Einblick in die Lehre… 3 Fragen an Felix Schniz

Anthologien – wie das Kuratieren und die Komposition bestimmter Themenbereiche Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Rezipient*innen hat. In Felix Schniz‘ LV zu Horror Anthologies geht es genau darum und um das Wissen, das daraus gewonnen werden kann.

Können Sie uns etwas Näheres zu Ihrer LV „Topics in Anglophone Literary Studies: Horror Anthologies“ erzählen? Worum geht es dabei genau?

Sehr gern! In der Lehrveranstaltung beschäftigen wir uns mit der Wechselwirkung zwischen einem künstlerischen Genre, dem Horror, und der Textgestaltung in Theorie und Praxis. Wir analysieren schauerliche Werke, wobei uns jedoch nicht nur die Geschichten selbst, sondern insbesondere deren Komposition interessiert: Anthologien sind Sammelwerke, deren Inhalte sorgfältig von einer Herausgeberschaft oder auf Grund bestimmter Kriterien ausgewählt werden. Unsere Leitfrage ist also nicht nur, was uns Horrorgeschichten erzählen, sondern vielmehr auch, wie sie organisiert und zusammengestellt werden – und was wir als Literatur- und Kulturwissenschaftler*innen daraus lernen können.

Was wollen Sie Ihren Studierenden mitgeben?

Traditionell werden Anthologien verwendet, um thematisch orientierte Übersichten zu bieten. So erlaubt mir dieses Seminar im Speziellen, den Studierenden der Anglistik und Amerikanistik einige zentrale Kunstschaffende des anglophonen Horrorgenres näher zu bringen – dazu zählen große Autor*innen wie Edgar Allan Poe oder Carmen Maria Machado, aber auch Regisseur*innen oder die Entwicklerstudios von Videospielen, etwa der Dark Pictures Anthology.

Gleichzeitig möchte ich meinen Studierenden Einblick in das Handwerk von Kunstschaffenden und Herausgeber*innen geben. Viele von ihnen sehen sich im späteren Leben in einem literarischen oder anderweitig medialen Arbeitsfeld. Es ist wichtig für sie zu lernen, wie anspruchsvoll das Kuratieren von Kunst sein kann und wie viel Wirkmacht dahintersteckt, wenn Herausgeber*innen eine große Auswahl an Werken für ein Publikum auf eine handverlesene Auswahl kondensieren müssen.

Was ist Ihr persönlicher Bezug zu dieser Thematik?

Als Jugendlicher habe ich in der dunkelsten Ecke des Buchladens meiner Heimatstadt ein abgegriffenes Sammelwerk von Howard Philipps Lovecraft gefunden. Seine Geschichten über die Angst vor dem großen Unbekannten haben mich immens fasziniert und sicherlich ihren Teil dazu beigetragen, dass ich in der Kulturwissenschaft gelandet bin. Dort hat mich das ‚Denken in Anthologien‘ eigentlich schon meine ganze Karriere begleitet – denn was ist eine Lehrveranstaltung in der Anglistik und Amerikanistik anderes als eine Anthologie, mit der wir Studierende mit dem, was wir als essenziell erachten vertraut machen?

Zur Person

Felix Schniz lehrt am Institut für Anglistik und Amerikanistik und am Institut für Informationstechnologie an der Universität Klagenfurt. Hier leitet er auch das Masterstudium Game Studies and Engineering. Sein Forschungsfokus liegt auf den verschiedenen theoretischen und praktischen Dimensionen von Videospielen.


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