusammenarbeit im Team und die fördernde Arbeitsweise meines Vorgesetzten, merkte jedoch immer mehr, dass ich inhaltlich nicht am richtigen Platz war. Ich fühlte mich wie eine Künstlerin, die aus einer Farbpalette nur zwei Farben auswählen darf. Alle anderen waren verschlossen.

Damit kam es zum beruflichen Umdenken. Was war ausschlaggebend für Ihren persönlichen Veränderungsprozess?
Bereits während meiner Zeit in Berlin, jedoch noch stärker in Hamburg, beschäftigte mich das Thema der beruflichen Orientierung. Ich begab mich auf die Suche nach meinem „Why“ und meinem „Purpose“. Während meiner Studienzeit habe ich mich mit dem Thema intensiv auf Unternehmensebene auseinandergesetzt. Im BWL-Studium lernte ich viel darüber, dass Unternehmen einen Existenzgrund und eine Vision brauchen. Während meiner Zeit in Deutschland wurde mir klar, dass dieser Gedanke auch für mich als Individuum sehr wichtig ist. Meine Suche nach dem Sinn wurde immer stärker und so landete ich 2016 in Äthiopien, wo ich in einem Projekt als Englisch-Lehrerin mitarbeitete. 2017 startete ich dann mit der Ausbildung zum Coach, die mich über ein Jahr begleitete. 2019 wagte ich dann schlussendlich den Absprung in die Selbstständigkeit. Heute unterstütze ich Menschen dabei, ein erfülltes und erfolgreiches Arbeitsleben zu finden. Mit individuellen Coachings begleite ich den Veränderungsprozess.

Hat Ihre internationale Erfahrung zu Ihrem Veränderungsprozess beigetragen?
Ja, definitiv! Ich habe als Studentin und im beruflichen Kontext in vielen verschiedenen Ländern gelebt und bin viel gereist. Durch diese internationalen Erfahrungen habe ich nicht nur andere Länder und Menschen, sondern auch mich selbst besser kennen gelernt. Es gab viele Erlebnisse, die mich sehr inspiriert und geprägt haben. In Äthiopien z.B. habe ich mit meinen erwachsenen Schüler*innen über Zeit und deren Bedeutung gesprochen. Mit meiner Sichtweise „time is money“ konnten sie sich absolut nicht identifizieren.  „Time is family and friends“, das war ihre wichtigste Aussage. Auch mein Vorgesetzter hat mich mit seinen Worten „at the end of the day, you need to be happy, nothing else.“ zum Nachdenken gebracht.

Was motiviert Sie in Ihrer Aufgabe als Coach?
Klarheit, Wissen und Mut sind die drei Kernzutaten für eine berufliche Veränderung – dahin begleite und empowere ich meine Kund*innen. Die Vielfalt macht diese Aufgabe so spannend. Ich arbeite mit Personen aus verschiedenen Altersgruppen in unterschiedlichsten Lebenslagen. Meine Coachings gestalte ich entsprechend individuell – es gibt keine vorgefertigten Video-Kurse. Wenn meine Kund*innen in die Veränderung kommen und eine berufliche Aufgabe finden, die sich gut anfühlt, macht auch mich das glücklich und stolz. Solche Erfolgserlebnisse motivieren mich sehr.

Hat Sie Ihr Studium auch auf diese Tätigkeiten als Coach vorbereitet?
Ja, auf jeden Fall. Es gibt unglaublich vielschichtige Parallelen zwischen strategischer Betriebswirtschaft und einem erfüllten und erfolgreichem Arbeitsleben. Insbesondere das strategische Controlling bietet reichlich Inspiration für meine berufliche Tätigkeit als Coach für Einzelpersonen. Auch meine Auslandserfahrungen, die ich während meiner Studienzeit erleben durfte, waren sehr bereichernd.

Welche Tipps können Sie Studierenden und Absolvent*innen mit auf den Weg geben, damit sie ein erfülltes Arbeitsleben finden?
Im Impulsvortrag bei der Job- & Karrieremesse connect konnte ich den Besucher*innen folgende drei Leitgedanken mitgeben:

  • Reden ist Gold, Schweigen ist Silber. Sprich über deine Wünsche und Vorhaben. Jede*r soll davon wissen, denn mit der Unterstützung anderer Menschen wirst du schneller und besser deine Ziele erreichen.
  • Nimm dir Zeit zur Reflexion: Das Jahresende bietet sich an, sich über Vergangenes Gedanken zu machen. Was hat dir besonders gut gefallen? Was hast du gelernt?
  • Überlege dir, wie du dir dein ideales Arbeitsleben vorstellst. Schreib einen Wunschzettel ans Christkind. Erst wenn dir klar ist, was du willst und was dir wichtig ist, kannst du dich auf die Suche nach der geeigneten Stelle und dem passenden Unternehmen machen.

Meine Vision ist es, dass Menschen Montagmorgens mit einem Strahlen aufwachen und an die Arbeit denken. Da gibt es noch viel zu tun!

Auf ein paar Worte mit Marie Meyer-Marktl

Ein glücklicher Moment an der Uni Klagenfurt war als ich in einem Entrepreneurship-Kurs viele verschiedene Gründer*innen kennenlernen durfte, die alle für ihr Unternehmen brannten. Und mit den Uni-Partys verbinde ich heitere Stunden. Dort tanzte ich gerne bis tief in die Nacht 😉

Aus meiner Studienzeit begleitet mich noch meine beste Freundin Christin.

Wer hat Sie inspiriert? Jede Begegnung mit Menschen ist inspirierend. Simon Sinek, John Strelecky und Stephan Covey haben mich sehr geprägt.

Wenn ich noch einmal studieren würden, würde ich ein philosophisches Fach ausprobieren.

Mein Studium in 4 Worten: abwechslungsreich – spannend – familiär – international (USA mit Joint Study, China-Reise, Praktikum in Mainz, Betreuung von Auslandsstudierenden)

Ein unvergessliches Erlebnis in meiner Studienzeit war mein Auslandsaufenthalt in den USA und die Betreuung von 4 japanischen Auslandsstudierenden in Klagenfurt. Das waren wirklich sehr spannende Zeiten!

Denke ich an die Uni Klagenfurt, denke ich sofort an familiäre Umgebung und Miteinander, du bist keine Nummer.