Hohenwarts Handbuch für reisende Liebhaber

Sigismund von Hohenwart (1745 – 1825) gehört mit Franz Xaver Wulfen (1728 – 1805) zu den frühen Naturforschern Kärntens. Mit Pflanzenbeschreibungen und leidenschaftlichen Berichten über seine Bergbesteigungen hat der Theologe das Naturerleben populär gemacht und die wilde Natur – die terra incognita – in den Fokus des bürgerlich-aufgeklärten Interesses gerückt. Die 22. Ausstellung der Reihe Kostbarkeiten aus der Bibliothek widmet sich seinen berühmten Botanik-Büchern von 1792 und 1812.

Beide Bände erschienen in Klagenfurt und tragen den Langtitel „Botanische Reisen nach einigen Oberkärntnerischen und benachbarten Alpen … nebst einer ausführlichen Alpenflora und entomologischen Beiträgen als ein Handbuch für reisende Liebhaber“. Ihre ausklappbaren, fein gestochenen und kolorierten Kupfertafeln zeigen seltene Pflanzen- und Insektenfunde.

Band 1 enthält Aufzeichnungen der gemeinsamen Bergbesteigungen im Glocknergebiet im Jahr 1791 von drei Kirchenmännern: dem Generalvikar Sigismund Hohenwart, dem Archivar und Hofkaplan Joseph Reiner (1765 – 1797) sowie Franz Xaver Wulfen (1728 – 1805), Jesuit und Lehrer an den Gymnasien in Laibach und Klagenfurt. Reiner und Hohenwart brachten ein Jahr später den ersten Bericht über diese „Botanischen Reisen“ heraus. Drei weitere Bände sollten folgen. Der 2. Band erschien 1812. Er enthält neben Hohenwarts Berichten über Reisen ins Plöckengebiet und auf die Pasterze Texte eines weiteren begeisterten Naturforschers: Lorenz Chrysant Vest (1776 – 1740), Augenarzt und Lehrer für Medizin am Lyzeum, bestieg und erforschte mit Hohenwart und anderen die Vertatscha, die Baba, die Krebenzen und die „Syrbitz“ (Zirbitz).

Sigismund Hohenwart hatte eine fundierte theologische Ausbildung und bekleidete nacheinander zahlreiche Kirchenämter in  Klagenfurt unter Fürstbischof Salm, doch sein Hauptinteresse galt den naturwissenschaftlichen Studien in Kärnten und den angrenzenden Ländern, die er in der Praxis wie im internationalen wissenschaftlichen Austausch betrieb. Er war u. a. Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Ursprünglich stammte Hohenwart aus einer Krainer Adelsfamilie aus Cilli / Celje. Seine Begeisterung für die Naturwissenschaften weckte Franz Xaver Wulfen, der damals noch am Laibacher Gymnasium unterrichtete.

Hohenwart schätze Wulfen außerordentlich. Für ihn war er „… mehr mein Vater als Freund … mein Lehrer, mein Wegweiser und Rathgeber“. Von ihm erbte er auch die botanische Sammlung. 1809 nahm Hohenwart die Ernennung zum Bischof von Linz an und verließ mit Bedauern Kärnten. Zur Herausgabe eines dritten und vierten Bandes ist es nicht mehr gekommen.

Die beiden „Handbücher für reisende Liebhaber“ stammen aus dem Bestand der Universitätsbibliothek und sind derzeit als Online-Ausstellung zu sehen. Sie werden nach Ostern und nach Maßgabe der Corona-Regeln im Lesesaal der Universitätsbibliothek auch in natura zu besichtigen sein.