IfEB-Spotlight November 25: Adriana Nedwed „Montessori im digitalen Rampenlicht“

Welches Thema bearbeitest Du und was bedeutet es für Dich?

„Montessori im digitalen Rampenlicht: Eine visuelle Cross-Plattform-Analyse der Inszenierung der Montessori-Pädagogik zwischen Romantisierung und Realität aus erziehungswissenschaftlich-ratgeberforschungstheoretischer Perspektive“

In meiner Masterarbeit analysiere ich die Darstellung der Montessori-Pädagogik auf Social-Media-Plattformen wie Instagram, TikTok und Pinterest. Im Zentrum steht die Frage, wie ein reformpädagogisches Konzept in den digitalen Raum übertragen und dort visuell romantisiert wird. Zahlreiche Beiträge konstruieren ein idealisiertes Bild von Erziehung: Kinder erscheinen in ruhiger Beschäftigung mit Montessori-Materialien, Räume sind minimalistisch und stilvoll gestaltet, und familiäre Situationen wirken harmonisch und konfliktfrei. Diese Darstellungen blenden jedoch die Komplexität und Widersprüchlichkeit pädagogischer Praxis häufig aus. Das Spannungsfeld zwischen romantisierender Inszenierung und gelebter Realität bildet daher den analytischen Fokus meiner Arbeit. Für mich ist das Thema bedeutsam, weil es zeigt, wie stark Medien unsere Vorstellungen von Kindheit, Elternschaft und „guter Erziehung“ prägen – und weil es wichtig ist, diese Diskrepanz zwischen digitaler Romantisierung und gelebter Realität sichtbar zu machen.

Wie ist dieses Thema mit Deinem Studium verbunden?

Ich studiere im Master Diversitätspädagogik in Schule und Gesellschaft an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. In meinem Studium beschäftigen mich vor allem Fragen zu Erziehungsvorstellungen, gesellschaftlichen Diskursen und Bildungszugängen. Mein Masterarbeitsthema verbindet dabei erziehungswissenschaftliche, medienpädagogische und ratgeberforschungstheoretische Perspektiven – ein Mix, der genau zu meinem Studienprofil passt.

So kann ich nicht nur analysieren, wie Montessori auf Social-Media-Plattformen dargestellt wird, sondern auch reflektieren, welche Orientierung diese Darstellungen Eltern bieten und welche Risiken – etwa Überforderung durch idealisierte Vorbilder – damit verbunden sein können. Mein Thema zeigt damit nicht nur die interdisziplinäre Offenheit meines Studiums, sondern macht auch deutlich, wie wichtig es ist, Erziehung in Zeiten digitaler Kulturen genau zu betrachten.

Wie gehst Du im Forschungsprozess vor?

Methodisch arbeite ich mit der Visual Cross-Platform Analysis (VCPA), einem qualitativ-interpretativen Ansatz, der den Vergleich visueller Inhalte über mehrere Plattformen hinweg ermöglicht.

  • Auf der Makro-Ebene untersuche ich plattformübergreifende Muster: Welche Bildsprachen, Farbcodes und Narrative tauchen auf?
  • Auf der Meso-Ebene arbeite ich mit Bildtypologien und Clustern, um wiederkehrende Ästhetiken – etwa bestimmte Inszenierungen von Kinderzimmern oder Spielsituationen – sichtbar zu machen.
  • Auf der Mikro-Ebene führe ich Close Readings einzelner Beiträge durch. Hier betrachte ich zum Beispiel die Komposition, den Einsatz von Hashtags, Emojis, Audioelementen (bei TikTok) und die narrative Rahmung.

Darüber hinaus reflektiere ich die „digitalen Verzerrungen“ (Digital Bias), also die Rolle von Algorithmen, Plattformlogiken und ästhetischen Selektionsmechanismen. Denn die Inhalte, die wir auf Social Media sehen, sind nicht neutral, sondern durch technische und ökonomische Logiken geprägt – und das beeinflusst, welche Erziehungsbilder überhaupt sichtbar werden.

Was möchtest Du anderen Studierenden an Erfahrungen und Tipps mitgeben?

Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass eine gute Planung unglaublich wichtig ist. Ein klar strukturierter Zeitplan gibt Halt und hilft dabei, den Überblick zu behalten – gerade, wenn die Menge an Literatur und Material zunächst überwältigend erscheint. Egal, ob man eher der Typ für konzentriertes Alleinarbeiten ist oder den Austausch sucht – beides ist möglich und wertvoll. Wer lieber für sich arbeitet, kann lernen, sich feste Routinen zu schaffen und konsequent daran festzuhalten. Wer sich gerne mit anderen vernetzt, profitiert oft von Gesprächen, die neue Perspektiven eröffnen oder motivieren. Wichtig ist, die eigene Arbeitsweise zu akzeptieren und zu nutzen. Gleichzeitig sollte man offen bleiben: Vieles entwickelt sich erst im Prozess, und neue Ideen entstehen oft direkt aus der Arbeit am Material. Mein wichtigster Tipp wäre: Dranbleiben! Auch wenn man an einem Tag „nur“ einen Absatz gelesen, einen Satz geschrieben oder neue Literatur gesucht hat – es ist ein Fortschritt, und all diese kleinen Schritte summieren sich. Und nicht zuletzt: Vergesst nicht die Freude am Thema. Die Arbeit an einer Masterarbeit ist anspruchsvoll, aber sie bietet auch die Möglichkeit, sich intensiv mit einem Bereich zu beschäftigen, der einem wirklich am Herzen liegt.