Erzählen mit und über Bilder: Von privater Fotografie, Lehrmitteln und Stereotypen

In einem Seminar zu Digitalem Kuratieren beschäftigten sich Studierende der Universität Klagenfurt mit Beständen aus der Fotosammlung des Volkskundemuseum Wien und gestalteten daraus eine Online-Ausstellung zu den Themen Alkohol-Abstinenz, private Reisefotografie und volkskundliche Blicke auf die „Huzulen“. Die Präsentation findet am Donnerstag, den 15. Juli 2021 um 12.30 Uhr online statt.

Das Ausgangsmaterial der Online-Ausstellung „Erzählen mit und über Bilder. Von privater Fotografie, Lehrmitteln und Stereotypen“ könnte kaum unterschiedlicher sein: ein Diavortrag zu den Gefahren des Alkohols, die privaten Bilder der Reisen und Ausflüge einer Wiener Lehrerfamilie und ein Konvolut volkskundlicher Bilder zu der Bevölkerungsgruppe der „Huzulen“. Die Bestände des Volkskundemuseums Wien in schwarz-weiß umfassen Diapositive, Stereobilder, Negative, Positivabzüge, Postkarten – selbstgemacht oder gekauft. Das älteste Bild ist auf 1893 datiert, das jüngste wurde 1941 aufgenommen. Was lässt sich mit ihnen über die Funktionsweisen von Bildern Anfang des 20. Jahrhunderts erzählen? Und wie können historische Fotografien digital ausgestellt werden?

Diesen und weiteren Fragen stellten sich neun Studierende aus drei Studienrichtungen der Universität Klagenfurt: Morena Bignotti, Stephane Binder, Felizitas Gattermann, Nika Halapier, Katharina Kavallar, Stefanie Leeb, Ilse Pichler, Karolina Wochocz und Denise Zaros. In drei Gruppen und mit drei unterschiedlichen Ansätzen erzählen sie nun in der Online-Ausstellung über historische Fotografien. Die Leitung des Seminars im Studiengang Visuelle Kultur lag bei Herbert Justnik vom Volkskundemuseum Wien.

Making of

In der Analyse der Fotografien haben die Studierenden unterschiedliche Zugänge gewählt. Eine Gruppe hat sich mit 60 Glasplattendiapositiven auseinandergesetzt: Anschauungsmaterial zum Vortrag „Der Alkoholismus“. Es wurde vom Deutschen Hygiene-Museum Dresden produziert und vom Österreichischen Arbeiter-Abstinentenbund Anfang des 20. Jahrhunderts als Mittel im Kampf gegen Alkoholismus eingesetzt.

Morena Bignotti und Denise Zaros näherten sich dem Bildmaterial über eine literaturgestützte Analyse der „Alkoholfrage“ in ihrem sozialhistorischen Kontext. Für Bignotti war der Inhalt mancher Bilder vorerst gar nicht zuordenbar und sie nennt als Beispiel ein Dia, auf dem vier Hunde zu sehen sind. „Erst mit der Auffindung des Original-Bildverzeichnisses und den Bildbeschreibungen im digitalen Archiv des Deutschen Hygiene-Museums Dresden konnte die Funktion bzw. das Narrativ der Wiener Lichtbildreihe erschlossen werden.“ Hier heißt es: Vier Hunde vom selben Wurf, von denen zwei mäßig Alkohol erhalten haben und dadurch in der Entwicklung zurückgeblieben sind. Damit wurde das Foto interpretierbar.

Seminar im Studiengang Visuelle Kultur an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt in Kooperation mit dem Volkskundemuseum Wien

Leitung: Herbert Justnik

Objektmanagement: Astrid Hammer

Produktion und Kommunikation: Julia Schulte-Werning

Die Ausstellungspräsentation fand am Donnerstag, den 15. Juli 2021 um 12.30 Uhr online statt.