Entwicklungen mathematisch beschreiben

Verena Schwarz kam für das FWF-doc.funds-Doktoratskolleg zu „Modeling – Analysis – Optimization of discrete, continuous, and stochastic systems“ nach Klagenfurt. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wie ihre Begeisterung für die Mathematik entstand.

Nach Klagenfurt ist die Mathematikerin Verena Schwarz zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt gekommen. Knapp, nachdem sie im September aus Süddeutschland kommend ihre Zelte in Klagenfurt aufgeschlagen hat, wurden weitgehende Ausgangsbeschränkungen ausgerufen. Verena Schwarz kam für das doc.funds Doctoral School „Modeling – Analysis – Optimization of discrete, continuous, and stochastic systems“ hierher und ist nun eine von 14 Doktorand*innen aus den Fächern Mathematik und Statistik, die in Klagenfurt in dem vom FWF geförderten Projekt forschen.

Ihr Forschungsgebiet sind die stochastischen Differenzialgleichungen, mit denen man zeitliche Vorgänge, welche durch verschiedene Einflussgrößen manipuliert werden, modellieren kann. Beispiele aus der Praxis sind Aktienkurse oder Energiepreise. „Diese Modelle werden relativ schnell so kompliziert, dass man sie nicht explizit errechnen kann“, erklärt sie uns beim Interview. Verena Schwarz nimmt theoretische Approximationsverfahren unter die Lupe und untersucht, wie schnell diese eine hinreichend gute Näherung erbringen um zum bestmöglichen Resultat zu gelangen.

Der Mathematik fühlt sich Verena Schwarz schon seit der Schulzeit verbunden. Schon im Gymnasium fiel es ihr leicht, mathematische Strukturen zu erkennen. Sie begann früh damit, ihr Wissen in der Nachhilfe auch anderen weiter zu geben. „Ich habe stets versucht alle Schüler*innen für die Schönheit der Mathematik zu begeistern“, erzählt sie. Schließlich entschied sie sich für das Studium der Wirtschaftsmathematik in Ulm; eine Entscheidung, die sie bis heute nicht bereut: „Ich bin total glücklich damit.“ Über die Ausschreibung wurde sie auf die Stelle in Klagenfurt aufmerksam.

Die Arbeit im akademischen Umfeld macht ihr große Freude: „Ich arbeite gerne im Team und beschäftige mich mit ungelösten Problemen und den damit verbundenen neuen Fragestellungen.“

Auf ein paar Worte mit … Verena Schwarz



Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Wissenschaftlerin geworden wären?

Zu Beginn meines Studiums hatte ich den Plan, im Anschluss im Consulting anzufangen, doch dann hat mich die Mathematik so fasziniert, dass dieser auf Eis gelegt wurde.

Verstehen Ihre Eltern, woran Sie arbeiten?

Nicht wirklich, aber sie versuchen stets ihr Bestes zu geben.

Was machen Sie im Büro morgens als Erstes?

Als erstes begrüße ich meine Kolleg*innen, dann checke ich meinen Kalender und mache mir einen groben Plan für den Tag.

Machen Sie richtig Urlaub? Ohne an Ihre Arbeit zu denken?

Ich versuche es, aber oft habe ich genau dann Lösungsideen, wenn ich nicht über meine offenen Fragestellungen nachdenke und die müssen dann natürlich auch im Urlaub irgendwo festgehalten werden.

Was bringt Sie in Rage?

Um ehrlich zu sein, unsaubere mathematische Formulierungen. Diese kann ich nicht stehen lassen, sie werden immer korrigiert.

Und was beruhigt Sie?

Ein entspannter Abend auf dem Sofa mit einem guten Roman.

Wer ist für Sie der*die größte Wissenschaftler*in der Geschichte und warum?

Norbert Wiener. Er modellierte als erster mathematisch den nach ihm benannten Wiener Prozess, welcher in meiner Forschung eine große Rolle spielt.

Wovor fürchten Sie sich?

Im Bezug auf meine Promotion ein bisschen vor dem Moment, an dem ich feststelle, dass meine Arbeit der letzten Wochen für die Tonne war, weil sich im letzten Schritt des Beweises ein Problem auftut, welches nicht behoben werden kann. Aber da das ziemlich sicher irgendwann die nächsten Jahre passieren wird, kann ich mich jetzt schon darauf vorbereiten.

Worauf freuen Sie sich?

Auf die Zeit nach Corona. Dann habe ich die Möglichkeit, die Stadt Klagenfurt und die Universität richtig kennen zu lernen.