Gastvortrag Peter V. Zima – 2. Juni 2022

Wir möchten Sie herzlich zu einem Vortrag von Em.Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter V. Zima (Freiburg/Klagenfurt) einladen zum Thema

 

„Diskurs und Macht zwischen Literatur und Soziologie: Von Luigi Pirandello zu Erving Goffman“

 

Termin: 2. Juni 2022, um 11:00 Uhr, im N.0.67

Vortragsabstract:

In diesem Vortrag soll deutlich werden, dass es in nahezu allen gesellschaftlich-sprachlichen Situationen oder „Diskursformationen“ (Foucault) Herrschende und Beherrschte gibt und dass die Beherrschten in der Regel allergrößte Mühe haben, sich der Machtausübung der Herrschenden und Ihrer etablierten Sprachen zu entziehen. Dies gilt sowohl für die vom Utilitarismus beherrschte soziolinguistische Situation, in der sich Pirandellos Protagonist Vitangelo Moscarda im Roman Uno, nessuno e centomila (1926) vergeblich gegen das Etikett „Wucherer“ („usuraio“) wehrt, als auch für die von Erving Goffman analysierte psychiatrische Klinik, in der Insassen vergeblich gegen ihre Vereinnahmung durch die Diskurse der Anstalt kämpfen. In beiden Fällen geht es um die entscheidende Frage: „Wer erzählt wen?“ Diese Frage verbindet die Semiotik als Diskurs- oder Erzähltheorie mit der soziologischen Machttheorie, zu der der amerikanisch-kanadische Soziologe Erving Goffman (1922-1982) wichtige Beiträge veröffentlicht hat: Stigma (1964) und Asyle (Asylums, 1961).

Der Vortrag ist ein Kommentar des 5. Kapitels aus Peter V. Zimas jüngst im UTB Verlag erschienenem Buch, „Diskurs und Macht. Einführung in die herrschaftskritische Erzähltheorie“.

 

Vita:

Peter V. Zima ist ein Literaturwissenschaftler. Er studierte Soziologie und Politikwissenschaft an der Universität Edinburgh und Literatursoziologie an der École des hautes études en sciences sociales in Paris, wo er mit zwei Dissertationen promovierte und sich habilitierte. Er war von 1972 bis 1975 Gastdozent und Assistent an der Universität Bielefeld, von 1976 bis 1983 Dozent an der Universität Groningen. Von 1983 bis 2012 war er ordentlicher Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Seit 2012 ist er emeritierter Professor der Universität Klagenfurt, seit 1998 korrespondierendes Mitglied der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und seit 2010 Mitglied der Academia Europaea in London. 2014 wurde er zum Honorarprofessor der East China Normal University in Schanghai ernannt. In seiner Forschung setzt Zima sich mit Soziologie, Semiotik, Ästhetik, Komparatistik, Dekonstruktion, Ideologiekritik und Theorien des Subjekts auseinander.

Neueste Publikationen: Essai et Essayisme. Le potentiel théorique de l’essai: de Montaigne jusqu’à la postmodernité, Paris, Classiques Garnier, 2018; Soziologische Theoriebildung. Ein Handbuch auf dialogischer Basis, Tübingen, Narr-Francke-Attempto (UTB), 2020; Diskurs und Macht. Eine Einführung in die herrschaftskritische Erzähltheorie, Leverkusen, Budrich (UTB), 2022.

 

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