Titel des Dissertationsvorhabens

Fabio Wurzer: Kommunikatives (Arbeits-)Handeln innerhalb digitaler Grenzen – Zur Dynamik von Raum, Zeit und Selbstkonstruktion in mediatisierten Alltagswelten am Beispiel digital vernetzter Pfarrpriester

Stipendiat: Fabio Wurzer, BA MA MA

Laufzeit des Stipendiums: 1. September 2019 bis 30. Juni 2020

Viele Lebenswelten sind von Technologien zur digitalen Vernetzung durchsetzt und dadurch mit verschiedenen Wandelphänomenen konfrontiert. Zu diesen Phänomenen kommt es aber nicht monokausal durch die Entwicklung neuer Medien, sondern erst durch die Integration dieser in den Alltag der Menschen. Diese Wechselbeziehung aus neu eingesetzten Kommunikationsmedien und sich verändernden kommunikativen Handlungen führt zu gesellschaftlichen Veränderungen. U.a. Krotz beschreibt diese Veränderungen unter der Metatheorie der Mediatisierung. Dem Grundsatz der von Krotz konzipierten Metatheorie folgend, begründet sich diese nicht durch nur eine empirische oder theoretische Darlegung, sondern durch einen übergeordneten Erklärungs- und Strukturierungszusammenhang mit punktueller Empirie. Eine punktuelle Empirie soll diese Forschungsarbeit leisten. Aufbauend auf publizierten empirischen Erkenntnissen und theoretischen Überlegungen wird eine empirische Studie auf Basis des Forschungsstils der Grounded Theory und der Forschungsstrategie der Triangulation zur Alltagswelt von Pfarrpriestern durchgeführt. Da eine konzeptionell dicht beschriebene Theorie sowohl auf Dichte als auch auf Varianz zwischen den berücksichtigten Fällen aufbaut, ist auf besondere Merkmale bei der Auswahl dieser Rücksicht zu nehmen. Die Merkmale ergeben sich mit zunehmender theoretischer Sensibilität im Rahmen des theoretischen Samplings. Der Fokus der Studie liegt auf der Beschreibung der pfarrpriesterlichen Lebenswelt hinsichtlich der Wahrnehmungen von und des Umgangs mit Raum, Zeit und sozialen Beziehungen in einem Alltag, der von kommunikativem Handeln mit digitalen Medien geprägt ist. Methodisch basiert die empirische Untersuchung hauptsächlich auf dem Episodischen Interview (EI) und der Tagebuchmethode (TBM). Das Episodische Interview findet in dieser Studie als Haupterhebungsinstrument Anwendung und wird trianguliert (between method) mit der TBM eingesetzt. Die TBM hat dabei sowohl eine Erkenntniserweiterungsfunktion als auch eine intendierte, wenn auch nur begrenzt widerstandsfähige Validierungsfunktion. Mit der TBM können zudem durch den Prozess des Aufschreibens selbstverständliche Handlungen oder situationsabhängige Empfindungen der Tagebuch-Verfassenden zum Zeitpunkt des Erlebens festgehalten werden, sofern diese ehrlich, offen und umfassend partizipieren. Diese zwei Funktionen, die durch die Triangulation gewährleistet wird, in Kombination mit der Generalisierungsfunktion (konzeptionelle Repräsentativität) der Grounded Theory sollen zu Erkenntnissen hoher Güte beitragen. Die Studienergebnisse sollen nicht nur Aufschluss über Mediatisierungsphänomene limitiert auf die pfarrpriesterliche Lebenswelt geben, sondern auch Implikationen für andere – vor allem Arbeitswelten – liefern, die von einem starken Flexibilisierungs-, Mobilitäts- und Entgrenzungsdruck im Kontext von Mediatisierung sowie von einem hohen Konformitätsdruck betroffen sind.