Forschung zu Teamarbeit kommt zum Ergebnis: Der Brei der besten Köche schmeckt nicht immer am besten

Ist ein Team der Besten immer das beste Team? „Nein, ein in allen Elementen überlegenes Projektteam kann nicht immer die Leistung eines niedriger qualifizierten Teams übertreffen“, zu diesem Ergebnis kommen Forscher*innen in einem aktuell vom Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank geförderten Projekt.

Der britische Management-Theoretiker Meredith Belbin hat in den 1970er Jahren auf Basis von Experimenten das „Apollo-Syndrom“ beschrieben: Teams von durchwegs Hochbegabten schnitten in Managementspielen systematisch schlechter ab als durchmischtere Teams. Oft fiel es den Hochbegabten offensichtlich schwerer sich zu einigen; in schwierigen Situationen stritten sie mehr und waren nur schlecht von einer gemeinsamen Linie zu überzeugen. Bora Evci, Alex Gershkov und Paul Schweinzer untersuchten in einem vom Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank geförderten Projekt, ob es eine Möglichkeit gibt, natürliche Fehlerquellen in Team-Entscheidungsprozessen so zu modellieren, dass sie zwangsweise zu Apollo-Ergebnissen führen. Welche Maßnahmen können eine Trainerin oder ein Manager setzen, um die Wahrscheinlichkeit eines Apollo-Ereignisses zu minimieren? Welche Teamkomposition und welche Selektionsmechanismen sind dazu nützlich?

Paul Schweinzer und Bora Evci (Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Klagenfurt) sowie Alex Gershkov (Department of Economics der Hebrew University of Jerusalem) sind mit spieltheoretischen Methoden sowie Instrumenten der Organisationsforschung an diese Fragestellung herangegangen.

Ihre Erkenntnis: „Unser Projekt zeigt schlüssig, dass unter relativ allgemeinen, aber trotzdem hinreichend realistischen Umständen ein in allen Elementen überlegenes Projektteam nicht immer die Leistung eines niedriger qualifizierten Teams übertreffen kann“, so Paul Schweinzer. Der Knackpunkt sind dabei die Reibungsverluste, die durch Meinungsverschiedenheiten entstehen. Konflikte zwischen recht ähnlich qualifizierten Personen erzeugen mehr Reibungsverluste, während völlig verschieden gelagerte Spezialisierungen oft schneller zur Entscheidung gelangen. Paul Schweinzer fasst zusammen: „Wenn die am besten Qualifizierten auch die größten Egos mitbringen, dann sollte man sich überlegen, wie viele Superstars ein Team zum Erfolg benötigt und ab wann sie sich gegenseitig im Weg stehen.“

„Wir haben im Projekt die Frage, unter welchen Umständen das sogenannte Apollo-Syndrom zu erwarten ist, ganz gut beantworten können“, so Schweinzer. Aber die allgemeine Frage, welche Synergien, Komplementaritäten und Substitutionseffekte in welchen Teams und Produktionsumgebungen zu erwarten sind, sei umfangreicher und auch schwieriger zu beantworten. Hier gebe es noch sehr viel Forschungsbedarf. Zurzeit beschäftigt sich beispielsweise Daniel Rehsmann, Doktorand bei Paul Schweinzer, mit der optimalen Setzliste für Tennis- oder Sumoteams, je nach Spielstärke der Spieler*innen, die der Trainerin zur Verfügung stehen.